Mit Ruhm und Ehre wurden die beiden Beachvolleyballer Julius Brink und Jonas Reckermann nach ihrem Olympiasieg in London überschüttet. Doch im Sport ist nicht alles Gold, was glänzt. Über Homophobie im Sport sprachen sie mit Elftklässlern aus Leverkusen.
11. August 2016 - 14:43 SPIESSER-Autorin alina.bargzoog.
Julius: Wer hat das gesagt? Und du isst noch? Du sagst, ich sei der Bachelor und ziehst dir dabei noch ein Snickers rein? Für euch bin ich heute der Herr Brink.
Jonas: Und ich bin der Jonas.
Beide schreiben ihre Namen an die Tafel.
Jonas: Was ist das denn hier? Tafel putzen! Machen das die Lehrer bei euch? Heute machen es die Schüler.
Christoph darf die Tafel putzen und erntet Applaus von der Klasse.
Jonas: Das Thema heute ist Homophobie im Sport. Uns kennt ihr vielleicht vor allem von diesem Foto.
Jonas zeigt ein Bild der beiden als frisch gebackene Olympiasieger mit ihren Goldmedaillen.
Julius: Durch den Olympiasieg sind wir viel herumgekommen und haben auch eine Anfrage von der GQ bekommen, uns so ablichten zu lassen, auch wenn wir beide heterosexuell sind.
Julius zeigt ein Foto von beiden, wie sie sich küssen.
Jonas: In einigen Ländern, z.B. auch in Russland, haben Homosexuelle nicht die gleichen Rechte wie heterosexuelle Menschen. Das finden wir nicht okay, weshalb wir mit diesem Foto auf diese Problematik aufmerksam machen und heute mit euch darüber sprechen wollen. Was versteht ihr unter Homophobie?
Julius Brink & Jonas Reckermann
Julius Brink und Jonas Reckermann gewannen bei den Olympischen Spielen 2012 in London als erstes europäisches Team eine Goldmedaille im Beachvolleyball. Julius, der auf das Lise-Meitner-Gymnasium in Leverkusen ging, musste seine Karriere 2013 aus gesundheitlichen Gründen beenden. Jonas, der ein Lehramtsstudium abgeschlossen hat, musste auch wegen gesundheitlicher Probleme sein Trikot an den Nagel hängen. Beide engagieren sich für mehr Toleranz gegenüber Homosexuellen.
Einige Hände gehen nach oben.
Marcel: Dass sich zwei Menschen vom selben Geschlecht öffentlich küssen und dafür diskriminiert werden.
Lennart: Das meint die Angst vor Homosexualität.
Oliver: Wenn man auf seine Sexualität reduziert wird und die eigentlichen Charakterzüge in den Hintergrund gestellt werden.
Jonas: Und warum passiert das im Sport?
Marcel: Man könnte sagen, dass es vor allem im Fußball unerwünscht ist, wenn sich zwei Männer oder Frauen küssen. Oft werden auch Witze darüber gemacht, also auf Kosten Homosexueller.
Jonas: Genau, das ist wahrscheinlich das Hauptproblem im Sport – die latente Homophobie. Jeder kennt irgendwelche fußballerischen Gesänge.
Julius: Geht ihr denn regelmäßig ins Stadion? „Wichser“ und „Hurensohn“ sind gängige Rufe. Auch „Schwuchtel“ wird gerufen, wenn ein Spieler eine Schwalbe macht. Aber das ist eine
homophobe Beschimpfung.
Jonas: Und was heißt Homophobie übersetzt?
Tom: Die Angst vorm Gleichen.
Jonas: Genau! „Phobie“ meint eine irrationale Angst. Und „homo“ heißt Mensch. Es ist also die Angst vor Gleichem, der gleichgeschlechtlichen Liebe. Kennt ihr noch andere Phobien?
Marius: Die Arachnophobie, also die Angst vor Spinnen.
Tobias: Klaustrophobie.
Jonas: Aber was ist der Unterschied zwischen einer Homophobie und Klaustrophobie?
Hannah: Bei der Klaustrophobie kriegt man Panik, wenn man in einem engen Raum ist. Ich glaube nicht, dass irgendjemand Panik bekommt, weil er mit einem Homosexuellen im selben Raum ist.
Jonas: Das wäre sehr ungewöhnlich. Genauso ungewöhnlich wie ein Sportler, der sich als schwul outet. Thomas Hitzlspergers Outing hat sehr hohe Wellen geschlagen. Daran sieht man, dass wir auch in Deutschland noch nicht so weit sind, wie wir oder auch andere Länder sein sollten.
Jetzt sollen die Schüler homophobe Zitate aus dem Internet suchen.
Homophobie im Fußball geht für die Jungs gar nicht.
Julius: So, wer hat was gefunden?
Jasin liest vor: Antonio Cassano hat bei der EM mit schwulenfeindlichen Äußerungen für Aufsehen gesorgt: „Ich hoffe, dass keine Schwulen in der Mannschaft sind“, sagte der 29-Jährige über das italienische Nationalteam.
Oliver: Österreichischer Trainer Otto Baric: „Meine Spieler müssen echte Kerle sein. Also können Homosexuelle bei mir nicht spielen.“
Julius: Gibt es auch Zitate von Sportlern anderer Sportarten? Habt ihr was gefunden?
Hannah: Als ich „homophob im Sport“ eingegeben hab, kamen nur Seiten über Fußball.
Jonas: Warum da? Warum nicht beim Männerballett? Oder beim Turmspringen?
Ivan: Weil es am meisten verbreitet ist.
Jasin: Es kommt ja auch auf die Mentalität an. Man muss beim Fußball Einsatz zeigen und kämpfen. Homosexuelle werden leider oft als weich bezeichnet. Das passt nicht zueinander.
Julius: Über Thomas Hitzlsperger wissen wir, der hat sich geoutet. Aber was konnte er besonders gut?
Oliver: Er hatte einen sehr harten Schuss.
Jonas: Was war sein Spitzname?
Oliver: The Hammer.
Julius: Also ein harter Typ. Einer, der das Ding durch die Maschen bolzt. Passt nicht, ne? Passt nicht, dass jemand, der homosexuell ist, ein harter Typ sein kann.
Hannah: Vielleicht sind auch viele, die homophobe Äußerungen benutzen, selbst homosexuell und wollen es nicht zugeben.
Jonas: Es geht um die Angst vor Schwäche. Man muss nicht unbedingt homosexuell sein. Aber was kann man machen, um dieses Problem abzubauen?
Hannah: Wenn sich vielleicht nochmal jemand outet und daraus kein so großer Hype gemacht wird.
Paul: Mehr Kampagnen rausbringen.
Julius: Richtig. Aber ich glaube, es muss auch ein gesellschaftlicher Wandel stattfinden. Wenn du im Fußballstadion bist und neben dir holt einer ein Plakat mit homophoben Äußerungen drauf raus, wie könntest du dich verhalten?
Timo: Die Person daran hindern, das öffentlich zu machen. Eine Diskussion anfangen und fragen, was das soll.
Oliver: In der Schule könnte man sowas auch viel offener ansprechen. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir irgendwann im Unterricht mal darüber geredet haben.
Jonas: Ich glaube, Aufklärung ist das A und O. Zweitens sollte nicht so ein Hype daraus gemacht werden. Das wäre ein super Zeichen, dass wir schon viel erreicht haben. Es war gut,
was Hitzlsperger gemacht hat und schade, dass er sich nicht zu seiner aktiven Zeit geoutet hat. In meinen Augen würde es viel bewirken, wenn sich jetzt einige Spieler auf einmal outen würden. Sport sollte Spaß machen und verbinden.
Julius: Ein ganz wichtiger Punkt, den wir nie vergessen dürfen, ist, dass ihr es in der Hand habt, dieses Problem anzugehen. Wir haben heute ganz offen diskutiert und ich fand eure
Meinungen sehr aufgeklärt. Ihr habt alle Interesse an Sport, vielleicht landet einer von euch früher oder später in irgendwelchen Funktionen – sei es in einem Verein oder in der Öffentlichkeit. Es ist wichtig, den Mut zu haben, ein Zeichen zu setzen – auch wenn es nur ein Kussfoto wie unseres ist.
Fazit aus der Klasse:
Hannah, 19
„Ich finde es super, dass sich prominente Sportler mit Homophobie beschäftigen, was in der Schule bisher kein Thema war!“
Note: 1
Tom, 17
„Sie standen gut im Stoff, hatten viele interessante Statistiken und
Bilder dabei.“
Note: 1
Marcel, 18
„Die Stunde war super. Ich hätte nur gern noch mehr über mögliche Lösungen gesprochen.“
Note: 1-
Text: Alina Bergzog
Video: Alexander Spelsberg
Fotos: Daniel Scholz
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