SPIESSER Bildungsweg

Den Lappen (quasi) in der Tasche

Abi-Prüfungen sind toll. Das findet zumindest Gustav, der sie fast hinter sich hat. Doch gibt es ein Leben nach den Klausuren?

30. April 2012 - 07:49
von SPIESSER-Autor Gustav.
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Gustav Offline
Beigetreten: 26.04.2009

Meinung abgeben, iPad abgreifen

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Es ist so deprimierend. Seit Tagen schon sitze ich in meinem Kellerloch, esse täglich ein paar Mandarinen und öde die Welt an. Gestern hat meine Raufasertapete ihr erstes Wort gesprochen („Papa“), das ich ihr beigebracht habe. Was soll ich sonst tun? Die schriftlichen Abi-Prüfungen sind vorüber, die Schule ist aus. Entstanden ist ein dickes fettes Loch in meinem Alltag.

Zum Wesen der Prüfungen

Dabei will ich mich über die schriftlichen Prüfungen nicht beschweren. Im Gegenteil: Die ließen sich wegchillen wie nichts. Innerhalb der fünf Zeitstunden habe ich in der Englisch-LK-Prüfung über meine Ansicht zu Facebook kluggeschissen, kombiniert mit der Standard-Analyse eines Editorials. Das hätten Zehntklässler auch hinbekommen.

Deutsch fiel ähnlich simpel aus. In meiner Prüfung hat Johann Gottfried Herder die Sprachentstehung am Beispiel eines Schafes („Das Blökende!“) erläutert. Ein mir bislang unbekannter Herr Zimmer präsentierte seine Variante der Sprachentwicklung anhand von Beispielen in einem Sachtext. Das waren fünf Stunden light-entertainment – von einer Blase am Finger und schreibkrampfbedingten Verspannungen mal abgesehen.

Die fette geistige Herausforderung war für mich die Matheklausur, weil mein Kopf in Stress-Situationen zu stumpf für Mathe ist. Nach jeder zweiten Aufgabe: Haben die jetzt wieder einen Fehler gemacht ... oder hab ich mich selbst irgendwo verrechnet? Danke jedenfalls an dieser Stelle an das NRW-Schulministerium für beste Unterhaltung während dieser Prüfung.

Lange habe ich im Vorfeld gegrübelt, wie ernst ich die Oberprima nehmen soll. Einfach einen Abend vor der Prüfung lernen, wie sonst bei den normalen Klausuren? Oder drei Jahre intensiv zukleistern mit Arbeit, Arbeit und Arbeit? Jetzt steht mein Urteil fest: Ich hätte gar nichts extra lernen brauchen, das Aufpassen im Unterricht reicht (zumindest im NRW-Abitur) völlig aus. Bloß kann man das vorher nie wissen.

Wurscht. Solange nicht öffentlich bekannt wird, dass ich mich bis jetzt durchs Abitur gechillt habe, bin ich stolz auf mich: Ich hab den Lappen (quasi) in der Tasche. Mehr will ich ja gar nicht. Arbeitgeber? Bewerbt euch bei mir!

Der Alltag fesselt mich

Statt übertriebener Euphorie geht das Leben verhältnismäßig harmlos weiter. Klaro, ich habe gefeiert, aber wer feiert denn nicht freitagabends, immer auf der Suche nach einer Rechtfertigung? Heute wegen des Abiturs, nächste Woche wegen des 10-jährigen Jubiläums der Kneipenkegelbahn.

Endspurt Abi

Im Mund noch den fernen Geschmack des Mutterleibes, vor den Augen die aufregende Zukunft: Gustav ist jetzt raus aus der Nummer „Schule“. Zwischen seinen Abitur-Prüfungen erzählt der NRW-Gesamtschüler in Blogform von seinem Endspurt in die Freiheit.

Der einzige markante Unterschied zu vorher ist die Zeit, von der ich jetzt mehr habe. Ich schlafe bis 11 Uhr aus (obwohl ich nicht der Langschläfer bin, aber das muss sein) und setze mir abends keine Grenze mehr. Philosophie (mündlich) soll ruhig kommen.
Der Rest geht seinen Gang.

Ich gieße die Blümchen hier unten, lese wieder Bücher, bringe meiner Raufasertapete wesentliche Abiturinhalte bei (Rache!) und bereite meine Zukunft vor. Ich habe ein wenig das Bedürfnis in die Schule zu gehen und meinem alten Wasserspender „Guten Tag“ zu sagen. Dem widerstehe ich. Langsam gewöhne ich mich an das Leitungswasser – eine qualvolle, aber nötige Umstellung.

Keine Angst, liebe zukünftigen Abiturienten, ihr werdet das alle überstehen! :)

Die Prüfungen werden jetzt korrigiert. Was daraus wird, erfahrt ihr schon bald auf SPIESSER.de.

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Kommentare

Vier Kommentare
  • War bei mir ähnlich. Alle 3 Klausuren in einer Woche und für Englisch brauchte man ja nun wirklich absolut NICHTS lernen also zumindest bei den Aufgaben in NRW :D und jetzt fast anderthalb monate chillewn bis zur müpndlichen :D mir fällt so halb die Decke aufn Kopf hier aber wenn die mündliche Prüfung vorbei ist erstmal ins ausland um hier rauszukommen..

  • Bei mir wars genauso. Ich hab bloß extrem viel gelernt und brauchte das gar nicht. Die Prüfungen waren relativ leicht und danach hieß es gammeln.
    Heute hab ich meine mündliche und ich bin gespannt ob mein Konzept aufgeht. Wenig lernen und trotzdem alles wissen...

  • Wir hatten im März Abi-Prüfungen. Lernen konnte man sich sparen, wenn man aufgepasst hat, eben kurz mal "alles" durchlesen vorher Bloß für Mathe hab ich richtig gelernt. Nach dem Abi verlängerte Osterferien und jetzt nochmal in die Schule, weil es noch Klausuren gibt. Puh! Erst im Juni sind die mündlichen Prüfungen - bis dahin heißt es durchhalten und sich ein neues Ziel suchen. ;) Wie wärs mit nem Nebenjob bis zum Studium :P

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