Vertretungsstunde mit Bastian Sick: Klassen Schlager
„Aber bitte mit Sahne“ im Musikunterricht? Bestseller-Autor Bastian Sick öffnet sein Schlager-Herz und beglückt die 12. Klasse des Gymnasiums Lüneburger Heide in Melbeck 90 Minuten lang mit Udo Jürgens. Wenn das mal gut geht.
03. May 2009 - 09:35 von SPIESSER-Redakteurin Onlineredaktion.
10.27 Uhr: Bastian Sick betritt das Klassenzimmer. Thema der Stunde: Udo Jürgens. Da ist Herr Sick nämlich Fan von.
Bastian Sick: Als ich so alt war wie Sie, da hörte man Neue Deutsche Welle oder Punk. Schlager waren total uncool! Ich war trotzdem von Udo Jürgens fasziniert. Seine Lieder sagten mir mehr als die englischsprachige Rockmusik. Ich habe Ihnen heute einige Songs von Udo Jürgens mitgebracht und würde gerne mit Ihnen über die Texte und die Musik sprechen. Denn in den meisten Liedern von Udo Jürgens steckt viel mehr drin, als man es von einem Schlager erwartet.
Als erstes schmeichelt „Im Kühlschrank brennt noch Licht“ um die Schüler-Öhrchen, ein Lied über die große, aber unerreichbare Liebe.
Bastian Sick: Was vermuten Sie: Warum ist sie nicht bei ihm? Ist sie nur gerade mal bei einer Freundin oder übers Wochenende zu ihren Eltern gefahren?
Henri: Vielleicht ist sie bei ’nem anderen! Auf jeden Fall geht er aus Frust erstmal an den Kühlschrank und isst was.
Bastian Sick 43, hat in Hamburg Geschichtswissenschaften und Romanistik studiert und nebenher als Korrekturleser und Übersetzer gejobbt. 1995 startete seine „Zwiebelfisch“-Kolumne im Spiegel, aus der dann die Bestseller - Buchreihe „Der Dativ
ist dem Genitiv sein Tod“ entstand. Darin erklärt Bastian Sick witzig und verständlich die deutsche Grammatik. Seine Bücher verkauften sich schon mehrere Millionen mal.
Bastian Sick: Meinen Sie wirklich, er hat Hunger? Warum geht ein Mann mitten in der Nacht an den Kühlschrank?
Martin: Um sich das nächste Bier zu holen!
Bastian Sick: Genau, um sich zu betrinken! Der Kühlschrank als Ein-Mann-Kneipe mit Selbstbedienung. Hier sucht jemand Trost im Alkohol, weil er Kummer hat, weil er allein, weil er verlassen worden ist.
11.00 Uhr: Bastian Sick lässt „Alles was ich bin“ ertönen. Dazu schauspielert er Wind und Meer, lässt Arme wiegen und den Körper schaukeln. Danach dürfen die Schüler entscheiden. Die fordern „Griechischer Wein“. Sick imitiert sogleich einen Vollblutproll und krakelt „Grieechischer Weiheihein!“. Das riecht stark nach Ballermann-Erfahrung!
Bastian Sick: Ist dieses Lied überhaupt ein Urlaubsschlager?
Henri: Nein, es geht um das Schicksal der griechischer Gastarbeiter.
Bastian Sick: Richtig! Das war wahrscheinlich das erste populäre Lied, das sich mit diesem Thema auseinandersetzte.
Alexander: Tut es Ihnen als Udo-Jürgens- Fan nicht weh, dass man es eher mit schmierigen Bahnhofskneipen assoziiert?
Martin: „Er hat das wirklich gut gemacht. Von mir aus gerne wieder!“ Note: 2+
Bastian Sick: Ja, dort wird es tatsächlich gerne gespielt. Vermutlich, weil es wie ein Schlager daherkommt, zu dem man schunkeln und lauthals mitsingen kann. So, nun aber zum nächsten Lied. Es gibt eines, das bekannter ist. Nicht zuletzt aufgrund des Musicals, das derzeit in Hamburg mit großem Erfolg läuft.
Also das hat mich jetzt aber wirklich sehr überrascht, dass ein Autor, der sich eher mit der deutschen Sprache auseinandersetzt, mit einer Klasse seine Begeisterung für Udo Jürgens teilt. Schlager sind ja eher ein Thema, was Jugendliche mit ihren Großeltern und deren ungeliebten Geburtstagen assoziieren, gegebenfalls noch mit der jährlichen Sauftour auf dem Dorffest von nebenan, wo es keinen guten DJ gibt. Ich finde es wirklich Klasse, das Bastian Sick das Thema so an die Jugendlichen herangebracht hat und auch die tiefere bedeutung der Texte vermittelte, da merkt man ihm seinen Beruf doch an.
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Also das hat mich jetzt aber wirklich sehr überrascht, dass ein Autor, der sich eher mit der deutschen Sprache auseinandersetzt, mit einer Klasse seine Begeisterung für Udo Jürgens teilt. Schlager sind ja eher ein Thema, was Jugendliche mit ihren Großeltern und deren ungeliebten Geburtstagen assoziieren, gegebenfalls noch mit der jährlichen Sauftour auf dem Dorffest von nebenan, wo es keinen guten DJ gibt. Ich finde es wirklich Klasse, das Bastian Sick das Thema so an die Jugendlichen herangebracht hat und auch die tiefere bedeutung der Texte vermittelte, da merkt man ihm seinen Beruf doch an.