Bäcker – „definitiv ein abwechslungsreicher Beruf“
In Bayern Brezndrehen, in Norddeutschland Schrippen machen – ja, so sieht das erste Lehrjahr im Bäckerhandwerk aus. Dass danach Meister, Studium, Wettbewerbe und sogar Auslandsaufenthalte möglich sind, weiß Fabian Gerum. Der Bäcker und Konditor Fabian hat SPIESSER-Autorin Lotte auf der iba, der Weltmesse des Bäcker- und Konditorenhandwerks, von seinem Beruf erzählt.
02. November 2018 - 16:14 SPIESSER-AutorIn dielotte.
Lotte: Was hat dich dazu gebracht, Bäcker zu werden?
Fabian: Nach der Realschule hab ich erstmal ein Praktikum als Bootsbauer gemacht – sieben Tage die Woche arbeiten wie meine Eltern, das wollt ich nicht. Allerdings wollte ich in der zehnten Klasse auch mal was verdienen. Also hab ich angefangen, samstags bei meinem Papa in der Backstube zu arbeiten. Und nach einem halben Jahr dachte ich mir: Ist doch ganz cool. Daraufhin hab ich mir eine Lehrstelle als Bäcker gesucht.
Fabian Gerum
Geboren: 1988 in Landsberg Ausbildung: Konditor und Bäckermeister, Betriebswirt des Handwerks Tätigkeit: Geschäftsführer im Familienbetrieb Bäckerei Manhart, stellvertretender Lehrlingswart der Bäckerinnung München-Landsberg Sonstiges: Betreuung eines Austauschs von Bäckerlehrlingen in die Bretagne, Frankreich, Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft der Bäckermeister 2012
Wie läuft die Ausbildung dann ab?
Man macht drei Jahre lang eine Lehre: Einmal wöchentlich geht man in die Berufsschule und vier Tage in den Betrieb. Am Anfang lernt man die theoretischen Dinge wie Hygiene oder Arbeitssicherheit, dann die Rohstoffe. Danach geht es mit einfachen Gebäcken los: In Bayern zum Beispiel Brezndrehen, in Norddeutschland Schrippen machen. So baut sich das nach und nach auf.
Welche Optionen gibt es nach der Lehre?
Es gibt viele Wege. Ich hab zum Beispiel nach der Lehre die mittlere Reife nachgeholt. Dann habe ich den Betriebswirt gemacht, damit kann man nahezu alles studieren. Man kann aber genauso gut einen Meister machen und danach zum Beispiel die Beamtenlaufbahn wählen, als Lebensmittelkontrolleur. Als Bäckermeister ist auch eine leitende Funktion möglich sowie die Gründung einer eigenen Bäckerei! Oder man geht in die Wirtschaft, als Zulieferer von Bäckereien.
Welches Gehalt gibt es in der Ausbildung?
Es gilt ein festgesetzter Tarif: 565 Euro im ersten Lehrjahr, 670 Euro im zweiten und 800 Euro im dritten. Außerdem gibt´s Zuschläge, wenn man mit über 18 die volle Nacht arbeiten kann. Viele zahlen bei besseren Noten auch Prämien, wie beispielsweise einen Zuschuss zum Handy.
Wie sehen die Arbeitszeiten als Bäcker aus?
Ihre Ausbildung fangen die meisten mit 15 an, dann darf ich erst ab sechs Uhr arbeiten. Mit 16 dann ab fünf Uhr und mit 17 ab vier Uhr. Die meisten sagen ja, so früh aufstehen sei nichts für die. Ich geb’s auch zu, die ersten drei Monate in meiner Bäckerlehre bin ich rumgelaufen wie Falschgeld, da war ich nicht brauchbar. (lacht) Aber mittlerweile steh ich nachts um ein Uhr auf als wär´s ganz normal. Und man hat tagsüber frei! Im Sommer geh ich vormittags um zehn ins Freibad und hab´s für mich allein – es gibt immer Vor- und Nachteile.
Fabian und Autorin Lotte auf der iba, der
Weltmesse des Bäcker- und Konditorenhandwerks,
September 2018
Kann ich die Ausbildung teilweise im Ausland absolvieren?
Ich hab selber mal einen Lehrlingsaustausch nach Frankreich betreut. Da bin ich mit fünf Lehrlingen in die Bretagne gefahren und hab Backstuben angeschaut. In die Richtung gibt´s glaub ich relativ viel mittlerweile – das muss man halt mit dem Betrieb abstimmen.
Welcher Schulabschluss wird für die Ausbildung verlangt?
Eigentlich ist der Hauptschulabschluss Standard. Wir hatten aber auch schon zwei Lehrlinge von der Sonderschule – die haben bei uns mittlerweile führende Positionen. Meiner Meinung nach sagt der Schulabschluss nichts darüber aus, wie ich praktisch arbeiten kann. Man muss bloß einigermaßen fit in Mathe sein, um beispielsweise auszurechnen, wie viele Bleche ich für 500 Semmeln brauche.
Und welche sonstigen Voraussetzungen sollte ich mitbringen?
Also wenn jemand in Sport einen 5er hat, kann man relativ gut ablesen, wie teamfähig oder bemüht jemand ist. (grinst) In Mathe ist eine gute Note auch super.
Wenn Fabian von seinem Job erzählt, spricht er häufig
von einer „Familie“
Worauf muss ich bei der Wahl des Ausbildungsbetriebes achten?
Ich persönlich hab in einem ganz kleinen Betrieb gelernt, mit einer Filiale und Backstube dahinter. Da hab ich alles gelernt, was ich lernen musste. Generell kann in einer kleinen Bäckerei auch besser auf den Lehrling eingegangen werden. In einem großen Geschäft lauf ich halt irgendwo mit, der Chef kennt mich vielleicht gar nicht. Aber das Wichtigste ist, dass man sich alles einmal anschaut. Dann kann man auch sagen, was einem liegt.
Was würdest du abschließend jemandem raten, der Bäcker oder Konditor werden möchte?
Mein Bruder zum Beispiel ist gelernter Konditor, hat danach aber BWL studiert. Er hatte einfach den Willen, noch was anderes zu lernen. Und wenn ich den hab, kann ich eigentlich alles schaffen. Denn ich hab alle Möglichkeiten: Ich kann ja auch zwei Lehren machen oder studieren. Oder eben schauen, dass ich als Bäcker weiterkomme, meinen Meister machen, vielleicht eine leitende Position, wo ich für die Produktentwicklung zuständig bin. Dann kann ich mich auch absolut kreativ ausleben. Wenn ich motiviert bin, mir etwas zu erarbeiten, dann ist es definitiv ein abwechslungsreicher Beruf.
Text und Fotos von Lotte Ziegler
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