Abgehört: Ralph Pelleymounter – „Dead Debutante’s Ball“
Mit „Dead Debutante’s Ball“ veröffentlicht Ralph Pelleymounter, bekannt als Sänger der Band To Kill A King, heute am 24. Mai sein erstes Soloalbum. SPIESSER-Autorin Lena hat für euch reingehört.
Es klingt nach einer persönlichen Geschichtensammlung, einem Fotoalbum zum Anhören, das man in der staubigen Kiste auf dem Dachboden findet: voller Erinnerungen, magischen Momenten und Merkwürdigkeiten. Das Album ist ein entscheidender Schritt, der uns die komplexe Persönlichkeit des Künstlers ein wenig besser verstehen – oder darüber grübeln – lässt.
Die Songs auf Dead Debutante’s Ball sind kurz, knackig, manche energiegeladen und dramatisch, andere ruhig und gesetzt, sie vermitteln Freude und Leichtigkeit, verlieren sich in Unsicherheit und Angst. Alle trotzen sie in bester „To Kill A King“-Manier den Genre-Grenzen: Folk und Rock, Pop und Blues und sogar ein Walzer im ¾ Takt ist dabei, fließende Übergänge zwischen den Stilen inklusive.
Beim Hören des Albums gerät man schnell in eine andere Welt: Die meist beruhigenden Gesangsmelodien, gepaart mit wilden musikalischen Einbrüchen, Gewittern in der Idylle, bieten eine ideale Basis für den perfekten Tagtraum. Es entsteht das Gefühl, Ralph Pelleymounter mit jedem einzelnen Song näher kennenzulernen. Eine gewisse Bereitschaft zum Nachdenken oder Grübeln vorausgesetzt, lässt uns das Album verstehen, wer dieser Mensch ist, auch wenn er sich selbst noch nicht ganz gefunden hat.
Bei der ersten Berührung mit Dead Debutante’s Ball sollte man sich ein wenig Zeit nehmen: Die kurzen Tracks entfalten sich am besten, wenn man sie vom ersten bis zum letzten Ton hört. Mit „Overcorrection“, schnell und energetisch, steht das Album in den Startlöchern und bereitet den Hörer auf die kommenden Tracks vor.
Energiegeladen, dramatisch und wild geht es los mit „Wild Beast“: „Nothing’s true in this song although it is exactly how my world is“ singt Ralph Pelleymounter in der ersten Zeile und lässt einige Fragen offen. „Der Song versucht, das Etwas zu erklären, das von außen unerklärlich erscheinen kann“ beschreibt er und sorgt damit nicht unmittelbar für Klarheit. Es wird Interpretationsspielraum gelassen, die eigene Kreativität ist gefragt. Auch musikalisch ist ein wildes Chaos zu vernehmen, die Akustik-Gitarre hat nach der Aufnahme sicher einen neuen Satz Saiten gebraucht.
Der dritte Track „Your Pet Scan (Brain On Drugs)“ ist eins der Album-Highlights: In den ersten Zeilen sind Geräusche eines alten Projektors zu hören, die rhythmisch im Wechselspiel mit dem Akkorden erklingen. So stellt man sich einzelne Fotos der gescannten Gehirnzustände vor, die im Songtext beschrieben werden. Die vielen Momente erinnern an eigene Erlebnisse, kribbelnde Gänsehaut-Gefühle entstehen.
Während „The History of Line Dancing“ nicht nur wegen des Songtitels, sondern auch musikalisch an einen verqualmten Saloon im Wilden Westen erinnert, verbreitet „Get Drunk Get High“ ein Feeling von Rock’n’Roll, positiven Vibes und Partystimmung.
Mit „Blackness. A Void“ liefert Ralph Pelleymounter das nächste Highlight: „Do the things you love with the ones who bring you joy“ lautet die trostspendende Lösung des Problems, das der Song beschreibt. Es geht um ein Gefühl der Leere, der Frage nach dem Sinn, „sich immer machtloser zu fühlen, frustriert von mangelndem Fortschritt und einem scharfen Bewusstsein für unsere schwindenden Tage zu sein“, erklärt der Sänger.
Fazit: Für Liebhaber von echter, handgemachter und vielfältiger Musik
Dead Debutante’s Ball ist allen zu empfehlen, die gerne kleinen persönlichen Geschichten lauschen, einen Menschen aus der Distanz näher kennen lernen wollen, Liebhabern von echter, handgemachter und vielfältiger Musik. Das Album ist gerade für Fans von To Kill A King sehr interessant, genau wie für alle, die den Sänger Ralph Pelleymounter auch als Solokünstler erleben wollen.
Denn eins zeichnet den Interpreten aus: Die Würde und das Talent, auch ohne Band ein musikalisches Meisterwerk aufzunehmen, das den unterschätzten Status des Sängers in der britischen Musikszene aufheben wird.
Ohrwurm: „Your Pet Scan (Brain On Drugs)“ Hinhörer: „Blackness. A Void“, „The Lobster’s Waltz“ Album in drei Worten: persönlich, magisch, mutig Passt zu: dem Durchblättern alter Fotoalben, Tagträumen, einem ruhigen Sonntagmorgen Erinnert an: To Kill A King, ONR, Other People’s Heartache
„Dead Debutante’s Ball“ von Ralph Pelleymounter
VÖ: 24.05.2019 Label: Tequila King Records
Text: Lena Otto Teaserbild: Michael David Charles Hicks
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