Das Pariser Klimaabkommen, internationale Emissionsminderung und viel Geld stehen auf der Tagesordnung der nächsten Klimakonferenz im Dezember 2018. SPIESSERin Lara erklärt, worum es im Detail geht und wie sich junge Menschen engagieren können.
10. December 2018 - 16:49 SPIESSER-AutorIn lara.sc.
Am 2. Dezember startet die diesjährige UN-Klimakonferenz COP24 im polnischen Kattowitz nahe Krakau. 20.000 Delegierte aus 190 Ländern werden zusammenkommen, um über die konkrete Ausgestaltung des Pariser Klimaabkommens zu entscheiden. Die COP24 gilt deshalb als besonders wichtig: Hier wird sich zeigen, ob und wie die Vereinbarungen aus dem Pariser Abkommen erreicht werden oder ob sie leere Worthülsen bleiben.
Wir brauchen sehr viel weniger Emissionen
Drei große Themen stehen in Kattowitz auf dem Plan. Zum einen ist da das Regelwerk für das Pariser Klimaabkommen. Darin soll stehen, wie jedes Land das Abkommen individuell umsetzen und wie die Staatengemeinschaft nationale Emissionen einheitlich und transparent überprüfen kann. Laut dem Pariser Klimaabkommen muss jedes Land „national festgelegte Beiträge“ zum internationalen Klimaschutz beisteuern. Wie genau die aussehen, ist bisher aber jedem selbst überlassen. Manche Länder geben einen bestimmten Prozentsatz an Emissionsreduktion an, andere belassen es bei vagen Versprechungen.
Jugenddelegierte protestieren auf der COP23 gegen Kohleverstromung.
Die große Freiheit bei den nationalen Beiträgen sorgt dafür, dass die internationalen Bemühungen insgesamt noch deutlich zu schwach sind. Während es im Regelwerk also um die Vergleichbarkeit der nationalen Klimaschutzbeiträge geht, müssen diese auch noch nachgebessert werden. Mit den aktuellen Plänen zur Emissionsminderung steuern wir auf eine Erderwärmung von etwa drei bis vier Grad zu. Das ist dramatisch, vor allem im Licht des letzten Berichts des Weltklimarats. Darin wird vor den Konsequenzen gewarnt, die eine globale Erderwärmung von zwei Grad bereits gegenüber einem Plus von 1,5°C hätte: Nahezu alle Korallenriffe würden absterben. 60 Millionen Menschen mehr müssten in Wasserknappheit leben. Der Prozentsatz der Menschheit, der extremer Hitze ausgesetzt ist, würde sich fast verdreifachen. Von den Auswirkungen auf Ernten, Meeresspiegel und Artensterben ganz zu schweigen.
Gleichzeitig weckte der Weltklimarat mit seinem Bericht auch Hoffnung: Eine Begrenzung der Erwärmung auf 1,5°C sei noch möglich – wenn auch nur mit schnellen und weitreichenden Veränderungen. Innerhalb der nächsten zwölf Jahre müssten sich die globalen Treibhausgasemissionen halbieren, schon 2050 bei insgesamt Null liegen – negative Emissionen, die also der Atmosphäre wieder entzogen werden, mit einberechnet.
Wir brauchen sehr viel mehr Geld
Neben der Emissionsminderung wird auch Klimafinanzierung ein Top-Thema in Kattowitz sein. Dabei geht es darum, wie Industriestaaten Entwicklungsländer finanziell dabei unterstützen können, sich vor den Folgen des Klimawandels zu schützen oder ihre wirtschaftliche Entwicklung emissionsarm voranzutreiben. Dieser Ausgleich ist wichtig, weil Industrieländer früher industrialisiert wurden und daher eine höhere historische Verantwortung für den Klimawandel tragen. Gleichzeitig leiden Entwicklungsländer deutlich früher und stärker unter den Folgen des Klimawandels.
Für die Klimafinanzierung gibt es auch schon ein Sondermittel, nämlich den Grünen Klimafonds. Dem müssen Industriestaaten ab 2020 zusammen jährlich 100 Milliarden US-Dollar beisteuern, jedenfalls haben sie sich selbst dazu verpflichtet. Verbindliche Zusagen über regelmäßige Spenden und auch eine Verlängerung des Fonds über 2025 hinaus fehlen aber und müssen noch ausdiskutiert werden.
YOUNGO-Mitglieder arbeiten zusammen an Positionspapieren,
schreiben Reden oder planen Aktionen.
Wir brauchen sehr viel mehr Ambition
Konkrete Zusagen für Emissionsminderungen und Finanzierung sind nur in Aussicht, wenn alle am Tisch die Dringlichkeit der Lage endlich erkennen. Letztes Jahr war Fidschi Gastgeber der Klimakonferenz – ein Land, das heute schon vom Klimawandel betroffen ist. Dass die wichtige COP24 ein Jahr später nun unter der Präsidentschaft von Polen abgehalten wird, ist umso zynischer. Polen ist dafür bekannt, Klimaschutzbemühungen auf allen Ebenen immer wieder zu torpedieren und wurde auf der letzten Klimakonferenz dafür sogar mit dem „Fossil of the Day“ ausgezeichnet – einem „Anti-Preis“ für Länder, die sich während der Klimaverhandlungen besonders negativ hervortun.
Umso wichtiger ist es, dass alle anderen, die den Ernst der Lage begriffen haben, zusammenarbeiten – auf, vor und nach der Klimakonferenz. Da könnt auch ihr SPIESSER-Leser was unternehmen! Engagiert euch bei Gruppen mit Klima- oder Umweltfokus in eurer Umgebung. Nehmt an Demonstrationen teil, schreibt Emails und Artikel. Tretet YOUNGO bei, dem Zusammenschluss von jungen Menschen bei UN-Klimaverhandlungen. Das geht ganz einfach, indem ihr zum Beispiel Mitglied der Facebook-Gruppe werdet. Dort bleibt ihr immer auf dem neuesten Stand, was internationales Jugendengagement in Klimafragen betrifft. Ihr möchtet auch mal auf eine Klimakonferenz? Fragt bei einer euch bekannten Klima- oder Umweltorganisation oder eurer Universität nach, ob es Akkreditierungen gibt.
Die Klimadelegation, deren Mitglied ich bin, sucht übrigens etwa einmal im Jahr Neumitglieder, die sich zusammen mit uns für Klima- und Generationengerechtigkeit einsetzen. Folgt uns, zum Beispiel auf Facebook, und ihr werdet informiert, wenn es wieder soweit ist!
Text und Fotos: Lara Schech
Teaserbild: Photo by Vlad Tchompalov on Unsplash
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