Mach mal die Herdplatte an! Sängerin Eva Briegel und Gitarrist Jonas Pfetzing der Pop-Rocker „Juli“ lösen Küchenprobleme und erklären, dass „das Grüne da“ Basilikum ist. Die Klasse 9a der Georg-Weerth-Oberschule in Berlin staunt, kaut und lässt es sich schmecken.
28. November 2011 - 14:53 von SPIESSER-Autorin JuliANNE.
Pünktlich zur Mittagszeit murkst mein Magen rum. An das Morgenmüsli kann ich mich kaum noch erinnern, es wird allemal Zeit für ein paar Ballaststoffe. Und die kochende Rettung naht: Ein Taxi hält, Eva und Jonas springen heraus und inspizieren den Schulhof. Die beiden Musiker kümmern sich heute um meine Mittags-Fütterung. Zusammen steuern wir auf das Kochstudio zu. Ich hungrig schwächelnd, „Juli“ dagegen mit forschen Schritten.
Ich will wissen, was die Chartstürmer an die Herdplatte treibt. Eva verrät: „Ich fand meinen Kochunterricht sehr eklig, die Kochlehrerin übrigens auch. Ich hoffe die Schüler haben keinen Ekel vor benutzten Töpfen, Öl und Parmesan. Ich will mit denen gesund kochen, keinen Tütenfraß und nichts allzu Schwieriges.“ Ausgesucht hat sie sich was Nobles: Nudeln mit Basilikum-Pesto sollen erst Teller und dann Schülermägen füllen. Klingt köstlich. Hoffentlich bestätigen das meine Geschmacksknospen dann auch.
12.45 Uhr betritt Eva den Klassen- ... äh ... Küchenraum, Bandkollege Jonas folgt noch etwas schüchtern. „Morgen Klasse! Wir möchten mit euch kochen, wer kanns denn schon?“ Nur Mädels reißen die Arme in die Luft. Oder wie Eva in feinstem Denglish feststellt: „Die lieben Girls – is ja klar!“ Schüler Hoang will die Ehre der Männer verteidigen und plärrt: „Ich kann Pizza kochen!“ Das Wunder bleibt ungelobt. Pizza zählt nicht – ob gekocht oder gebacken.
Eva bittet die Schüler, sich in Gruppen aufzuteilen. Sie gibt zu, genau das früher immer gehasst zu haben. Dennoch funktioniert der Gruppenzwang diesmal ganz gut. Streitfrei sammeln sich alle in Teams um die Küchenzeile. Zuerst gehts den Nudeln an den nicht vorhandenen Kragen: Sie kommen in kochendes Wasser.
Anschließend werden Pinienkerne geröstet. „Dafür macht ihr die Pfanne heiß – etwas über mittlerer Stufe. Kann ich euch damit alleine lassen?“ fragt Eva und erntet einen kollektiven Aufschrei: bloß nicht! Chips kennt man, Pinienkerne sind Neuland. Bandkollege Jonas hilft, rührt, röstet und gibt Tipps. Eva nutzt die Gelegenheit und wischt auf ihrem Smartphone rum. Allerdings nur kurz, denn: Da war doch was...
„Wir zupfen jetzt das Basilikum – das ist das Grüne hier. Es werden nur die Blätter verwendet, nicht die Stängel. Also: Blätter abzupfen.Dann brauchen wir noch einen tapferen Mann, der Knoblauch schält... notfalls auch eine Dame?“ Die Herren verweigern den Dienst. Schülerin Lisa nimmt sich schließlich das Kussvermiesungszeugs und schält, ihre Kollegen fallen über das Basilikum her.
Nun kommen die Pürierstäbe zum Einsatz. Jil traut sich als Erste: Aus gehacktem Basilikum, Knoblauch, Salz, Pfeffer und Olivenöl wird ein Brei, der wie Entengrütze aussieht – aber wunderbar würzig duftet. Derweil gießt Jonas das Nudelwasser ab, verrührt dann das Pesto mit den Nudeln und streut abschließend Parmesan drüber. Das Endprodukt strahlt beinah neongrün.
An der gedeckten Tafel erklingt leises Schmatzen. Die Devise lautet: Nudeln reinspachteln bis der Hosenknopf wegfliegt. Auch die Hälfte „Juli“ probiert und nickt bedächtig. Jonas lobt: „Schmeckt sehr gut. Habt ihr super gemacht!“ Recht hat er allemal.
Auch Eva schaufelt eine zweite Portion auf den Teller, dann in den Mund. „Jetzt erinnere ich mich wieder, wie es in Schulen so ist: Es fehlt immer was, alles ist improvisiert“, raunt sie mir zu.
Mein Bauch ist gefüllt, ich werde schläfrig. Für ein Mittagsschläfchen hat „Juli“ keine Zeit. Eva und Jonas geben Autogramme, posieren artig für Fotos, steigen in das wartende Taxi und brausen davon – die hungrigen Bandkollegen warten.
Welche Note geben die Schüler ihrem prominenten Vertretungslehrer?
Phillip, 15
Das Essen schmeckte und war schnell zubereitet. Ich werde das Rezept bestimmt mal nachkochen.
Note: 2+
Tom, 15
„Juli“ hat hervorragend gekocht, mein Bauch ist voll. Die Kantinenfrauen sollten
sich ein Beispiel nehmen.
Note: 1
Text: Anne Juliane Wirth Fotos: Tony Haupt
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