Fürs Studium kehren viele ihrer Heimatstadt den Rücken. Sie fahren quer durch die Republik, um auf eigenen akademischen Füßen zu stehen. Nach Hause schicken sie dann Freudenschreie und Hilferufe. Sieben studentische E-Mails in die Heimat.
11. February 2008 - 10:24 SPIESSER-Redakteurin Onlineredaktion.
Hannes, 19, zog für sein Sportstudium von Ravensburg nach Augsburg.
Von: Hannes An: seinen Freund Felix Betreff: Draußen vor der Tür
Servus Felix,
mein erster Tag in Augsburg war scheiße! Ich hab die Tür hinter mir zugemacht und wollte abschließen, als ich bemerkt habe, dass der Schlüssel noch in der Wohnung liegt. Ich habe bei der Familie über mir geklingelt. Der Mann hat dann mit Spachtel, Hammer und irgendwelchen Drähten nach einer Stunde geschafft, die Tür unbeschadet zu knacken. Ich hab mich natürlich sehr gefreut. Als ich vor der Haustür stand, war mein Fahrrad weg! Gestohlen! Ich bin dann zurück in mein Zimmer und den ganzen Tag im Bett geblieben!
Ansonsten waren die bisherigen zwei Wochen echt cool. Ich lebe in einer WG mit drei sehr netten Mädels aus Bayern. Auf die Wohnung bin ich im Internet gestoßen. Es war eigentlich keine große Sache. Ich habe mich per E-Mail gemeldet, bin dann mit meiner Schwester nach Augsburg gefahren und habe mir die eine Wohnung, die ich mir herausgesucht hatte, angeschaut. In diese bin ich dann zwei Wochen später auch eingezogen.
Inzwischen weiß ich, dass Augsburg ´ne richtig schöne Stadt ist! Na ja, es gibt natürlich keine schönere Stadt als Ravensburg, aber hier lässt es sich auch gut leben. Auch mit etwas weniger Geld. Ich bekomme ja noch Kindergeld und Unterhalt und bin gerade dabei BAföG zu beantragen, aber in den Ferien habe ich auch ein wenig gejobbt als Hiwi bei einem Geologen!
Meine Freundin, die ja jetzt in München studiert, vermisse ich sehr. Aber München ist zum Glück auch nicht weit weg. Was trotzdem problematisch ist, weil sie noch kein Internet und Telefon hat! Meine Familie und Freunde vermisse ich natürlich auch, obwohl es sehr schön ist, auf eigenen Beinen zu stehen und für sich selber Entscheidungen zu treffen. Zum Beispiel esse ich jetzt Pizza zum Frühstück. ;)
Freunde zu finden, auf die man immer bauen kann, das braucht Zeit. Deshalb hab ich schon ein wenig Heimweh, obwohl viele von uns ja auch nicht daheim sind und es gar nichts bringen würde, wenn ich jetzt in Ravensburg wäre.
Meine größte Umstellung war, abends nichts zu machen. In Ravensburg hatte ich Training oder bin zu meiner Freundin. Ich habe hier einfach jede Menge Zeit für mich!
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