Liebes SchülerVZ,
dieses Jahr bist du schon ganze drei Jahre alt geworden, es wird also allerhöchste Zeit, dass dir mal ein persönlicher Brief geschrieben wird. Du hast über sechs Millionen Mitglieder, viele benutzen dich mehrmals täglich. Die Mitglieder in deiner Community haben mehrere Freunde, ein aussagekräftiges Profil, in dem sie sich selbst definieren und mehrere Fotoalben. Sie sind also keineswegs allein! Ist es nicht ein gutes Gefühl, 200 Freunde zu haben?
Du bist zum Kontaktvermittler geworden
Eine Freundin von mir fand letztens ihren Freund bei Schülervz. Sie suchte ihn, fand ihn, addete ihn, traf sich mit ihm, gruschelte ihn, knutschte mit ihm, gab auf ihrer Seite „vergeben“ an, war glücklich, war unglücklich, machte über dich auf seiner Pinnwand mit ihm Schluss. Jetzt ist sie wieder „für alles zu haben“. Wie wäre so etwas wohl ohne dich abgelaufen? Meine Freundin hätte sich irgendwann trauen müssen, ihren Schwarm auf dem Schulhof anzuquatschen. Sie hätte am Ende persönlich mit ihm Schluss machen müssen und seine Freunde hätten ihm keine „Kopf hoch, alter!“-Sprüche auf der Pinnwand hinterlassen. Sie hätten weniger gechattet, sich öfter getroffen und ihre 200 Freunde nicht an ihrem Privatleben teilhaben lassen.
Das Leben mancher Jugendlichen spielt sich nur noch auf deiner Seite ab. Schülervz, mein VZ, EmoVZ und wie sie alle heißen, haben längst persönliche Briefe abgelöst, das Telefon ersetzt und Freundschaften kaputt gemacht. Denn bei dir sind doch alle gleich, oder? Es gibt keine besten Freundschaften mehr, in der Kontaktliste befinden sich viele Leute, die man noch nie in seinem Leben gesehen hat. Freunde werden zum Aushängeschild. Je mehr Freunde auf Schülervz, desto beliebter ist man. Normale Freundschaften klappen nämlich eigentlich auch gut ohne dich.
Mein Leben ohne dich
Ich muss zugeben, ich habe kein SchülerVZ und bin bis jetzt ganz gut ohne dich ausgekommen. Gestern war ich bei ein paar Freunden. Aufgeregt scharrten wir uns um den Computer. Ein Typ aus unserer Klasse hatte eine neue Freundin und natürlich gleich Bilder von ihr hochgeladen. Das mussten wir uns selbstverständlich erst mal angucken. „Guckt mal was die für eine große Nase hat! Und wie die schon guckt, so eine arrogante Zicke. Die mag ich nicht", waren die ersten Stimmen zu dem blonden Mädchen und schon befand sie sich in einer Schublade. Für die Beurteilung reichten drei Sekunden.
Ich surfte ein bisschen auf dir herum und sah mir Bilder von meiner letzten Party an. Ich bin auf keinem davon zu sehen. Wieso auch, man konnte mich ja nicht darauf verlinken. Ich fühlte mich, als sei ich gar nicht auf der Party gewesen und würde nicht dazuzugehören. Quatsch, sagte ich mir und blickte mich im Raum um. Meine lachenden Freunde saßen auf dem Boden und unterhielten sich. Schnell setzte mich zu ihnen. Echte Freunde sind doch immer noch die besten. Du hast die Jugendlichen eindeutig in deinen Bann gezogen und alle sind im VZ-Fieber.
Trotzdem, mich kriegst du nicht klein.
Rebellische Grüße,
Schneewibchen
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Also es ist definitiv nicht so, dass schuelerVZ das leben von Kindern und Jugendlichen ersetzt! Sicherlich spielt sich nun mehr Leben auch online ab, aber so extrem, wie du es beschrieben hast, ist es dann doch nicht.
Aber berechtigt ist deine Kritik dennoch, denn sicher ist etwas wahres dran. Nur was soll man dagegen tun?
Leider hast du voll ins Schwarze getroffen. Dabei ist... war das Leben doch so toll! Wenn ich an all die ganzen Kinder und Jugendliche denke, die schon so viel ihrer kostbaren Zeit damit verschwendet haben Gruppen zu "klauen", "Freunde" zu suchen und auf irgendwelchen Fotos zu verlinken...
In naher Zukunft wird es noch dramatischer werden, befürchte ich... Wobei man dem SchülerVZ-Team eigentlich keinen Vorwurf machen kann. Die Grundidee finde ich sogar sehr gut - eine Plattform über die sich Menschen finden können, bei der es nicht vom Wohnort abhängt.
Schade, dass es sich so zu einem Statussymbol entwickelt hat.
Reden ist viel toller.
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