SPIESSER-Autoren verfassen Briefe. Pünktlich zum Start des Wintersemesters schreibt sich Uni-Neuling JuliANNE ihre Panik aus dem Kopf. Empfänger von viel Vorwurf und wenig Lob: die Universität.
15. October 2011 - 12:19 von SPIESSER-Autorin JuliANNE.
meine Souveränität ist nur noch Fassade. Nicht ich bin schwer zu kapieren, sondern DU. Denn du bist unlogisch und ziemlich verwirrend – zumindest für uns Erstsemester.
Wenn die Zeit gekommen ist, verlassen wir unsere gluckenden Elterntiere. Wir pfeifen auf deren Fürsorge und pilgern zu dir. Du lockst uns mit ungeahnten Freiheiten, Großstadtluft, der ersten eigenen Bude, Feier-Orgien und ganz viel Leben. Nach unserer Ankunft stellst du uns dann jedoch dreist ein Bein:
Der Campus ist unübersichtlich, deine Gebäude schreien nach gehörigem Respekt. Drum sind wir „Erstis“ auch besonders leicht auszumachen: Unsere Köpfe verstecken wir hinter Lageplänen und U-Bahn-Karten, wahlweise auch hinterm navigierenden Smartphone. Wir sind orientierungslos auf der Suche nach Hörsälen. Hoffnungsvoll auf der Jagd nach Anschluss. Und erst recht verzweifelt bei der Expedition durch literarische Regalschluchten. Die emotionalen Wechselduschen hinterlassen Stresspickel und dunkle Augenringe – nicht nur in meinem Gesicht.
Deine Anonymität ist eigentlich nichts Schlimmes. Doch manchmal darf es gern 'ne Nummer intimer sein. Beispielsweise dann, wenn das Auditorium aus allen Nähten platzt. Und man vor lauter Menschenknäuel nicht mal mehr Ellbogen und Hände zuordnen kann. Ein Weiteres Uni-Unding: Man wird nicht explizit eingeladen und schon gar nicht erinnert.
Weniger davon! Foto: summergirl/
jugendfotos.de
Man kann dich mit einer Hühnerfarm vergleichen: Auf Stühlen, Fensterbänken und Böden hocken Wissbegierige. Eben wie die Hühner auf der Stange. Die Stifte gezückt, die Ohren gespitzt, im gewaltigen Gedränge. Federvieh legt Eier, wir pressen Wissen in unser Hirn. Der ein oder andere drückt irgendwann vielleicht ein besonders dickes Ei: einen Nobelpreis.
Bei meiner Einführungsveranstaltung lotste die Task Force "Erstsemester" Spätkommer, die übrigens noch eine halbe Stunde zu früh dran waren, in einen zweiten Hörsaal. Per Videoübertragung wurden die dann mit dem gleichen Fremdsprech begrüßt. Credit Points, KVV, Semesterwochenstunden, Blackboard? Nie gehört. Der Schwall an Fragezeichen will bis heute nicht enden.
Mehr davon! Foto: jussbaer /
jugendfotos.de
Okay, zum Schluss ein Lob: Wärmer wurde ich mit dir beim Sektempfang. Und auf diversen Erstsemester-Partys, wo die angehenden Mediziner fummelten, die Juristen Recht sprachen, die Chemiker ganz vorzügliche Brause mixten. Ausschlafen am nächsten Tag? Kein Problem: Musste ich vor einem Jahr noch zur Morgendämmerung auf der Büro-Matte stehen, bekommt man mich vor 10 Uhr nicht mehr aus dem Bett. Geht doch!
Und trotzdem: Liebste Uni, lass mich dein System kapieren – und bitte ziemlich plötzlich!
Erwartungsvoll, JuliANNE
Jeder kann einen Brief an... schreiben. Auch du! Egal über was: die Langeweile, Gummibärchen, Schuhkauf-Tick... Was bewegt euch? Wer nervt euch? Worüber freut ihr euch? Also haut in die Tasten. Die besten Briefe von euch schaffen es auf die Startseite.
Naja so schlimm ist die Uni auch nicht und wenn man nen bisschen Pläne lesen kann, findet man alle Räume und nach 2 Wochen weiß man, wie das System Uni funktioniert.
Ich nehme an, so eine Ansprache wundert dich, und ich muss zugeben, zu der Einsicht dahinter kam ich auch nicht leicht. Früher habe ich gedacht, dass du das Schlimmste bist, was mir je passieren könnte. Aber jetzt habe ich eine andere Meinung: Dank dir, meine Sackgasse, habe ich vieles über
Unsere Überwachungstechnik hat die Science-Fiction längst überholt. Google und Co. bestimmen unsere Meinungen... oder etwa doch nicht? SPIESSERin Helen schreibt an das Dystopiejahr 1984...
Liebe Wahlbenachrichtigung,
vor ein paar Wochen habe ich dich aus dem Briefkasten gefischt. Du bist meine Berechtigung zur Wahl, meine Berechtigung zur Mitbestimmung in Deutschland. Seitdem hängst du an meiner Pinnwand, wirst von Notizzetteln und Einkaufslisten umrahmt und wartest
Das erste Mal zur bei einer Wahl die Stimme abgeben. Für manche von euch ist es dieses Jahr soweit, bei der Bundestagswahl. SPIESSERIN-Astrid hat einen Brief an alle neuen Erstwähler verfasst.
Fast alle von uns plagt es im Alltag regelmäßig, das Fernweh. Bei SPIESSER-Redakteur Tom scheint das nicht so zu sein. In einem Brief versucht er seinen entfernten Bekannten endlich dazu zu bewegen ihm mal einen Besuch abzustatten.
Sie sind klein, sie sind fies und man wird sie kaum los. Die Rede ist von den Plagegeistern der Pubertät: den Pickeln. SPIESSERin Jenni kann sie echt nicht mehr sehen und lässt ihrem Frust in ihrem Brief freien Lauf.
Wenn Freunde sich nicht mehr mögen, ist das meistens traurig. Mona verabschiedet sich in ihrem Brief jedoch von einem sehr schlechten Freund – von dem Like-Button.
Am 21. Januar ist jährlich der internationale Tag der Jogginghose. Und ja, dieses Kleidungsstück hat es sowas von verdient einen eigenen Tag im Kalender zu haben. Findet zumindest SPIESSERin Franzi. Eine Liebeserklärung an das bequemste tragbare Stück Stoff.
Ein bestandenes Mathe-Abi oder Frieden auf der Welt – oft wünschen wir uns Hilfe von oben. Paul hofft auf die Weisheit Odins und hat einen Hilferuf geschrieben.
Was andere ausmisten, findet bei SPIESSER–Autorin Lara einen Platz. Sie findet: Secondhandmode ist ein Wundermittel gegen Uniformität, Sweatshops und das Pleitesein.
Ihr kennt das: Was andere haben, wollen wir auch, was wir selbst haben, erscheint uns nicht gut genug. Neid! Lea will sich jetzt erstmal von ihm verabschieden.
SPIESSER-Praktikantin Franziska hat mit ihrem WG-Leben Klartext gesprochen und dabei positive und negative Seiten entdeckt – und letztendlich ihre Liebe gestanden!
Na das kann ja was werden... :(
Naja so schlimm ist die Uni auch nicht und wenn man nen bisschen Pläne lesen kann, findet man alle Räume und nach 2 Wochen weiß man, wie das System Uni funktioniert.
Du machst mir Angst ... :(
Gut geschrieben! ;)
Liest sich super, bestätigt aber unheilvolle Erwartungen ;)