SPIESSERs gute Welt

UN-Klimagipfel –
Es geht ums Ganze

Seit Montag findet in Bonn die 23. UN-Klimakonferenz statt. Mit dabei sind auch viele junge Menschen, die ihren Beitrag zur Umsetzung des Pariser Abkommens leisten und sich für Menschenrechte und Generationengerechtigkeit einsetzen. SPIESSER-Autorin Lara hat ein paar von ihnen zu ihrem Engagement befragt.

13. November 2017 - 13:09
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Beigetreten: 23.08.2011

Die ganze Welt schaut nach Bonn. Bei der 23. UN-Klimakonferenz, auch COP23 genannt, verhandeln seit Montag tausende Wissenschaftler, Politiker, Wirtschaftsvertreter und Aktivisten. Es geht um die Frage, wie man das vor zwei Jahren beschlossene Pariser Klimaabkommen konkret umsetzen, also die Erwärmung der Erdatmosphäre auf maximal 2°C begrenzen, kann. Deutschland ist bei der Konferenz nur Gastgeber, die Präsidentschaft der COP23 haben die Fidschi-Inseln inne. Die Inselgruppe östlich von Australien mit nicht einmal einer Million Einwohnern ist wegen des steigenden Meeresspiegels schon heute stark vom Klimawandel betroffen und möchte die Folgen des Klimawandels in Bonn daher an die Spitze der Tagesordnung stellen.

Unter den Delegierten bei der Klimakonferenz sind auch viele jungen Menschen dabei. Sie möchten den Politikern auf die Finger schauen und dafür sorgen, dass die Stimme zukünftiger Generationen gehört wird. SPIESSER-Autorin Lara hat mit einigen von ihnen gesprochen: Simon (21) ist als Jugendvertreter der Dänischen Sozialliberalen Partei zum ersten Mal dabei. Die Kanadierin Larissa (23) unterstützt in Bonn die Delegation der Seychellen. Iago (24) ist Koordinator der brasilianischen Jugendorganisation Engajamundo. Und Nihal (26) aus Indien steht beim Gipfel als Freiwilliger bereit.


Iago (24), Koordinator der brasilianisch-
en Jugendorganisation Engajamundo
Wie seid ihr dazu gekommen, euch für Klimaschutz zu engagieren?

Iago: Ich bin als Pfadfinder aufgewachsen und habe schon mit 15 mit großer Leidenschaft begonnen, die Klimaverhandlungen zu verfolgen. Später habe ich mich bei der Jugendorganisation „Plant for the Planet“ engagiert und zum Beispiel bei Aktionen mitgemacht.

Simon: Ich habe mich auch schon in der Schule für Klimawandel interessiert. Im Studium war ich außerdem in der Dänischen Vereinigung der Vereinten Nationen aktiv, wo wir Schülern die UN und Klimawandel-Verhandlungen näher bringen.

Auf welche Themen bei der COP seid ihr gespannt?

Iago: Meine Organisation setzt sich für Generationengerechtigkeit ein, also dafür, dass kommende Generationen ebenso viele natürliche Ressourcen haben, wie wir heute. Gerechtigkeit ist für mich das Kernthema der Verhandlungen. Wir sollten den sozialen Konsequenzen von Klimawandel mehr Bedeutung einräumen. Wir können nicht über Klimawandel verhandeln, ohne darüber zu sprechen, wie sich das von uns veränderte Klima auf uns alle auf unterschiedliche und ungerechte Arten auswirkt.

Simon: Da ich Jura studiere, interessiert mich auch die Verbindung zwischen Menschenrechten und Klimawandel: Müssen wir nicht im Namen der Menschenrechte präventiv handeln, um zu verhindern, dass Menschen aufgrund des Klimawandels eben jene Rechte verlieren? Das ist eine sehr spannende Frage.


Larissa (23), unterstützt die Delegation
der Seychellen

Larissa: Genau, wir werden viel über die Verluste und Schäden sprechen, die infolge von Klimawandel entstehen. Es besteht die Hoffnung, einen Rechtsmechanismus zu schaffen, in dem Entwicklungsländer finanzielle Kompensation für solche Schäden von den Industrieländern fordern können – das ist jedoch hoch umstritten. Ebenso wichtig werden Finanzierungsfragen – also wer in welche Höhe für Schutz- und Anpassungsmaßnahmen aufkommt.

Nihal, du bist als Freiwilliger bei der Klimakonferenz dabei. Wie muss man sich das vorstellen?

Nihal: Über 20.000 Menschen kommen zur COP23. Das ist ein riesiger logistischer Aufwand. Wir versuchen sicherzustellen, dass alle Delegierten so unkompliziert wie möglich überall aktiv teilnehmen können. Ich bin bei einem Info-Punkt in Bonn eingesetzt und kümmere mich zum Beispiel darum, dass alle wissen, wie sie zum Veranstaltungsort kommen.

Welche Ergebnisse wünscht ihr euch und worüber macht ihr euch Sorgen?

Simon: Wir müssen unsere Emissionen noch viel weiter senken. Selbst Entwicklungsländer müssen da mitziehen – auch wenn sie immer argumentieren, dass ihnen heute mehr Emissionen erlaubt werden sollten, weil sie in der Vergangenheit oder selbst heute nicht annähernd so viel emittieren, wie die Industrieländer.

Nihal: Am meisten freue ich mich darauf, zu sehen, wie Industrie- und Entwicklungsländer zusammenarbeiten, um die Pariser Agenda umzusetzen. Aber ich fürchte, dass es zu einem Abwärts-Wettlauf kommen wird, wenn ein großes Land beschließt das Abkommen zu verlassen.

Larissa: Ich freue mich auf Fortschritte und fürchte das Gegenteil. Verhandlungen können sehr langwierig sein und manchmal ist das ein bisschen frustrierend, weil du immer mehr Initiative und Ehrgeiz sehen willst. Junge Menschen denken deshalb schnell, selbst nichts ausrichten können. Aber man darf nie dieser Hoffnungslosigkeit nachgeben. Jede Handlung – groß oder klein – kann einen Unterschied machen.

 

Text: Lara Schech
Bildmaterial: privat
Teaserbild: Molly Adams, flickr.com, (CC BY 2.0), zugeschnitten

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