Brief an …

Brief an... den inneren Schweinehund

SPIESSER-Autoren schreiben Briefe. Heute sagt LiquidIce dem inneren Schweinehund den Kampf an.

16. June 2012 - 09:29
SPIESSER-Autor LiquidIce.
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LiquidIce Offline
Beigetreten: 09.03.2011

Lieber ungeliebter Herr Schweinehund,

ich kenne dich, meine Freunde kennen dich, jeder kennt dich – niemandem scheinst du wirklich gut gewogen zu sein und trotzdem bist du uns näher als wir es zugeben möchten!

Das ganze Übel mit dir fängt jedes Jahr von neuem an, mit den guten Vorsätzen: Ich werde jede Woche, mindestens zweimal, noch vor dem Frühstück joggen gehen! Ich werde mich gesünder ernähren, Schokolade brauche ich nicht mehr! Ich werde vor jeder Klausur, vor jeder Prüfung, vor jedem Test, meine Zeit zum Lernen nutzen und nicht mehr oder weniger sinnlos verstreichen lassen! Sich Ziele zu setzen ist so schön einfach und so schnell getan. Doch wie sagst du so treffend: „Was du heute kannst besorgen, kannste genauso gut noch morgen!“ Und wie gerne hören wir auf dich, denn du machst alles so angenehm und belohnst unsere Huldigung mit kurzfristigen Glücksmomenten.

Mein Wecker klingelt. Es ist 5:45 Uhr. Ich bekomme die Augen nur gerade so auf und sehe verschwommen den Post-it neben meinem Wecker. „Joggen!“, sagt er mir, „Wuff! Oink!“, sagst du mir. Ich verstehe. Du hast recht. Ich brauche meinen Schlaf, morgen ist auch noch ein Tag. Außerdem kann ich ja auch noch heute Abend Joggen gehen, wenn ich wieder zu Hause bin. Und so geht es mit dir weiter. Zum Frühstück gibt es erst mal ein Toast mit Nutella, das Messer wird genüsslich abgeleckt, bis es glänzt. Lecker, wie jeden Morgen! Ich entdecke mein grinsendes Nutellagesicht in der Spiegelung. Auf meiner Schulter, du, mit einem noch breiterem Grinsen. Irgendwas in mir sagt mir, dass ich eventuell doch zum Apfel hätte greifen sollen. Aber Schokolade macht ja bekanntlich glücklich, dass ist dir doch auch nicht entgangen, oder?

Ich mag dich nicht, und trotzdem bekomme ich dich nur schwer aus meinem Kopf. Für die Schule lernen? Ich mache Mittagsschlaf. Ein Buch lesen? Ich gehe an den Computer.

Du bestichst uns mit billigen Tricks und wir fallen auch noch auf dich herein. Dabei haben wir den Trick mit der Münze doch schon 1000 Mal gesehen. Alles nur blöder Hokuspokus!

Ich sage: Damit ist jetzt Schluss! Ich verbanne dich aus meiner Gedankenwelt, offiziell und ohne Aufhebung, eine Reise ohne Wiederkehr! Da kannst du noch so viel Bellen und Grunzen wie du willst. Ich werde mich zusammenreißen und meine Ziele in Angriff nehmen, bevor es zu spät ist!

Der Plan für die nächste Woche:

Drei Mal Joggen gehen. Ich stelle mir drei verschiedene Wecker und zwinge mich aufzustehen! Morgens Schwarzbrot mit Salat und Putenwurst. Das Nutellaglas bringe ich außer Reichweite und verpasse ihm vorsichthalber noch eine doppelte Schicht Tapeband! Wenn ich welches finde. Nachmittags lernen anstatt schlafen. Ich verteile meine Schulbücher direkt nach dem Frühstück auf meinem Bett! Todsichere Methode! Zu guter Letzt der Computer, ähm ja, den brauche ich eigentlich immer, ah, da fällt mir was ein! Wenn ich Tapeband habe, klebe ich damit gleich noch ein Buch vor den „An“-Knopf! Wirklich genial.

Da staunst du was? So einfach kann ich dich überlisten! Und wenn nicht in der nächsten Woche, dann ganz bestimmt in der übernächsten, oder der überübernächsten!

Auf Nimmerwiedersehen,
dein Michel


Foto: Jerzy Sawluk  / pixelio.de

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Kommentare

Zwölf Kommentare
  • Geht mir gerade absolut genauso ;)

  • Gibt es eine Stelle, wo ich meine eigenen Brief einwerfen kann?

    Ich danke für Erklärung =)

  • Hatte beim lesen die ganze Zeit ein Grinsen auf den Lippen ;)

  • 05:30 - Noch fünf Minuten, dann steh ich aber wirklich auf und geh joggen ... *gäähn* ..
    07:30 - Mist.
    sehr gut gelungen & kommt ( zumindest mir ) seeeehr bekannt vor :)

  • Wie du mir aus der Seele sprichst! Ich sitze auch gerade da und lese das, statt Hausaufgaben zu machen.

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