Eine warme Stimme, die zu Großem fähig ist: John Legend ist nach drei Jahren mit einem neuen, eigenen Album zurück, denn die letzten Monate waren erfüllt mit Kollaborationen. Der Alleingang steht ihm aber sehr gut, findet SPIESSER-Autorin Simone.
13. December 2016 - 09:43 SPIESSER-Autorin teaserette.
„They say sing what you know!“, singt John Legend in diesen ersten Sekunden des neuen Albums „Darkness and Light“ ohne Begleitung. Damit macht er eins klar: Seine starke R’n’B-Stimme steht immer noch im Vordergrund seiner Arbeit. Aber auch: Er wird nicht mehr singen, was andere sich wünschen. Klar, bei seinem Portfolio kann man schon das Gefühl haben, John Legend wäre eine R’n’B-Jukebox.
Als der Amerikaner John Roger Stephens sich dem Künstlernamen Legend annahm, konnte er von seinem tatsächlichen Erfolg nur träumen. Heute, zehn Grammys, einen Golden Globe und einen Oscar für den Titelsong des Films „Selma“ später, macht John Legend seinem Namen alle Ehre. Im Alter von sieben startete er mit dem Klavierspielen, Jahre danach sollte er für Soullegende Lauryn Hill für ihren Song „Everything Is Everything“ (1998) spielen. Schon bald rückte aber seine Stimme in das Bewusstsein der Menschen, zunächst sang er für den damaligen Newcomer Kanye West, anschließend für Größen wie Jay Z, Mary J. Blidge, Alicia Keys, Joss Stone und The Black Eyed Peas. Er schrieb sogar Songs für die zwei berühmtesten Mitglieder der Jackson-Familie.
Dem Vorsatz, nicht mehr das zu singen, was andere sich wünschen, kam er in der Vergangenheit schon nach. So veröffentlichte er für seine Frau, Model und Moderatorin Chrissy Teigen, 2013 den Hitsong „All Of Me“. Auf der neuen Platte singt er für seine im April geborene Tochter Luna den zärtlichen Song „Right By You (for Luna)“. Seine kleine Prinzessin ist für den stolzen Papa das größte Glück: „And if angels don‘t have answers to your prayers, oh, I will be there!“
Seine kleine Familie präsentiert er oft und gerne in den sozialen Medien. Ironischerweise adressiert er in „Overload“ die Rolle dieser Netzwerke in einer Beziehung. Dieser Song ist einer der stärksten des Albums, auch dank der Hilfe von R&B-Sänger Miguel. Bei diesem Traumbeat kann man gut verschmerzen, wie gerne der Superstar selbst von diesen Apps Gebrauch macht.
Für „Darkness and Light“ arbeitete er außerdem mit dem Haus-und-Hof-Songschreiber von One Direction, John Ryan, sowie Blake Mills, bekannt durch die Blues-Rock-Band Alabama Shakes, zusammen. Für den sinnlichen Titeltrack holte er sich Brittany Howard ans Mikro, Sängerin von Alabama Shakes, deren tiefes Organ im Duett mit seiner Samtstimme den Hörer völlig fesselt. Chance the Rapper veredelt den spannenden, fast gefährlichen Titel „Penthouse Floor“, in dem er das wichtige Thema #blacklivesmatters behandelt.
„What You do to Me“ überzeugt mit einem wabernden Soundteppich und fisteligen Chorälen. „Drawing Lines“ kommt dafür fast gospelig daher. Mit so vielen unterschiedlichen Tönen verhindert John Legend, dass „Darkness and Light“ zu glatt und routiniert klingt. Besonders gefällt mit seinem treibenden Beat die Vorabsingle „Love Me Now“, in der John Lennons Stimme den Hörer umfasst, mitreißt und nie wieder loslässt.
Ohrwurm: „Love Me Now“, „Drawing Lines“ Hinhörer: „Overload“, „Same Old Story“ Album in drei Worten: rhythmisch, bluesig, LIEBE Passt zu: Winterabenden vorm Kamin Erinnert an: einen absoluten Profi im Musikgeschäft
„Darkness & Light“ von John Legend
VÖ: 02. Dezember 2016
Label: COLUMBIA
Text: Simona Bauer
Bildmaterial: Sony Music
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