Jahrhundertelang wurdest du akribisch vom öffentlichen Leben abgeschottet. Sei es durch klapprige Holzfensterläden, verschlossene Türen oder beißende Hunde. Du durftest psychologisch grenzwertige Heulkrämpfe miterleben, hast Affären über die nackte Schulter geguckt und manchen Arte-ist-meine-Sparte-Propagandisten über Trash-TV lachen gehört. Wo du warst, warst du fast immer allein.
Doch seit geraumer Zeit marschierst du geradewegs Richtung Öffentlichkeit. Im Internet jagt ein Foto von dir das nächste. Mal schaust du dir im Badezimmerspiegel durch den Handyfotoblitz entgegen oder musst als Essen auf dem Tisch posieren. Fotos nackter Körperteile landen plötzlich im Netz, Momentaufnahmen vom beißenden Hund (#Hilfe #gefährlich – hier: Vorgarten) ebenso.
Du bist zu einer echten Skandalnudel mutiert! Geheimdienste reißen sich um dich, die Presse liebt deinen komplizierten neuen Status. Doch wer dich früher schätzte, leidet unter deiner aktuellen Identitätskrise. Wenn ich Zeit mit dir verbringen möchte, muss ich mich neuerdings bewusst dafür entscheiden: Handy aus, Computer aus, WLAN-Router aus. Es tut mir leid, liebe Privatsphäre, aber du bist einfach nicht mehr die Alte – und ich fürchte, du wirst es auch nie wieder sein.
Öffentliche Grüße,
Milena
Text: Milena Zwerenz
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