Vertretungsstunde

Vertretungsstunde mit Max Herre: Krieg der Konzerne

Katastrophal das Kapital? Musiker Max Herre diskutiert mit der 11. Klasse der Max-Beckmann-Oberschule in Berlin über den bösen Wolf Kapitalismus.

13. May 2010 - 11:41
von SPIESSER-Redakteurin Onlineredaktion.
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Beigetreten: 25.04.2009

„Das versteht niemand mehr – auch nicht die Banker.“

Max Herre spricht mit der Klasse 11 der Berliner Max-Beckmann-Oberschule über die Ursachen der Krise. (Video: Gustav Beyer für SPIESSER.de)

10.34 Uhr Eine Minute vor Unterrichtsbeginn betritt Max Herre mit einem freudigen „Tatatataaa!“ das Klassenzimmer. Die Schüler klatschen, dann klingelts.

Max Das Thema ist Kapitalismus und Kritik am Kapitalismus. Drei von euch haben ’nen kleinen Vortrag vorbereitet?

Foto: André Forner

So lässt er erstmal den Schülern den Vortritt. Szerofina, Narine und Paul rasen durch die Kapitalismusgeschichte. Max schließt direkt an:

Max Ich komm mir oft ziemlich doof vor.

Aha, Max Herre kommt sich doof vor. Warum das denn?

Max Herre wurde vor 36 Jahren in Stuttgart geboren. Dort gründete er die Band „Freundeskreis“, die mit dem Titel „A-N-N-A“ ihren Durchbruch feierte. Er arbeitete mit Musikern wie Gentleman und Afrob zusammen, die zum Künstlerkreis „FK-Allstars“ gehören. Eines seiner größten Vorbilder ist Udo Lindenberg. Herre war mit Soul-Sängerin Joy Denalane verheiratet und hat unter anderem ihr Debütalbum produziert. 2004 veröffentliche er seine erste Solo-Platte „Max Herre“, auf die 2009 Nummer zwei „Ein Geschenkter Tag “ folgte. Dabei bewegt sich Max Herre vom HipHop weg in Richtung Singer/Songwriter-Musik. Max Herre lebt mittlerweile in Berlin.

Max Wenn ich Zeitung lese und irgendwelche Begriffe und Zusammenhänge nicht mehr verstehe. Interessant wird es, wenn man das auf sein eigenes Leben anwenden kann. Und darüber will ich mit euch sprechen.

10.53 Uhr Max verteilt ein Arbeitsblatt mit vier Songtexten von Musikern wie Jan Delay und Wir sind Helden, die über Kapitalismus singen.

Max Musiker sind am Ende auch nur der Spiegel der Gesellschaft. Bei mir war es so, ich habe 2009 im September eine Platte rausgebracht und gesehen: Okay, es sind nicht nur die Downloads weswegen ich weniger Platten verkaufe als früher. Ich hab Konzerte gespielt und gemerkt, immer weniger Leute haben Geld, sich das zu leisten.

10.55 Uhr Die Klasse liest die Liedtexte, einige kritzeln sogar Notizen an den Rand. Ein lautes Magengrummeln aus den hinteren Reihen sorgt für Lacher - natürlich will es keiner gewesen sein...

Szerofina Sollen wir uns melden?

Max Ihr könnt einfach losplappern.

Lehrer-like in Farbe

In unserer bunten Bildergalerie gibts noch mehr tolle Fotos von der Vertretungsstunde mit dem werten Herrn Herre.

Szerofina Bei Dendemann geht es um diese Schnelllebigkeit. Mir ist die erst aufgefallen, als der Coffee to go erfunden wurde. Auch Menschen, die gar nichts zu tun haben, wollen unbedingt ganz beschäftigt aussehen und haben einen in der Hand. Dabei sind sie eigentlich nur auf dem Nachhauseweg.

Die Klasse amüsiert sich angesichts dieses scheinbar simplen Beispiels. Max lenkt die Sicht auf die Dinge dahinter.

SPIESSER verlost 10 Alben „Ein geschenkter Tag“ von Max Herre.

Max Den Coffee to go holt man sich zum Beispiel bei Starbucks. Das ist ein Konzern, der überall auf der Welt Filialen hat. Starbucks versucht, kleine Firnen vom Markt zu verdrängen.

Paul Darum geht es auch bei Jan Delay. Und darum, dass mehrere Labels oder Firmen zu einem Konzern gehören. Es gibt auch einen vorgetäuschten Konkurrenzkampf. Und das ist Kapitalimus: Wenn man nicht mehr marktfähig ist, dann ist man raus aus dem Spiel.

 Was wohl die Alternative zum Kapitalismus ist? Mehr erfahrt ihr auf der nächsten Seite!

Teaserbild: André Forner

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Kommentare

Fünf Kommentare
  • Ich finde es stets sehr unbefriedigend, dass es keine abschließende Lösung für den Konflikt zwischen Kapitalismus und Kommunismus gibt. Es ist ein Mittelweg zu finde, an dem beständig gearbeitet werden muss. Damit besteht immer Diskussionsbedarf, man sollte nicht aufhören darüber zu sprechen!

  • Stellt sich doch die Frage, ob die Politik fähig und Willens ist zu grundlegenden Veränderungen oder ob sie nur als Verwalter des Systems auftritt. Alternativen sind nicht in Sicht oder bereits andernorts gescheitert. Vielleicht bietet die Zukunft unseren Ururenkeln neue Wege im Umgang mit Wirtschaft und Gesellschaft. Auch ein Max Herre ist nur Teil des Systems, aber es ist beachtenswert, Schülern Denkanstösse zu diesem Thema zu geben.

  • Ich finde das Thema ist ein Thema unserer Zeit und es somit Wert, dass man sich damit beschäfitgt. Allerdings wäre es schön gewesen, wenn Max Herre mit den Schülern an einem oder mehreren Lösungsansätzen gearbeitet hätte.

    Man hätte überlegen können, aus der Vertretungsstunde eine Doppelstunde zu machen. In der ersten Stunde wird das Problem ergründet und in der Zweiten wird versucht eine Lösung zu entwickeln.

  • In der Theorie mag es vielleicht funktionieren die Schüler durch das Weglassen von Lösungsansätzen zum Nachdenken anzuregen, aber bleibt bei der Mehrheit nicht doch eher bloße Frustration angesichts der scheinbaren Alternativlosigkeit? "Scheinbar" deshalb, weil es durchaus Konzepte gibt in denen es die oftmals in der Politik skandierte "soziale Gerechtigkeit" gibt.

    Vorgekaute Lösungen sind auch nicht das Wahre, aber komplett auf jegliche Ansätze zu verzichten halte ich für äußerst kontraproduktiv.

  • er sieht einfach zu gut aus, der Max.
    Hach.
    Schülerin müsste man sein.
    Also, in Berlin müsste man Schülerin sein.

    Achso, zum Inhalt jetzt mal:
    Tolles Thema &
    schön, dass die Diskussionsfreude so groß war,
    und dass die, die etwas sagten, auch informiert waren.

    Ui, und Krieg, Konzerne, Kapitalismus.
    KKK?
    Uiuiui.

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