Angelina Kirsch ist Influencerin, Model und Moderatorin. Vor geraumer Zeit, im Jahre 2008 n. Chr., hat sie ihr Abitur an der traditionsreichen Holstenschule in Neumünster abgelegt. Nun kehrt sie an diesen sagenumwobenen Ort zurück, um mit einer 10. Klasse über Privatsphäre und Social Media zu reden: Wie weit dürfen Follower in diese Sphäre eindringen und wo ist tatsächlich die Grenze?
Doch bevor Angelina auf die Jugendlichen losgelassen werden kann, fühlen wir dem Model ein wenig auf den Zahn. Wie es damals wohl in der Schule war? Retrospektiv hatte sie es nie einfach, erzählt sie uns. Die meisten im Klassenkollektiv waren keine Fans von ihr, was daran lag, dass sie schon immer sehr selbstbewusst auftrat. Und ihre schulischen Leistungen? „Ich war so oberes Mittel, manchmal auch unteres Mittel“, resümiert Angelina. Die Fächer Mathe, Physik und Geschichte waren ihr Martyrium. Dann kann sie sich wohl umso glücklicher schätzen, dieses Mal auf der anderen Seite des Tisches zu stehen und das Thema bestimmen zu können. Apropos, worum geht es überhaupt? Privatsphäre – lautet das Stichwort. Für Angelina ein besonderer Bereich in ihrem Leben, zu dem nur wenige Zutritt haben. Der Zwiespalt, in dem sie dabei als Person der Öffentlichkeit steckt, soll genauso Thema werden wie ihr Fachgebiet Social Media. „Weil das für uns alle sehr präsent ist“, begründet Angelina die Auswahl.
1988 wurde Angelina Kirsch im beschaulichen Neumünster geboren. Sie ist ausgebildete Handelsassistentin und studierte BWL sowie Musikwissenschaft und Empirische Sprachwissenschaft in Kiel. Nachdem ein Modelagent sie 2012 in Rom entdeckte, legte Angelina eine steile Karriere hin. Inzwischen gilt die 31-Jährige als eines der bekanntesten Plus-Size-Models Deutschlands, ist Moderatorin und Influencerin. Angelinas Kurven polarisieren immer wieder, nicht selten begegnet sie Hass in den sozialen Medien. Dennoch steht sie für ihren Körper ein und zeigt, dass vor allem Selbstbewusstsein wichtig ist, um erfolgreich zu sein.
Während der Stunde
Dann ist es so weit, die Uhr im prachtvollen Altbau der Neumünsterer Holstenschule schlägt 10.45 Uhr. Plötzlich geht die Tür des Geografieraumes auf und 20 Jugendliche strömen hinein. Irritiert von den Kameras setzen sie sich hin. Doch als Angelina Kirsch den Raum betritt, ist die Aufregung schnell verflogen – auf beiden Seiten. Sie scherzt erst mal etwas herum und meint: „Wir schreiben heute einen Test.“ Wirklich geglaubt hat das natürlich niemand, aber die Stimmung wird aufgelockert. Das Duzen ist für Angelina dann auch kein Problem. „Frau Kirsch ist meine Mutter und ich bin Angelina“, sagt sie noch, bevor sie das Thema der Stunde verkündet: Privatsphäre.
Der Beginn wird gleich mal mit einem Paukenschlag eingeläutet. Auf die Frage, ob die Jugendlichen glauben, dass ihre Privatsphäre gut geschützt sei, hebt niemand den Arm. Das hat Angelina sich anders vorgestellt: „Eigentlich wollte ich den Effekt, dass sich jetzt alle melden und wir dann gemeinsam zu der Erkenntnis kommen, wieso das nicht so ist.“ Auch bei der Suche nach den Ursachen für diese aufgeklärte Haltung zählen die Schülerinnen und Schüler vielfältigste Aspekte auf. „Ich glaube, dass Daten an Dritte verkauft werden“, sagt Luise beispielsweise, während Jaqueline erwidert: „Ich denke, dass wir durch Social Media Daten weitergeben, die wir im realen Leben niemals weitergeben würden.“ Echt viel Selbstreflexion für eine zehnte Klasse!
Erstaunlich offen präsentiert sich Angelina dann, als es um die Privatsphäre als Person in der Öffentlichkeit geht. Diese vergleicht sie mit dem Jonglieren. „Du möchtest ja auch nicht, dass sich die Leute irgendwann nicht mehr für dich interessieren, weil du überhaupt nichts erzählst“, sagt sie und betont dabei den Stellenwert von Social Media für ihren beruflichen Erfolg. Instagram & Co. sind natürlich eine tolle Sache, dennoch soll es an diesem Tag eher um die Social-Media-Schattenseiten gehen. Und davon gibt es viele.
Hasskommentare sind da nur ein Bereich von vielen, die abgearbeitet werden. Besonders auf Facebook und Instagram fallen Reaktionen schnell mal beleidigend aus. Das spürt Angelina dann, wenn sie Bikini-Bilder postet. „Immer, wenn viel Haut im Spiel ist, passiert auch viel“, fasst sie zusammen. Sie erzählt von ihrer Cellulite, die sie nicht retuschieren möchte, und dem Hass, der ihr deshalb entgegenschlägt. „Ich muss nicht aussehen wie irgendein Instagramfilter“, sagt das Model dazu. Löschen? – Kommt für sie nicht in Frage! Aber wie damit umgehen? Wer sich selbst in die Öffentlichkeit stellt, muss sich im Klaren sein, dass Hate kommen könnte, meint Angelina. Der Knackpunkt ist, sich bewusst zu machen, was davon gut gemeinte Kritik ist. „Man muss sich davon freimachen, jedem gefallen zu wollen“, sagt sie noch, „solange ich dahinterstehe, ist alles gut.“
Die 45 Minuten sind längst überschritten, als sich die Stunde dem Ende neigt. Viel hat Angelina erzählt, über ihr Leben, die Privatsphäre, die Herausgabe von Daten, Social Media, Tipps, wie man mit Hate umgehen kann, und vieles mehr. Und doch hat sie sich einen wesentlichen Punkt für den Schluss aufgehoben: die Unvergänglichkeit im Netz. Mit den Worten: „Nicht vergessen, das Internet vergisst nämlich auch nicht. Egal, was ihr schon mal veröffentlicht habt, auch wenn ihr es löscht, ist es wahrscheinlich noch da draußen“, werden die Jugendlichen in die Pause entlassen.
Die Noten sprechen für sie. Ob Angelina wohl bald Lehrerin wird? Zumindest die Jugendlichen wären nicht abgeneigt, das Curvy Model häufiger im Klassenraum zu sehen.
Nachher
„Meine Vertretungsstunde hat mir echt Spaß gemacht!“, erzählt uns Angelina im Anschluss. „Alle haben wirklich fleißig mitdiskutiert und ich bin ganz happy, dass die Schüler tatsächlich so nah an der Realität sind!“ Inzwischen ist Angelinas Anwesenheit in der Schule nicht verborgen geblieben, sodass eine Meute aus Jugendlichen, Lokalpresse und Lehrkräften sich um sie herum versammelt hat. Mit einem Lächeln verabschiedet sich das Model von uns, um mit ihnen Selfies zu machen und über längst vergangene Zeiten zu plaudern.
Fazit aus der Klasse
Luise, 16:
„Ich fand es super! Eine Sache ist mir aber aufgefallen: Was Angelina erzählt hat, war sehr persönlich, was ich auch gut fand, aber man hat wenig Faktenkenntnis dazugewonnen.“
Note: 2
Resul, 16:
„Ich finde es cool, dass sie kein Problem hat, etwas Privates zu erzählen und viel mehr Wert auf ihre Meinung legt als auf Meinungen anderer. Auf jeden Fall eine sehr gute Einstellung.“
Note: 1
Jaqueline, 16:
„Ich bin total begeistert, wie sie das Thema präsentiert hat und was sie für ein Mensch ist. Es hat mir auch viel gebracht, von einer Person zu hören, die wirklich Erfahrung mit der Öffentlichkeit hat.“
Note: 1
Text von Duc Hai Le, 22, Redaktionspraktikant, ist gerne für den SPIESSER on Tour und schuftet dabei härter als bei MCDonalds. Fotos von Daniel Scholz, Fotograf aus Dresden, regelmäßig für SPIESSER unterwegs, auf
Instagram zu finden @daniel_fotura Kamera & Schnitt: Michael Auerswald Teaserbild: Paula Hohlfeld
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