Wenn sich einer mit Mode und dem Catwalk auskennt, dann ist das Jorge González. Der gebürtige Kubaner hat mit den Schülern der 8. Klasse der Klosterschule in Hamburg nicht nur über die neuesten Laufsteg-Trends gesprochen, sondern auch über Toleranz und Respekt.
18. November 2016 - 08:50 SPIESSER-Autorin FranziFranzzz.
Jorge: Hola! Geht’s euch gut? Mein Name ist Jorge. Ich bin hier, weil das eine ganz tolle Aktion ist: Ich habe die Möglichkeit, in eine Schule zu gehen und Themen mit euch zu besprechen, die euch vielleicht interessieren. Und eure tolle Lehrerin Barbara hat mich gebeten, heute vorbeizukommen. Okay, wer will Modedesigner werden? Sherif, was willst du machen?
Sherif: Ich will Star werden.
Jorge: Das ist auch ein harter Job. Okay Kinder, ich wurde gebeten, heute mit euch über Mode zu reden. Ich habe gesehen, dass ein paar Chicas hier Interesse an Mode haben. Was bedeutet Mode?
Jorge González
Jorge González kam 1967 in Kuba zur Welt. Mit 17 Jahren verließ er seine Heimat, um Nuklear-Ökologie in der damaligen Tschechoslowakei zu studieren. Während seines Studiums arbeitete der Kubaner als Model und fing mit 18 Jahren an, andere Models zu trainieren. Bekannt wurde er 2009 als Catwalk-Trainer bei„Germany‘s Next Topmodel“. Sein Markenzeichen: „Hola, Chicas!“ und schwindelerregende High-Heels.
Kreschma: Mode kann eine Stimmung ausmachen. Zum Beispiel, wenn es einem nicht so gut geht, dann kann man sich auch anders kleiden.
Meriem: Jeder hat seinen eigenen Kleidungsstil.
Jorge: Ja, genau. Mode ist etwas, das uns inspiriert. Was Leute tragen, ist manchmal Trend oder klassisch und zeitlos. Aber was vergessen die Leute in der Mode immer?
Tom: Manchen Leuten sieht man ihre Kultur an der Mode an.
Jorge: Das ist wichtig in der Mode: Kultur, Mentalität, Volk, Länder, Toleranz, Integration. Bin ich heute modisch oder nicht?
Kreschma: Man merkt schon, dass Sie sehr modisch gekleidet sind. Das Witzige an Modedesign ist ja, dass es nicht nur langweilig sein muss, sondern man kann die verrücktesten Sachen ausprobieren.
Jorge: Was denkt ihr darüber, dass ein Mann High-Heels trägt?
Sherif: Normal.
Jorge: Normal? Okay, wow! Du bist schon ein toller Landsmann, cool! Unter dem Thema Mode gibt es einen sehr wichtigen Punkt und das ist die Integration – diese Influenz von folkloristischen Kostümen in der aktuellen Mode. Viele Designer orientieren sich an unseren Kulturen und bringen all diese Inspirationen auf den Laufsteg. Wenn wir das auf der Straße sehen, dann sind wir schockiert. Daher sollten wir durch Mode auch ein bisschen Toleranz lernen.
Jorge: Das war eine ganz tolle Erfahrung. Ich bin aus Zufall reingerutscht, weil ich noch bei einer Agentur war, die einen Designer repräsentiert hat, der nicht gekommen ist und dann haben sie gesagt: „Du musst für das Casting kommen!“ Dann bin ich dort hingegangen und sie wussten nicht, dass ich auf High-Heels laufen kann.
Die hatten aber nur fünf Zentimeter Absätze und ich habe gesagt, dass das keine High-Heels sind, erst ab elf Zentimetern! Trotzdem habe ich die Schuhe genommen und bin gelaufen und drei Tage danach hat Heidi angerufen.
Kreschma: Würden Sie es Mädchen empfehlen, dort hinzugehen?
Jorge: Ich glaube, das ist eine Entscheidung, die jeder für sich selbst treffen muss. Es ist eine schöne Reise und du bekommst viel Erfahrung, aber du musst es mögen. Natürlich macht es viel Spaß, aber es ist ein Job. Man darf nicht vergessen, was wichtiger ist: die Schule. Ich kenne viele, die dort hingehen und danach sagen, sie werden immer schön bleiben, aber in zwei Jahren will vielleicht keiner mehr was von ihnen wissen. Das ist kein Spaß, viele von euch wissen das nicht, aber das Wichtige ist Lernen. Was du lernst, bleibt bei dir und keiner nimmt dir das.
Ich trage High-Heels, aber ich bin Ingenieur für atomnukleare Energie. Das habe ich sechs Jahre lang in fremden Sprachen studiert: Slowakisch und Tschechisch. Trotzdem war meine Passion der Tanz und auf High-Heels zu laufen und ich habe Glück gehabt, meine Passion als Job machen zu können. Aber vorher habe ich studiert und das nimmt mir keiner.
Janne K.: Wie sind Sie darauf gekommen, auf High-Heels zu laufen?
Jorge: Ich war klein und habe die Schuhe von meiner Omi aus dem Schrank genommen und habe angefangen damit zu spielen. Als ich 17 war, war ich in der Tschechoslowakei für mein Studium. Ich habe Geld als Model verdient und wir sollten eine Show machen und die Chicas sollten tanzen, aber wir hatten 30 Zentimeter-Absatz Schuhe und die Models konnten nicht tanzen. Da habe ich gesagt: „Gib mir ein paar Schuhe.“ Ich habe es probiert, habe getanzt und konnte sogar Drehungen auf den Schuhen vollführen.
Und so habe ich angefangen, mit High-Heels zu laufen. Da habe ich gemerkt, dass das ein Business ist. Ein bisschen Geld konnte ich sparen und als ich so 18 oder 19 war, habe ich angefangen, andere Chicas zu trainieren. Und heute gehören die High-Heels zu mir.
Am Ende der Stunde verspricht Jorge, zwei Schüler, die eine eins in der nächsten Mathearbeit schreiben, mit zu einer bekannten TVShow zu nehmen. Wenn das mal keine Motivation zum Lernen ist!?
Fazit aus der Klasse:
Kreschma, 13
„Ich fand die Stunde mit Jorge sehr gut, weil man gesehen hat, wie ein Promi wirklich ist. Er ist ein sehr symphatischer Mensch.“
Note: 1
Johannes, 13
„Die Stunde fand ich sehr gut und es hat Spaß gemacht, jemanden zu sehen, den man sonst nur aus dem Fersehen kennt und es war lustig.“
Note: 2+
Sherif, 13
„Ich fand das cool, weil er alle unsere Fragen ehrlich beantwortet hat und der Unterricht witzig war.“
Note: 2+
Text: Franziska Exner
Video: Benjamin Schindler
Fotos: Claudia Hettwer
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