Für Frischverliebte bist du das böse Ungeheuer, der feuerspeiende Drache, der sie nie erwischen wird. Alleine die Vorstellung, den geliebten Menschen zu verlieren, ruft Angstschweiß hervor. „Uns passiert das nicht, das hier ist für immer!“, sagen wir uns. Es ist die Phase, in der man die Hochzeit plant, die in den meisten Fällen nie stattfindet, sich Namen für Kinder überlegt, die es nie geben wird.
Irgendwann bekommt die heile Welt Risse, das ach so böse Wort mit „T“, fällt im Streit: „Wenns dir nicht passt, dann trennen wir uns eben!!" Doch Streitigkeiten kommen in fast allen Beziehung vor, auch denen, die schon sehr lange bestehen und das wahrscheinlich auch weiterhin tun werden. Wir verlieren die rosarote Brille, erkennen Dinge am anderen, die uns vorher nicht aufgefallen sind. Doch wir lieben, wir sind optimistisch, wir können damit leben. Schließlich soll es ja mal die kleine Leonie geben.
Doch irgendwann fragen wir uns, ob wir wirklich damit leben können. Ob die ehrgeizige Frau wirklich für immer mit jemanden zusammen sein will, der den Arsch nicht hochbekommt. Ob der Weltenbummler wirklich so gut mit der Frau beraten ist, die ihren Heimatort noch nie verlassen hat und in die Einbauwohnung im elterlichen Haus einziehen will. Der schlimmste Punkt ist erreicht, wenn wir merken, dass wir noch nicht mal mehr diskutieren brauchen, weil beiden so klar ist, dass es nichts mehr bringt, zu streiten.
Nix mehr mit ewiger Liebe
Aber selbst, wenn uns im tiefsten Herzen klar ist, was wir zu tun haben, liebe Trennung, ist es dennoch nicht so leicht mit dir. Manchmal hat man Jahre zusammen verbracht, ist an den anderen gewöhnt, oft ist der Partner die engste Bezugsperson. Pläne, die zerplatzen wie ein Luftballon. Die Angst, dem anderen wehzutun, den man doch so gerne mag. Die Wut, warum nicht alles einfach gut sein kann. Selbstzweifel, ob wir nicht einfach dankbar sein sollten, jemanden zu haben, der uns liebt. Ein Rückfall in trotziges, unselbstständiges Kleinkindverhalten. „Was mache ich denn dann an den Wochenenden immer? Wem kann ich alles erzählen?“
Bis uns auffällt, dass auch das nur noch aus Gewohnheit besteht, wir es gar nicht mehr schön finden, jedes Wochenende das gleiche zu machen und nichts mehr zu erleben. Dass wir vielleicht Lust haben, den süßen Kerl oder das coole Mädel aus der Uni näher kennenzulernen. Und dass es uns nicht mehr wirklich interessiert, was der andere so zu sagen hat. Und dann, liebe Trennung, ist deine Zeit gekommen. Und egal wie dein Auftritt so aussieht, immer fühlt er sich falsch an. Das ist wohl deine prägnanteste Eigenschaft.
Und nun? Deine Nebenwirkungen sind: Verlorenheit, verheulte Taschentücher, tausend Gespräche mit Freunden. Tausend Griffe zum Telefon, das man doch wieder weglegt. Aber du bist auch: Rausgehen, neue Leute kennen lernen, mal wieder richtig über die Strenge schlagen. Und wenn wir dann morgens um 3 Uhr angetrunken in irgendeinem Club zum Lieblingslied die Arme hochreißen und aus voller Kehle mitsingen, begreifen wir, dass wir auch ohne Partner glücklich sein können, spüren uns selbst wieder und merken, dass wir niemanden brauchen, um uns über ihn zu definieren. - Liebe Trennung, man kann dir vieles vorwerfen, und du bist nicht schön. Aber du bist eben nicht nur ein Ende, sondern auch ein Neuanfang.
Dennoch in tiefster Hoffnung, dir nicht mehr allzu oft zu begegnen,
deine Kathy
Foto: Pia Leykauf / www. jugendfotos.de
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Also versteh mich nicht falsch, ist echt gut geschrieben, aber die Aussage "begreifen wir, dass wir auch ohne Partner glücklich sein können" halte ich für ziemlich Unfug.
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weil du persönlich alleine nicht glücklich bist. Gibts aber auch andere, glaub mir (;
Also versteh mich nicht falsch, ist echt gut geschrieben, aber die Aussage "begreifen wir, dass wir auch ohne Partner glücklich sein können" halte ich für ziemlich Unfug.
gut geschrieben! Toll :)
auf den Punkt gebracht. Gefällt mir.
Ich hab' diesen Artikel gerade so gebannt gelesen wie noch keinen dieser Art. Du sprichst einem einfach aus der Seele.
Ein großes Kompliment dafür!