SPIESSER-Autorin Marie hat das Staatliche Russische Ballett Moskau besucht und durfte die Primaballerina Anna Shcherbakova und ihre Kollegen nicht nur bei den Proben beobachten, sondern auch noch zu ihrem außergewöhnlichen Beruf ausfragen.
04. January 2019 - 10:09 SPIESSER-Autorin VeryMary94.
Ich sitze zusammen mit Primaballerina Anna Shcherbakova und Matisse Love in einem vornehmen Hinterzimmer des Staatlichen Russischen Ballett Moskaus. Mit weiteren Journalisten haben wir uns in einem Kreis zusammengefunden. Die Aufnahmegeräte liegen auf dem Boden, man sieht sich an und fängt einfach an zu schwatzen.
Wie viele Monate seid ihr denn auf Tour im Jahr?
Anna: Vielleicht so ein halbes Jahr. Ich bin eher selten in Moskau. Nebenbei besuche ich noch die Uni und möchte eine Ballettlehrerin werden. In drei Jahren gehe ich schon in Rente.
In Rente? Wie alt bist du jetzt?
Anna: Ich bin 30 Jahre. Als Primaballerina kann ich bereits nach 15 Jahren Balletttanz in Rente gehen.
Maria und Prinz (Anna und Dmitri) beim Finale von
„Nussknacker“. Foto: Dietmar Scherf
Wie merkst du dir so viele verschiedene Choreographien?
Anna: Eigentlich kann sich mein Körper mittlerweile an alle Tänze erinnern. Nach so vielen Jahren ist das nun drin und ich muss sie nicht jedes Mal neu lernen.
Hast du ein Lieblingsstück oder eine Lieblingschoreographie?
Anna: Ich liebe alle Balletts, außer „Schwanensee“. Ich war sehr jung und noch relativ schwach als ich dieses Ballett zu tanzen begann und es war sehr hart. Nach jedem Stück habe ich an verschiedenen Stellen Schmerzen, so weiß ich ganz genau welches Ballett ich letzte Nacht getanzt habe. (lacht) Aber „Aschenputtel“, „Dornröschen“ und „Der letzte Tango“ mag ich sehr.
Wann habt ihr verstanden, dass ihr nichts anderes sein wollt als eine Ballerina?
Anna: Ich wollte Ballerina werden seitdem ich vier Jahre alt war. Meine Eltern machten sich um meinen schlechten Appetit Sorgen. Ich meinte aber einfach: „Keine Sorge, ich werde Ballerina, da ist es ok so dünn zu sein.” (kichert) Nein, also im Ernst. Ich habe verschiedene Hobbies ausprobiert: Klavier, Folkstanz, mit 10 hat mir ein Lehrer empfohlen auf die Ballettschule zu gehen und das war dann der Anfang von allem.
Musstet ihr in eurer Jugend wegen des harten Trainings auf viel verzichten, wie Partys, Jungs oder Essen?
Anna: Ich lebte frühzeitig in einem Internat und da herrschte strenge Disziplin. Das hieß auch: Keine Jungs.
Matisse: Ich ging in Los Angeles ganz normal zur Schule und hatte danach fast jeden Tag sofort Ballettunterricht. Mit 16 Jahren wurde ich nach Moskau auf die Staatliche Akademie für Choreographie eingeladen und ging dort auch auf ein Internat.
Training beim Staatlichen Russischen Ballett Moskau.
Foto: Marie Robinski
In dem Moment betreten zwei Balletttänzer den Raum. Zwei hübsche, sportliche Männer setzen sich in unseren Interviewstuhlkreis. Es sind Dmitry Kotermin, der neben Anna führender Solist am Theater ist. Der zweite ist Vladimir Mineev, Annas Ehemann und ebenfalls erfolgreicher Balletttänzer am Staatlichen Russischen Ballett Moskau.
Worauf wird beim Training hohen Wert gelegt?
Vladimir: Persönliche Eigenschaften. Man möchte immer das Beste geben und besser sein als die anderen.
Dmitry: Herr Gadeev ist natürlich auch streng. Er tanzt ja noch mit und sieht alles! Da sind gleich vier Augen auf einen gerichtet; die vom Trainer und von Herrn Gadeev.
Sind die Berufsjahre bei Männern genauso wie bei den Frauen?
Dmitry: Ja, das sind sie eigentlich schon. Man tanzt so zwischen 15 und 20 Jahre. Normalerweise ist mit 38 Schluss, aber das hängt auch davon ab, wie fit man körperlich ist. Da sollte man auf sein eigenes Bauchgefühl hören. Ich kenne Balletttänzer, die auch noch mit 40 auf der Bühne stehen.
Anna, tanzt man mit dem Ehemann anders als mit einem normalen Tanzpartner?
Anna und Vladimir bei ihrer Hochzei. Foto: Julia Almazova
Anna: Puh, das ist schwer. Wir haben zusammen in dem Stück „Der letzte Tango“ getanzt und da gibt es sehr innige Szenen und ich weiß nicht, ob ich mir vorstellen könnte, dass Vladimir diese mit einer anderen Ballerina spielt. Im Allgemeinen ist es aber doch eher schwierig, zusammen zu arbeiten.
Vladimir: Stimmt, man fordert mehr von seinem Partner und ist strenger miteinander. Das spürt man und es kostet viel mehr Nerven.
Seid ihr manchmal eifersüchtig?
Vladimir: Es gibt Stücke, wie „Romeo und Julia“, wo teilweise erotische Szenen dabei sind. Aber diese Ballette gibt es an unserem Theater nicht.
Anna: Dmitry ist seit langem mein Partner auf der Bühne und auch wenn wir uns auf die Lippen küssen ist das doch nichts Schlimmes. Wir sind wie Bruder und Schwester und Vladimir weiß das auch.
Wie erreicht man im Ballett die größte Perfektion?
Anna: Mir scheint es, dass es der Charakter ist. Matisse zum Beispiel ist sehr strebsam. Sie hat Erfolg, weil sie so zielstrebig und fleißig ist.
Matisse: Immer weitermachen und üben. Meine Kollegen sind für mich ein großer Antrieb. Anna jeden Tag tanzen zu sehen, gibt mir Motivation immer besser zu werden.
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looool, ich habe schon einen artikel gelesen bevor ich dich kannte!! diesen hier. what für ein ZuFaLl accident