Am Ende meines Ferienjobs in einer Fleischerei drückt mir der Meister Geld in die Hand und sagt: „Damit du dich schon mal an die Vergütung als Lehrling gewöhnen kannst.” Das war quasi die mündliche Zusage für eine Ausbildung. Für den Beruf hat mich Oma begeistert: Als ich 14 war, durfte ich einen Rehschenkel auseinander nehmen – das hat mir Spaß gemacht.
Fertig
Die letzten Wochen der Sommerferien vor der zehnten Klasse, meinem letzten Schuljahr. Ich bin unterwegs ins Nachbardorf, um mit ein paar Freunden zu feiern. Fünfzehn Kilometer fahre ich mit dem Moped – dieselbe Strecke wie jeden Tag. Als ich links abbiegen will, holt mich von hinten ein Auto von meiner qualmenden Simson s51 – das Moped, dass hier nahezu jeder 16-Jährige fährt. Der Autofahrer war zu schnell unterwegs und hat nicht gesehen, dass ich abbiegen will.
Felix häckselt statt Fleisch
nun Obst – und ist glücklich.
Ich wirble etliche Meter durch die Luft, bevor ich mit dem Rücken auf einer Bordsteinkante aufschlage. Mein Rucksack bleibt irgendwo in einem Baum hängen.
Eine Woche verbringe ich mit zertrümmertem Rücken und gebrochenen Beinen im Krankenhaus, fünf Monate in der Reha-Klinik.
In dieser Zeit bin ich an den Rollstuhl gefesselt. Erst nach einem halben Jahr stolpere ich auf Krücken in die Schule zurück. Für eine Ausbildung zum Fleischer ist mein Rücken aber zu kaputt – schwer heben und den ganzen Tag stehen kann ich nicht mehr.
Los
Ein Bürojob? Kommt für mich nicht in Frage, aber so wahnsinnig viele Perspektiven hatte ich nach dem Unfall nicht mehr.
Von den Lebensmitteln wollte ich auf keinen Fall weg, das stand von Anfang an fest. Dann habe ich die Ausbildung zur Fachkraft für Lebensmitteltechnik entdeckt und gemerkt, dass der Job sogar vielfältiger ist als die Ausbildung zum Fleischer. Und statt Fleisch schnipple ich nun eben Obst und Gemüse. Mir gefällts sogar noch besser als der Rehschenkel bei Oma – mein Unfall hatte also auch etwas Gutes.
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