Gute Bezahlung, frauenfreundliches Arbeitsumfeld, Auslandserfahrungen: Mechatronik-Ingenieurin für Turbo-Antriebe bei MAN in Oberhausen, Angela Lohberg, erklärte im Interview mit Spiesser-Autor Moritz, warum für sie Weihnachten nicht immer auf den 24. Dezember fällt.
22. October 2009 - 17:15 SPIESSER-AutorIn anonymer Nutzer.
SPIESSER.de: Mechatronik, das ist für viele ein Fremdwort. Was versteht man darunter?
Angela Lohberg: Ich habe ein Studium als Mechatronik-Ingenieurin absolviert und bin angestellt als Ingenieurin für Mess-, Steuer- und Regelungstechnik (MSR). Der Begriff „Mechatronik“ setzt sich zusammen aus den Wörtern Mechanik, Elektrotechnik und Informatik. Wir fungieren sozusagen als ‚Dolmetscher’ zwischen den einzelnen Fachbereichen. In der Regel werden wir da gebraucht, wo sich Mechanik, Elektrotechnik und Informatik überschneiden. Ich konstruiere also keine Turbinen, sondern sorge dafür, dass die MSR-Technik funktioniert und so im Endeffekt ein Turbinenstrang in dem vorgesehenen Prozess problemlos arbeitet.
Woran arbeitest Du zurzeit?
Ich bin zurzeit u.a. als Projektleiterin verantwortlich für die MSR-Technik einer Dampfturbine, die als Generatorantrieb für eine Müllverbrennungsanlage im Großraum London eingesetzt wird.
Mechatronik-Ingenieure arbeiten also mit Turbinen?
Die Turbinen werden von Berechnungs- und Konstruktionsingenieuren konstruiert. Die MSR-Technik, für die ich verantwortlich bin, misst die Parameter wie z.B. Dampfdruck und Dampftemperatur. Diese Ergebnisse werden, vereinfacht gesagt, in der Steuerung der Anlage verarbeitet. Dabei ist es wichtig, dass die vorgegebenen Werte eingehalten werden, damit die Anlage entsprechend den jeweiligen Anforderungen gefahren werden kann.
Kannst Du das an einem Beispiel verdeutlichen?
Wie gesagt, die Ergebnisse fließen in die Steuerung der Anlage, dort werden die Signale in einer so genannten ‚Black-Box’ ausgeglichen, das System reagiert und sorgt dafür, dass letztendlich die Parameter eingehalten werden. Jede Turbine ist anders ausgelegt, entsprechend müssen die jeweiligen Anforderungen angepasst werden. Der Kunde liefert uns Angaben wie Temperatur und Druck des Dampfes, der später die Turbinen antreiben wird. Wir kennen also die Faktoren für einen optimalen Betrieb. So darf der Dampf in diesem Aggregatszustand z.B. grundsätzlich keine Wassertröpfchen enthalten. Bei Geschwindigkeiten von 3000 Umdrehungen pro Minute würden sie wie Hammerschläge wirken und die Turbine auf Dauer beschädigen.
Du pflegst also ein besonderes Verhältnis zur Dampfturbine?
Ja, das kann man so sagen (lacht). Dampfturbinen und ich haben schon Höhen und Tiefen durchlebt. Ich tauche ein in eine Welt von Parametern, Sollwerten, Impulsleitungen und Megawatt - das ist dann wie früher, als ich bei meinem Papa im Handwerkskeller mitgeholfen habe. Vor allem die Fehlersuche ist spannend, und wenn dann einmal alles läuft, ist das so wie Weihnachten!
Und trotzdem haben viele Frauen Angst, in technischen Berufen nicht ernst genommen zu werden. Woher kommt deine Begeisterung?
Ich fühle mich in meinem Arbeitsumfeld wohl und bin als Frau keine fachliche Exotin! Dass Technik nicht als typischer „Frauen-Beruf“ galt, spielte bei mir nie eine Rolle: Meine Eltern haben mein frühes Interesse für Naturwissenschaften und Mathematik akzeptiert. Deshalb war für mich immer schon klar, dass ich einmal in die Technik gehen würde.
Dein Tipp für die Jugend?
Wählt Technik, wenn´s Technik ist! Und lasst die Finger von Technik, wenn´s Technik nicht ist! Will sagen, jeder sollte seinen Interessen nachgehen. Das gilt für Männer ebenso wie für Frauen.
Dieser Text enstand in Zusammenarbeit mit der Inniative "MINT- Zukunft schaffen.
Könnt Ihr euch vorstellen, Ingenieurin zu werden, oder sind Naturwissenschaften für euch ein Graus? Diskutiert hier!
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