Nope! Für 1,4 Milliarden Menschen auf der Erde ist ein Leben ohne Strom die harte Realität. Die Nu-Metal-Band Linkin Park will mit ihrem Charity-Projekt „Power The World“ eine ganze Menge dagegen tun – nämlich eine Millionen Haushalte mit Strom versorgen. SPIESSER-Autorin Judyta hat Bassist David „Phoenix“ Pharell getroffen und erfahren, warum Empathie und Engagement mindestens genauso wichtig sind wie bares Geld.
Davis "Phoenix" Pharell auch ohne Bass voll dabei.
Judyta: Phoenix, was genau steckt hinter eurem neuesten Wohltätigkeitsprojekt „Power The World“?
Phoenix: „Power The World“ ist ein Programm, das wir gemeinsam mit unserer Stiftung „Music for Relief“ gegründet haben. Der UN-Generalsekretär Ban Ki-moon erzählte uns von mehreren Projekten, die allen Menschen auf der Welt den Zugang zu Strom durch erneuerbare Energien gewähren soll. Für uns war das eine sehr wichtige Sache und wir wussten, dass auch unsere Fans leidenschaftlich dabei wären.
Wie genau funktioniert das Projekt und wie kommt der Strom bei den Menschen an?
In Nepal werden zum Beispiel Kochöfen verteilt, die mit Biogas betrieben werden. Kleine, tragbare Solarstationen kommen in Uganda zum Einsatz. Die können beispielsweise medizinische Geräte mit Strom versorgen. Solarbetriebene Lampen werden in Haiti verteilt und sogenannte „Sockets“ in Südafrika. Das sind kleine, mobile Stromgeneratoren in Fußbälle eingenäht. Die Bewegung wird in Strom umgewandelt und gespeichert, solange bis er verwendet wird.
Was sagen die Fans zu eurem Engagement?
Grundsätzlich denke ich, dass sich Linkin Park-Fans sehr dafür interessieren, was um sie herum geschieht. Die Jugend von heute ist viel vernetzter durch das Internet, als ich das in ihrem Alter war. Die Vernetzung geht über die eigene Kultur hinaus, es kommen Kontakte in der ganzen Welt zustande. Diese Vernetzung schafft unendlich viele Möglichkeiten für einen Wandel.
Wie können Fans helfen? Wo kann man spenden?
Findet ihr cool?
Mehr über das Projekt „Power the World“ von Linkin Park erfahrt ihr im Netz: powertheworld.org
Das Geld ist das eine. Das Interesse am Thema der erneuerbaren und sauberen Energie ist aber fast noch wichtiger. Die Summe, die man braucht, um einen Wandel zu bewirken, ist ja immens hoch. Wenn es finanziell möglich ist, ist natürlich jede Spende willkommen. Das Bewusstsein zu schaffen für die 1,4 Milliarden Menschen ohne Strom, ist allerdings das Wichtigste. Man kann heutzutage auch seine Zeit und seine Energie für die Aufklärung spenden. Hauptsache man ist interessiert, bringt sich ein und möchte die Energiewende mitgestalten. Nicht nur da, wo wir leben, in den USA oder in Deutschland, sondern auch dort, wo die Menschen noch keinen Zugang zu Energie und Strom haben.
Wie bist du selbst mit dem Thema in Berührung gekommen?
Das einschneidende Erlebnis für uns als Band war der Tsunami in Südostasien 2004. Wir haben das im Fernsehen gesehen. Die Zerstörung hat uns sehr bewegt. Die Verbindung zwischen dem Klimawandel und solchen Naturkatastrophen ist ja nicht von der Hand zu weisen. Deshalb wussten wir, dass wir was dagegen tun wollen.
Oliver Loenker (r.) von Kooperations-
partner Siemens ist als Support
mit dabei.
Mal ehrlich: Ist die Nahrungsversorgung für die Hungernden dieser Welt nicht wichtiger als Strom?
Das ist eine gute Frage und ich glaube, es gibt keine gute Antwort darauf. Man kann nicht einfach sagen, Essen sei besser als Strom. Das wäre zu kurz gedacht.
Es ist ja nicht so, dass man sagt, ich möchte Strom haben und dann ist er da. Man muss vorher die Voraussetzungen dafür schaffen. Ein Sechstel der Menschen hat keinen Zugang zu Strom. Das ist doch ein riesiges Problem! Aber eigentlich geht es nicht um diese Zahl. Es geht darum, wie viel Menschen es braucht, dass sich an dieser Lage etwas verändert.
Das fängt damit an, dass man junge Menschen bewegen muss, sich für das Thema zu interessieren und sich einzubringen. Im zweiten Schritt müssen die jungen Leute das Gespräch mit denen suchen, die sie repräsentieren, also die Politik. Wenn das geschafft ist, ist schon viel gewonnen. Was die Hungersnot betrifft: Da gibt es bei „Music for Relief“ bereits Projekte. Natürlich kann man hungernden Menschen das Essen bringen. Aber das wäre nur eine temporäre Lösung. Den Zugang zu Strom zu schaffen, ist eine längerfristige Sache mit nachhaltigem Effekt.
Wie würdest du junge Menschen zum konkreten Handeln bewegen?
Man könnte mal eine Sendung wie „Deutschland sucht den Super-Ingenieur“ starten. Ingenieur werden sollte einfach einen höheren Stellenwert haben, attraktiver sein. Die Jugend ist nun mal die Zukunft. Man sollte wirklich in sie investieren, denn sie werden alles das, was wir jetzt machen, fortsetzen und sie haben die Macht, die Welt zu etwas Besserem zu machen. Jeder hat die Chance dazu, sich umzuschauen und etwas zu bewegen. Der Zugang zu Strom gehört zur Zivilisation. Die Vorstellung, dass alle Menschen
Zugang zu Energie haben und das auch noch umweltverträglich, das ist einfach phantastisch.
Text: Judyta Smykowski
Fotos: Kyra Sophie
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