Früher Lionel Richie, heute Hard Rock: Die Band Royal Blood hat einige Leichen im Keller. SPIESSER-Autorin Louisa hat für euch geprüft, ob ihr die Newcomer-Band auch in Zukunft auf Festivals seht oder für die nächste Hochzeit buchen könnt.
Es gibt dutzende Hochzeitsbands auf der Welt, doch nur wenige schaffen den großen Durchbruch. Die energische Rockmusik des Duos Royal Blood aus Brighton lässt nicht vermuten, dass Ben Thatcher und Mike Kerr früher mit Coversongs von Lionel Richie ihr Brot verdient haben. Obwohl die beiden bereits seit in ihrer Jugend gemeinsam in verschiedenen Bands spielten, wurde das Projekt unter dem Namen Royal Blood erst Anfang 2012 gegründet.
Als der Schlagzeuger Matt Helders von den Arctic Monkeys auf dem Glastonbury ein Bandshirt von Royal Blood trug, dürfte sich das für die Band wie ein Ritterschlag angefühlt haben, schließlich werden die Arctic Monkeys momentan als größte (britische) Band der Welt gehandelt. Nachdem schließlich die erste Single „Out Of The Black“ im November letzten Jahres erschien, wurde die Band Ende des Jahres auf die Liste „Sound Of 2014“ der ehrwürdigen BBC gesetzt. Die Newcomer-Liste behält erfahrungsgemäß immer Recht. Auch im Fall von Royal Blood, die in diesem Jahr auch ohne Album auf einer der Hauptbühnen des Glastonbury Festivals spielen durften. Der Hype um die Band steigt auch mit prominenten Fans wie Simon Neil von Biffy Clyro an. Dieser verriet kürzlich dem Sender BBC Radio 1: „Es ist einfach großartig, da draußen eine junge Band mit ernsthafter Aggression und Kenntnis von Rockmusik zu sehen. Nichts von diesem Soft-Rock-Unsinn, sondern schlicht eine Band, die sich mit Riffs auskennt."
Obwohl die Band in Deutschland immer noch einen „Insider-Status“ besitzt, spielten Royal Blood bereits im ausverkauften „Bii Nuu“ in Berlin oder auf Festivals wie dem Hurricane, Highfield und Haldern Pop.
Gegen Ende der Festivalsaison erscheint nun das längst überfällige Album der Briten. Es heißt schlicht „Royal Blood“. Der Opener des Albums ist „Out Of The Black“ und der wirft den Zuhörer mit einem langen Bass-Intro ins kalte Wasser. Auch der zweite Track „Come On Over“ kann mit scharfen Bass-Riffs und dem schmerzerfüllten Gesang von Mike Kerr überzeugen. Wer die junge Band aus Brighton in ihrem musikalischen Schaffensprozess beeinflusst hat, lässt sich in „Figure It Out“ erkennen: Die Band Queens Of The Stone Age. Trotzdem ist beachtlich, wie groß Royal Blood mit nur zwei Bandmitgliedern und Instrumenten klingen. Bassist Mike Kerr ist sich dieser Wirkung bewusst: „Viele Leute denken, dass wir Gitarren oder Loops benutzen. Ich mag echte Musik und Risiken. Wir nehmen nichts auf, was wir live nicht spielen können“.
Während Ben Thatcher schon seit seinem sechsten Lebensjahr Schlagzeug spielt, ist Kerr vom Klavierspielen zum Bass und Gesang gekommen. Trotzdem funktionieren Bass und Schlagzeug im perfekten Einklang. Dies wird besonders gegen Ende des Songs „Blood Hands“ bewusst. Wenn der Gesang aussetzt, merkt man, wie gut die beiden Musiker gemeinsam funktionieren. Royal Blood könnten nur instrumental musizieren und trotzdem überzeugenden. Erst wenn in „Careless“ Back-Up-Vocals einsetzen und der Gesang verzerrt wird, wird klar, dass der Gesang mindestens genauso wichtig wie Bass und Schlagzeug ist. Royal Blood erschaffen in knapp 30 Minuten ein dunkles Universum aus Garage-Rock. Dabei verfügen sie schon auf ihrem Debütalbum über einen ausgefeilten Sound, den viele Bands erst nach Jahrzehnten entwickeln. Royal Blood werden vermutlich schon bald ganze Festivals headlinen- und nicht mehr auf Hochzeiten spielen.
Der Song „Out Of The Black“ ist übrigens der Titelsong für den im September erscheinenden Film „Who Am I- Kein System ist sicher“ (u. a. mit Tom Schilling, Elyas M’Barek).
Ohrwurm: Come On Over
Hinhörer: Out Of The Black, Careless, Blood Hands
Album in drei Worten: dunkel, launisch, laut
Passt zu: An die Moshpits der vergangenen Festivalsaison erinnern
Erinnert an: Jack White, Queens Of The Stone Age, Led Zeppelin
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