Unsere Überwachungstechnik hat die Science-Fiction längst überholt. Google und Co. bestimmen unsere Meinungen... oder etwa doch nicht? SPIESSERin Helen schreibt an das Dystopiejahr 1984...
du bist eine der bedeutendsten Dystopien der Literaturgeschichte und beschreibst eine Welt der staatlichen Überwachung und Manipulation. Eigentlich wünschte ich mir, ich hätte keinen Grund, dir zu schreiben. Doch leider fallen mir viele Beispiele ein, die deine Hauptfigur Winston heute so oder so ähnlich erleben würde: Neue, bessere Überwachungssysteme, die in unsere Privatsphäre eindringen. Suchmaschinen, die Informationen filtern und unsere Meinungsbildung einschränken. Staatschefs, die der Meinung sind, dass sie keine Wissenschaft brauchen, um ihre Versionen der Wahrheit zu belegen. Bei dir behauptet die Regierung, sie würde die Naturgesetze schreiben und könne das Denken der Bevölkerung beeinflussen, in dem sie bestimmte Wörter verbietet. Der amerikanische Präsident scheint es im Jahr 2018 sehr ähnlich zu halten.
Doch irgendwie schwingt bei einer Dystopie wie dir ja auch immer Hoffnung mit. Hoffnung, dass wir Menschen unsere Fähigkeit wahren, uns aufzulehnen, uns nicht alles gefallen zu lassen und unsere Zukunft zu gestalten. Ist es nicht das, was du eigentlich sagen willst? Du willst uns aufrufen, in Zukunft auf unser Herz zu hören und ihm zu folgen statt einem Populisten. Du willst uns ermahnen, technische Fortschritte zu nutzen, um die Menschheit vorwärts zu bringen, anstatt uns selbst zu zerstören. Wir haben das Potenzial, nicht so zu werden wie Winstons Gesellschaft. Vielleicht ist deine Botschaft heute wichtiger und aktueller denn je.
Für diese Gedanken und Aufrufe möchte ich dir von Herzen danken, liebes „1984“.
Deine Helen
Text: Helen Pörtner
Teaserbild: Lena Schulze
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