Montagmorgen, erste Stunde. Statt HTML-Codes bekam die 9. Klasse des Schiller-Gymnasiums in Köln in Informatik Promis vor die Nase gesetzt: Die YouTube-Stars von Y-Titty gaben Nachhilfe in Sachen Kreativität und verrieten, wie man mit Videos im Internet Geld verdienen kann. Natürlich hatten sie auch ihre eigene Kamera dabei.
15. October 2014 - 14:37 SPIESSER-Autorin SaskiaBecker.
Y-Titty: Guten Morgen! Die Klasse murmelt etwas Unverständliches.
Phil: So, erst mal aufstehen! Ich hätte das gerne so wie damals bei uns in der Schule: Ich sag Guten Morgen und ihr sagt „Guten Morgen Y-Titty“! Guten Morgen! Die Klasse murmelt sehr verschlafen „Guten Morgen Y-Titty!“
Y-Titty
Hinter Y-Titty stecken drei Jungs, die sich anfangs noch hobbymäßig an Parodien und Sketchen probierten. Auf ihren Youtube-Kanälen „Y-Titty“ und „Die Jungs“ nahmen Phil, TC und OG auf
lustig provokante Weise Stars, Filme, aber auch sich selbst aufs Korn. Heute abonnieren fast drei Millionen YouTuber den Kanal „Y-Titty“. Im März diesen Jahres wurden sie mit dem Echo für das
‚Beste Video National‘ ausgezeichnet.
Phil: (lacht)Oh Scheiße, genau wie bei uns früher.
TC: Ich merke, ihr seid alle noch sehr müde. Deshalb würde ich sagen, wir machen alle erst mal zehn Liegestütze. Die Klasse schaut sich irritiert um.
TC: Alle runter, das ist kein Witz! Wir sind eure Lehrer, ihr müsst auf uns hören! Die Klasse rührt sich nicht! Autorität muss man sich hier wohl erst verdienen!
Nun sollen Namensschilder gebastelt werden – immerhin wird diese Anweisung gleich befolgt. Doch der Auftrag scheint schwieriger zu sein als zunächst angenommen. Nicht die echten Namen sind gefragt, sondern frei erfundene YouTube-Namen. Es wird diskutiert und experimentiert. Endlich kann die Stunde starten.
Phil: Wer von euch hat selbst einen YouTube-Kanal? Zwei Schüler recken zaghaft den Arm.
Phil: Und wer von euch hat schon mal überlegt, was auf YouTube zu machen? Vier Hände sind zu sehen.
„Brainstorming“ bis die Köpfe qualmen.
Phil: Wer von euch kennt Y-Titty? Alle Hände schnellen in die Höhe.
Zunächst folgt der theoretische Teil der Unterrichtsstunde. Die Jungs erklären die unterschiedlichen
Genres von YouTube, doch dabei entsteht allgemeines Gemurmel.
Phil: (brüllt)Ruuuuuheeeee! Die Klasse lacht – doch dann wird es schlagartig leise. Geht doch!
Phil: Mal angenommen, ihr wollt wirklich auf Youtube durchstarten und so ein wundervolles Leben
haben wie wir. Was würdet ihr als Erstes machen?
SlenderMen1.1: Das passende Format finden.
Phil: Genau, das Format muss passen. Noch geiler ist, wenn ihr eine Marktlücke entdeckt. Was kommt danach?
Vincent: Promosticker bestellen!
Phil: Genau! Aber es braucht auch noch Kamera, Technik und Zeit. Was auch mit reinspielt, ist Glück. Aber es fehlt noch was ganz Wichtiges...
Homeplaying: Ideen!
TC: Und das Wichtigste?
Vincent: Die Lust haben, das zu machen!
Phil: Absolut! Lust, Leidenschaft, Spaß! Hier müssen wir mal aus unserer Weisheit heraus sprechen: Egal, was ihr nach der Schule anfangt, macht das, worauf ihr Bock habt. Wenn ihr es mit Spaß und Leidenschaft macht, kann auf jeden Fall was daraus werden. Andere Frage: Wenn ihr nächsten Freitag ein
kreatives Video hochladen müsstet, wie würdet ihr da ran gehen?
Vincent: Ich würde duschen gehen, dabei fallen mir immer gute Ideen ein. Y-Titty erstellen daraufhin
ein Tafelbild.
OG stellt die verschiedenen Videokameras und ihre
Funktion vor – oberlehrerhaft? Von wegen, die
Klasse hört gespannt zu!
TC: Will das jemand abfotografieren? Morgen gibt es einen Test, der wird benotet. Klasse lacht.
Phil: Drehbuchschreiben ist wirklich sehr spaßig. Man hat verrückte Ideen wie, dass im nächsten
Bild ein Elefant explodieren soll. Man muss aber auch überlegen, was realistisch ist. Irgendwo
muss die Kohle herkommen. Das muss man alles unter einen Hut packen. Wir sagen, jede Idee ist
möglich, auch ein explodierender Elefant – im Zweifel muss er eben gespielt werden. Vielleicht
noch eine YouTube-Weisheit: Man kann auch mit wenig Geld ein erfolgreiches Video drehen.
TC: Am besten guckt ihr, was ihr Zuhause herum liegen habt. Wenn wir zum Beispiel einen BH gebraucht haben, haben wir ihn von der Mutter geklaut und sie hat ihn erst im Video wiedergesehen.
Phil: Allgemein wird aber durch das YouTube-Verhalten von euch und uns momentan das Medienverhalten allgemein geändert. Wenn man so einen YouTube-Kanal aufmacht und Videos reinstellt, weil das Spaß macht und dafür dann immer mehr Klicks bekommt – das fällt einem erstmal gar nicht so auf. Irgendwann merkten wir aber, wie die Einnahmen hochgegangen sind und immer mehr Leute angefangen haben, was
auf YouTube zu machen. Mittlerweile ist da ein richtiges Business drumherum entstanden. Die Lehrerin meldet sich.
TC: Sehr gut! Den finde ich super! Ein bisschen lang vielleicht.
Lehrerin: Inwiefern kann man denn von einem YouTube-Kanal leben? Wo kommen die Einnahmen her?
FluxStart: Vor YouTube-Videos wird ja Werbung geschaltet und dafür bekommt man dann Geld.
Phil: Genau. Wir finanzieren uns hauptsächlich mit Werbung. Das Geschäftsmodell dabei ist wie
beim Fernsehen. So werden die Inhalte da finanziert. Genau so funktioniert es bei uns auch.
OG: Für Auftritte bekommen wir natürlich auch noch Geld.
TC: Dann gibt’s aber auch noch Produktplatzierungen. Da werden Produkte von Kunden ins Video
eingebaut. Es läutet zur Pause und es klopft!
Zum Abschluss posierten die drei mit ihren Fans – zur Abwechlung – mal vor der Kamera.
Vincent: Das sind die Fans.
OG:(überrascht) Oh, Fans!
Phil: Kann mir jemand Kaffee mitbringen? Die Lehrerin weißt daraufhin, dass im Computerraum nicht
getrunken werden darf. Dann verlässt sie den Raum.
Phil: Also unseretwegen dürft ihr trinken – Trinken ist wichtig!
Fazit aus der Klasse:
Vincent, 15
Ich hätte nicht gedacht, dass sich alle drei für uns Zeit nehmen. Es war viel spaßiger als sonst.
Note: 2+
Theresa, 13
Ich hätte es cool gefunden, wenn Julia uns was von ihrer Schauspielerfahrung erzählt und gezeigt hätte.
Note: 1-
FluxStart, 15
Es war keine gewöhnliche Stunde, ohne Aufgaben, dafür haben wir Tipps
bekommen.
Note: 2+
Text: Saskia Becker
Fotos: Jakob Kaliszewski
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