Wer ins BIZ geht, hat Fragen. Wie auch SPIESSER-Autorin Viktoria. Nur hat sie keine Antworten bekommen, sondern das Gefühl, dass niemand ihr bei der Berufswahl helfen kann.
08. September 2010 - 16:05 von SPIESSER-Autorin vikipedia.
Vor zwanzig Minuten war die Welt noch in Ordnung. Vor zwanzig Minuten, als ich noch nicht wusste, dass mir eine große Karriere als Kinderdorfmutter oder Elektronikerin bevorsteht. Ja, so habe ich auch geschaut: Kinderdorfmutter! Elektronikerin! Ob die wissen, dass Kinder mich nicht mögen, oft Angst vor mir haben? Ob die wissen, dass ich im Physik-Test zu Elektronik so mies war, dass ich mich heute noch dafür schäme? Sie, die Entwickler des digitalen Berufswahltests im Berufsinformationszentrum? Nein, sie haben keine Ahnung. Sie haben ja nicht danach gefragt.
Mit Aliens auf Berufssuche
Ich sitze im Berufsinformationszentrum, kurz BIZ: grau-abgetretener Teppichboden, Regale voller Ordner und Mappen, an der Decke Neonröhren, am Fenster Lamellen und Topfpflanzen, die auch schon bessere Tage gesehen haben. Ich setze mich an einen Computer. Die Maus ist in die Tastatur eingebaut, nicht ganz leicht zu bewegen. Im Hauptmenü wähle ich die Rubrik „Ausbildungs- und Berufswahl für Jugendliche“ an.
Da ist er: der Berufswahltest. Ich soll mir einen virtuellen Begleiter auswählen, sagt mir das Programm. Ich entscheide mich für das weibliche, orangefarbene Alien. (Alternativen: männlich-blaues Alien, Junge, Mädchen). Mit einem Raumschiff machen das Alien und ich uns auf die Reise. Ich soll meine Interessen kategorisieren. Ganz klar, „berechnen und kalkulieren“ ganz nach unten. Danach gebe ich meine Stärken an (Hilfsbereitschaft: top, mathematisches Verständnis: nicht so) und beantwortete Fragen zu meinem Arbeitsverhalten (gern mit Menschen, drinnen oder draußen: egal). Das weibliche, orangefarbene Alien fragt, ich antworte.
Reise = Pleite
Praxis-Ratgeber von Duden gewinnen
Wie war euer BIZ-Besuch? Was kam beim Berufstest raus? War das Ergebnis hilfreich? Meinung sagen und absahnen. Hier gehts zum Gewinnspiel
Der letzte Frageblock ist abgearbeitet, ich bin am „Ziel meiner Reise“ angekommen, da sehe ich auf dem Bildschirm das erschütternde Ergebnis:
Neben Kinderdorfmutter und Elektronikerin ist auch noch die Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin dabei. Das sollen Berufe sein, die am Besten zu mir passen? Sind die sich sicher? Ich kann mir das Ergebnis ausdrucken, tu es aber nicht. Ich stehe auf und gehe zum Regal mit den Berufsmappen und erfahre noch ein bisschen mehr über meine neuen Perspektiven. Die Mappen sind sicher nach dem Geschmack meines Aliens: viele Bilder, weniger Text als erwartet. Ich lege sie beiseite.
Ich war auch mal vor fast einem Jahr im BIZ und habe auch den Alientest gemacht. Tsja, bei mir kam ebenfalls raus, dass ich Kinderdorfmutter werden sollte oder Krankenschwester. Passt irgendwie überhaupt nicht zu mir, aber wenigstens sind ein paar Schulstunden ausgefallen...Ansonsten war das Ganze sowas von überhaupt nciht hilfreich!
Und was war sonst noch so? Strafvollzugsbeamter und Bundeskriminalbeamter? Leute? Gehts noch? Okay, okay, ich gestehe: Der Lehrer: ich bin sehr kreativ. Aber das einzige, dass ich in Kunst kann ist die Idee, die dann von wem anders oder nicht umgesetzt werden kan. Das was ich zeichnen kann beschränkt sich auf die Elisée (Mein kleines Segelboot).
Und der Rest, ich befürchte mich zu wiederholen, Geht's noch? Technik und Jollchen verstehen sich nicht, er ist froh genug darüber, sein Fahrrad und Moped mit Hilfe warten zu können..
:-D Nein, der Test war zumindest dafür gut, Russisch zu verpassen;)
Hab auch mal spaßeshalber einen Berufstest gemacht. Ergebnis: Mir kann kein Beruf vorgeschlagen werden, weil es keinen Beruf mit annähernden Profil, was auf mich passen könnte.
Zu Schulzeiten musste ich auch mal aufs Arbeitsamt. Ergebnis: War nicht schlechter erwartet. Oder auch: Ich habe gar nichts erwartet. Es gibt einfach zu viel in Sachen Beruf, als dass es von einer Person soweit erfasst werden könnte dies annähernd zu beraten. Erst recht nicht die Damen vom Amt, da ich dort nicht das Gefühl habe, dass die sich anstrengen. Lieber Leute vor Ort nach Möglichkeit fragen, dank Internet ist dies weniger das Problem.
Ich war im BIZ in Zwickau,
weil ich gehofft hatte, dass die mir Antworten auf konkrete Fragen geben konnten. ABER
- sie waren mit Jungen Leuten überfordert, die mehr wissen wollten, als "was zieh ich zum Vorstellungsgespräch an?" und "muss ich pünktlich sein?"
- sie haben die ganze Zeit über Sachsen geredet, obwohl ich sie gerade das 3.Mal auf Studienangebote außerhalb der Landesgrenzen angesprochen hatte. Ein bisschen patriotismus ist ja okay, aber ich bin ja nicht auf grund von langeweile dort.
7 minuten un 5 prospekte später bin ich entnervt gegangen, mit den worten, dass sie den Menschen, die sie berät, vielleicht mal zu hören sollte.
Die Frau, die im BIZ für mich zuständig war,schien schon etwas unsympatisch.Als sie mich dann nach meinem "Traumberuf"fragte und ich freundlich "Physiotherapeutin" sagte,verzog sie nur das Gesicht und gab mir klar zu verstehen , dass das kein Beruf sei.Was soll man da noch groß sagen?
Scheint wirklich aus einer anderen Welt zu sein.
Ich soll auch lehrer für dieses musisch künstlerische werden. Oder Wachmann ...
Meine Erfahrung ist: keine Hoffnungen in BIZ setzen, auch die Beratungsgespräche bringen für Abiturienten nicht sooo viel.
Aber die Tests zu räumlichen Vorstellungsvermögen, Konfliktpotential und sowas sind fast alle gut. Kriegt man ein gutes Bild von sich selbst.
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also mir hat der test empfolen gehörlosendolmetscherin zu werden :D