Crowdfunding ist angesagt! Mit dieser Art Schwarmfinanzierung können Menschen im Internet Ideen finanziell unterstützen, die ihnen am Herzen liegen. Wir stellen euch ausgewählte Projekte vor, die etwas bewegen. Den Anfang macht SPIESSER-Autorin Nicole, die den Studienwunsch eines 19-jährigen Syrers unterstützt hat.
20. April 2014 - 15:16 SPIESSER-Autorin JillTaylor.
Ende letzten Jahres landete eine E-Mail in meinem Postfach: Die Journalisten Detlef Gürtler und Rico Grimm sammeln Geld für den 19-jährigen Odday Alatiki. Er stammt aus dem Ort Daraa in Syrien und möchte unbedingt Informatik studieren. Doch mit dem Bürgerkrieg kam plötzlich alles anders: Anstatt an der Uni zu lernen, musste Odday das Land verlassen und nach Jordanien flüchten. Studieren will er immer noch. In Deutschland. In dem beschaulichen Studienort Clausthal-Zellerfeld in Niedersachsen. Doch was für anderen Studenten einfach ist, erweist sich für Odday als große Herausforderung: Das Zuwanderungsgesetz schreibt einen Nachweis vor, dass das Studium finanziell gesichert ist – durch ein Sperrkonto mit mindestens 8040 Euro darauf.
Odday mit seinem Vater. Foto: Rico Grimm
Rico Grimm hat Odday im Sommer 2013 bei der Vorbereitung einer Reportage über das Flüchtlingslager Zaatari getroffen. Auch Detlef Gürtler war im November in Zaatari und hat Odday über dessen Vater kennengelernt. Die beiden Journalisten waren von Odday und seinem Wunsch sofort überzeugt. Für ihn starteten sie die Kampagne „From Zaatari to Clausthal-Zellerfeld“ auf der Plattform Indiegogo. Odday selbst will für sich selbst nicht um Spenden bitten. Viel gravierender ist aber: Die Seitenbetreiber könnten Probleme bekommen, weil Kampagnen von Leuten aus Ländern wie Syrien, die von den USA sanktioniert werden, nicht erlaubt sind. Ich war von dem Projekt sofort überzeugt und habe 10 Euro gespendet – und so ging es auch vielen anderen Menschen: Nicht der große Betrag ist entscheidend, sondern die Geste steht im Mittelpunkt.
Die benötige Summe war innerhalb von 18 Tagen zusammen – und am Ende wurde so viel Geld eingenommen, dass davon Oddays Flug nach Deutschland und sein erstes Studienjahr an der TU Clausthal-Zellerfeld finanziert werden konnten. Odday hat mittlerweile ein Visum und darf ab Mitte Juni nach Deutschland einreisen. Detlef Gürtler und Rico Grimm sind durch den Erfolg bei Odday begeistert und überlegen, ob sie nun Geld für einen zweiten Flüchtling sammeln.
Und die Erkenntnis für mich: Leute, die sich einander kaum kennen, machten es möglich, dass einem jungen Menschen, der in seinem Heimatland keine Perspektive mehr hat, durch Crowdfunding eine neue Chance eröffnet wurde. Ich wollte an dieser Geschichte teilhaben und habe deswegen gespendet. Ich hoffe sehr, es gibt noch viele weitere solcher Geschichten, in denen anderen durch das Prinzip Crowdfunding weiter geholfen wurde!
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