wir kennen uns schon viel zu lange. Im Sandkasten hast du dich zu mir gesetzt, wenn die anderen Kinder besseres Spielzeug hatten. Schon damals mochte ich dich nicht. Du riechst nach Unsicherheit und Unzufriedenheit, dein Geschrei nach Vergleichen nervt. Außerdem hast du ein schlechtes Timing: Du tauchst immer dann auf, wenn es allen anderen Menschen besser zu gehen scheint als mir. Im Sandkasten treffen wir uns heute nicht mehr. Regelmäßige Besuche stattest du mir trotzdem noch ab.
Spielzeug zum neidisch werden - zumindest im Sandkastenalter. Foto: S. Hofschlaeger / pixelio.de
Kaum kauft sich eine Freundin tolle neue Schuhe, stehst du vor der Tür. Dann denke ich in mich reingrummelnd: „Echtes Schnäppchen gewesen, sehen super an ihr aus, sie sieht sowieso immer toll aus – ich nicht.“ Wenn andere bessere Noten schreiben, lässt du nicht lange auf dich warten. Ich wünschte, mein Gedächtnis würde auch so gut funktionieren oder dass ich zumindest ein bisschen klüger wäre. Bin ich aber nicht! Eigentlich kann ich immer fest mit dir rechnen, sobald Erfolg in der Nähe lauert – der mich nicht betrifft.
Du gibst mir ein ungutes Gefühl und sorgst dafür, dass ich mich minderwertig fühle. Sogar die Bibel verurteilt dich und das zu Recht. Dort heißt es: „Neid und Missgunst. Wer so etwas tut, wird das Reich Gottes nicht erben“ (Gal 5,21). Das habe ich auch gar nicht vor. Aber sollte ich mich nicht trotzdem mit meinen Freunden freuen, wenn sie erfolgreich sind? Nein, erstmal muss ich an dir vorbei. Du zeigst mir, was ich noch nicht erreicht habe. Du verdeutlichst mir, was ich gerne hätte.
Das einzige Mittel gegen dich ist Gelassenheit. Zufriedenheit. Selbstbewusstsein. Wenn ich mich ausgeglichen fühle und mich nicht mehr ständig vergleiche, wird deine Belanglosigkeit erst deutlich: Du funktionierst nicht ohne die anderen Menschen. Im Prinzip brauche ich dich nicht. Mein Leben läuft doch bestens. Mit dieser Zufriedenheit besiege ich dich locker.
Ein echter Angeber: Der Pfau liebt den Neid. Foto: Milan Stephan / www.jugendfotos.de
Doch nicht jeder denkt so schlecht über dich, wie ich, lieber Neid. Der Angeber sieht dich als seinen besten Freund an. Egal ob er tatsächlich die Heldentaten vollbringt, mit welchen er prahlt: Er erzählt sie für dich. Du bist sein Ziel. Während er seine großen Worte rausposaunt, wartet er ungeduldig auf dich. Du verleihst dem Angeber Genugtuung. Alle anderen sollen grün vor dir werden.
Hand in Hand schlendert ihr durchs Leben – bis der Angeber jemand Besseren trifft: Die Bewunderung. Mit ihr möchte er alt werden, sie macht die Menschen sprachlos. Außerdem zeigt sie sich geradeheraus und muss sich im Gegensatz zu dir nicht verstecken. Sie ist nicht nur sympathischer als du, sondern auch inspirierender. Na, neidisch?
Bis hoffentlich nicht allzu bald
deine dir abgeneigte Bekannte
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Der Brief an den Neid ist zwar schön geschrieben (formuliert) ... aber es "hinkt" ein wenig.
Schade, wenn du anderen den Erfolg oder andere Sachen nicht gönnen kannst. Sieht irgendwie aus, als wenn du einen "Sündenbock" für deine Unsicherheit etc. suchst ...
Aber wie schon oben geschrieben, man bekommt nur Mitleid geschenkt und muss sich für den Neid der anderen sicher etwas mehr anstrengen.
Ehrlichgesagt verstehe ich das Gerede von Neid nicht wirklich ... Sandkastenneid kannte ich schon, aber seit ich im Teenageralter war und einiges durchgemacht hatte habe damit aufgehört. Macht mich vlt auch weniger konkurrenzfähig, aber neidlos leben ist einfach so viel schöner. Natürlich bin ich auch nicht ohne Fehler oder besser alsandere, nichtsdestotrotz ist sich- freuen- mit- anderen und die ganze Schiene ist viel zu inspirierend, als dass ich etwas daran ändern wollen würde. Zumal neidvolle Blicke, egal von wem oder an wen gerichtet, widerlich und unangenehm sind. Hakuna Matata :)
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Der Brief an den Neid ist zwar schön geschrieben (formuliert) ... aber es "hinkt" ein wenig.
Schade, wenn du anderen den Erfolg oder andere Sachen nicht gönnen kannst. Sieht irgendwie aus, als wenn du einen "Sündenbock" für deine Unsicherheit etc. suchst ...
Aber wie schon oben geschrieben, man bekommt nur Mitleid geschenkt und muss sich für den Neid der anderen sicher etwas mehr anstrengen.
Ehrlichgesagt verstehe ich das Gerede von Neid nicht wirklich ... Sandkastenneid kannte ich schon, aber seit ich im Teenageralter war und einiges durchgemacht hatte habe damit aufgehört. Macht mich vlt auch weniger konkurrenzfähig, aber neidlos leben ist einfach so viel schöner. Natürlich bin ich auch nicht ohne Fehler oder besser alsandere, nichtsdestotrotz ist sich- freuen- mit- anderen und die ganze Schiene ist viel zu inspirierend, als dass ich etwas daran ändern wollen würde. Zumal neidvolle Blicke, egal von wem oder an wen gerichtet, widerlich und unangenehm sind. Hakuna Matata :)
Genauso ist es :D