Liebe Wahlbenachrichtigung,
vor ein paar Wochen habe ich dich aus dem Briefkasten gefischt. Du bist meine Berechtigung zur Wahl, meine Berechtigung zur Mitbestimmung in Deutschland. Seitdem hängst du an meiner Pinnwand, wirst von Notizzetteln und Einkaufslisten umrahmt und wartest nur darauf, am Sonntag abgegeben zu werden.
22. September 2017 - 15:00 SPIESSER-Autorin schneewibchen.
vor ein paar Wochen habe ich dich aus dem Briefkasten gefischt. Du bist meine Berechtigung zur Wahl, meine Berechtigung zur Mitbestimmung in Deutschland. Seitdem hängst du an meiner Pinnwand, wirst von Notizzetteln und Einkaufslisten umrahmt und wartest nur darauf, am Sonntag abgegeben zu werden.
„Man macht doch sowieso mit jeder Wahl was falsch“, sagte meine Mutter heute Morgen, reicht mir die Zeitung und räumt ihr Frühstücksgeschirr klirrend in den Geschirrspüler. Sonntag ist Wahltag in Deutschland, Sonntag gebe ich dich ab und mach mein Kreuz. Sonntag schon. Was wähl ich denn jetzt? Seit langem informiere ich mich über Wahlprogramme, gucke Wahlarenen am laufenden Band, habe das Duell gesehen, den Wahl-O-Mat gemacht, mir eine Meinung gebildet. Was ich wählen soll weiß ich trotzdem noch nicht und so gehöre ich wohl zu den 50% der Deutschen, die laut einer Umfrage noch unentschlossen sind.
Ich würde mich durchaus als einigermaßen schlau bezeichnen. Sicher, ich habe keinen Doktortitel in Astrophysik, bin kein Fachmann für Geschichte, aber um eine für Deutschland vernünftige Wahl zu treffen und meine Meinung klar zu äußern, dazu wird es doch wohl noch reichen. Schließlich habe ich dich ja nicht umsonst erhalten und ich will meine Berechtigung zur Wahl auch durchaus ernst nehmen. Doch wie in jedem Wahljahr – sind sie eigentlich kürzer geworden, diese Regierungsperioden oder vergeht die Zeit nur jedes Jahr schneller? – bin ich verwirrt. Verwirrt über die Unterschiede der Parteien, verwirrt über meine eigene Meinung, verwirrt über Deutschland.
Und ehrlich gesagt bin ich auch ein wenig wahlmüde oder wahldeprimiert. Eine richtig tolle Partei, denen ich als junger Wähler meine Zukunft in die Hand geben möchte, eine richtig tolle charismatische Person, die unser Land in eine sonnige Zukunft führen wird, die gibt es meiner Meinung nach zur Zeit nicht. Mir ist schon klar, was ich will: Ein Deutschland, in dem wir alle krankenversichert sind, in dem Ärzte für ihre Patienten und nicht für die Krankenkassen entscheiden, ein Deutschland, in dem anständige Löhne und Renten gezahlt werden, in dem die Wirtschaft zwar gefördert aber die Bildung auch gestärkt wird. Das ist ein Deutschland, in dem ich tatsächlich gerne leben will und ich bin mir eigentlich sicher, dass die Mehrheit der Deutschen, rein aus Logik, mir in diesen Punkten zustimmen würde.
Doch ich lese in den Schlagzeilen nur, was uns alles fehlt: Zu wenig Lehrer, zu wenig Ärzte, zu wenig Polizisten, zu wenig Pflegepersonal, zu wenig Sozialarbeiter, zu wenig von Allem. Stattdessen haben wir zu viele Schulden, zu viele Arbeitslose, zu viele unbearbeitete Asylanträge, zu viele unbetreute Kinder. Auch ich habe dafür keine Lösung, doch ob unsere Politiker dafür eine Lösung oder überhaupt einen vernünftigen Ansatz haben, das weiß ich nicht. Nur leere Worte, nur ein paar Floskeln, ein paar Phrasen und Aufgaben für die ersten 100 Regierungstage, ein paar Aufhetzungsreden gegen die Konkurrenten – so sieht der Wahlkampf zur Zeit aus und er ist fast vorbei. Ich fühle mich allein gelassen von unseren Abgeordneten und wenn es nicht auf noch vielfältigere Arten falsch wäre, dann würde ich am liebsten aus Trotz gar keinem meine Stimme geben und dich einfach achtlos im Schredder vernichten.
Ich würde gern sagen, dass ich schwarz sehe für Sonntag, doch das würde wahrscheinlich den Eindruck erwecken, dass ich die CDU als Sieger der Wahl vorhersage. Am Sonntag bin ich Wahlhelfer und werde tausende von dir in den Händen halten und den Deutschen ihre Stimmzettel herausgeben. Mögen sie mit bedacht wählen und ihre Stimme dem geben, der sie am meisten überzeugt. Und wenn sie keiner wirklich überzeugt, dann mögen sie doch wenigstens wie ich versuchen, das kleinste Übel heraus zu picken. Vielleicht freue ich mich in vier Jahren ein wenig mehr auf dich – wir werden sehen.
Bis Sonntag dann.
P.S.: Wenn du meinen verlorenen Studierendenausweis irgendwo in dem Zettelchaos um dich herum entdeckst, dann sag mir doch bitte Bescheid.
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