Frau Dr. Ulrike Struwe ist seit 2011 Projektleiterin bei „Komm, mach MINT!“, der bundesweiten Netzwerk-Initiative, die mit unterschiedlichen Projekten Mädchen und Frauen für MINT-Studiengänge und -Berufe begeistert. Warum die Initiative so wichtig ist, verriet sie SPIESSER-Redakteurin Polina.
01. December 2017 - 09:38 SPIESSER-Autorin Individuot.
MINT und vor allem Frauen in MINT-Berufen sind seit einiger Zeit ein Thema – lässt sich hier in den letzten Jahren eine Veränderung feststellen?
Besonders die gestiegene Zahl der Studienanfängerinnen in den MINTStudienbereichen macht deutlich, dass die Angebote für Mädchen und junge Frauen wirken. Schauen wir uns alle MINT-Fächer an, so können wir feststellen, dass mittlerweile fast 32 Prozent aller Studienanfänger Frauen sind. Interessant ist, dass Frauen sehr gerne interdisziplinäre Studiengänge wählen wie beispielsweise Medizintechnik, Bioinformatik oder Umwelttechnik.
Dr. Ulrike Struwe
Wieso ist es wichtig, Frauen für MINT-Berufe und -Studiengänge zu begeistern?
Gemischte Teams, also Teams, in denen Männer und Frauen, Jung und Alt sowie unterschiedliche Nationalitäten zusammenarbeiten, sind kreativer und bringen bessere Ideen hervor als homogene Teams, da sie unterschiedliche Aspekte berücksichtigen und einbringen. Alleine deshalb lohnt es sich, junge Frauen für MINT-Berufe zu gewinnen.
Welche Vorurteile herrschen in diesem Zusammenhang immer noch vor?
Es gibt jeweils zwei Fachrichtungen – die Anwendungsentwicklung (Software) und die Systemintegration (Hardware). Beide Richtungen sind in der Ausbildung sehr ähnlich, unterscheiden sich dann aber in den Prüfungen und dem späteren Tätigkeitsfeld.
Gibt es für den Informatiker noch andere Aufgaben, als Programmieren?
Nach wie vor erzählen uns junge Frauen, dass ihnen ihr Umfeld von einem MINT-Fach eher abrät. Ob in der Schule oder der Berufsberatung – Mädchen wird wesentlich seltener ein MINT-Beruf empfohlen als Jungen. Entsprechend schließen viele junge Frauen – und übrigens auch junge Männer – viele Berufe von vornherein als „untypisch“ aus, auch wenn sie dafür eigentlich gut geeignet wären. Frauen werden darum nicht Ingenieurin, Männer nicht Erzieher. Unser Ziel ist es, dass alle den Beruf ergreifen oder das studieren können, was ihren Interessen und Begabungen am meisten entspricht.
Was würden Sie jungen Frauen sagen, die sich für den MINT-Bereich interessieren?
Unbedingt machen und sich nicht abhalten lassen! Kaum ein anderer Bereich bietet so viele spannende Wahlmöglichkeiten, so gute Berufsaussichten und so hervorragende Verdienstmöglichkeiten.
Es gibt über das ganze Jahr verteilt eine Vielzahl von Angeboten, um MINT-Berufe kennenzulernen, einen Einblick in das Studium zu erhalten oder praktische Erfahrungen zu sammeln. Diese Angebote findet ihr in einer Projektlandkarte auf komm-mach-mint.de.
Interview: Polina Boyko
Teaserbild: Lena Schulze
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