Als ich den Realschulabschluss in der Tasche hatte, hatte ich so gar keinen Plan, was ich mit meinem Leben anfangen will. Dafür aber gleich einen Ausbildungsplatz – dank vieler Bewerbungen auf die unterschiedlichsten Stellen. Also bin ich „Regierungssekretäranwärterin im mittleren, allgemeinen, nichttechnischen Verwaltungsdienst beim Land Mecklenburg-Vorpommern“ geworden und habe Gesetzesbücher gewälzt, Buchhaltung gelernt und die Rechtsgrundlagen von Bescheiden geprüft. Danach wurde ich als Angestellte im Straßenbauamt Schwerin unbefristet übernommen, hatte also mit 19 einen sicheren und gutbezahlten Arbeitsplatz.
Fertig
Spaß hat mir der Job nie gemacht. Ich wollte nicht mit 40 aufwachen und feststellen, dass ich mein Leben verpasst habe. Also habe ich mich erst mal nach Rostock in eine Autobahnmeisterei versetzen lassen und gehofft, dort als Sekretärin glücklicher zu werden. Aber das hat nicht funktioniert. Ich hatte zwar mehr Kontakt zu Menschen, aber ich wurde nicht warm mit den Kollegen und es gab nicht mal eine Möglichkeit sich hochzuarbeiten. Mein Schicksal schien besiegelt: Sekretärin bis ich in die Kiste falle! Albträume haben mich geplagt, bis ich irgendwann morgens aufwachte und mir klar war: Ich muss meine sichere Zukunft über Bord werfen und kündigen!
Los
Ich habe mich also mit 20 an einem Gymnasium angemeldet, um mein Abi nachzuholen. Meine Familie brachte mir zwar nicht viel Verständnis entgegen, aber ich bereue nichts: Ich kann studieren, vielleicht Informatik oder Philosophie, eine höhere Beamtenlaufbahn einschlagen oder was ganz anderes machen. Wer weiß, wo ich ankomme? Nur eins ist sicher: In zehn Jahren werde ich schon einige Bücher veröffentlicht haben. An meinem ersten sitze ich bereits, es heißt „Beamtenpunk“.
Text: Paula Leutner
Illustration: Juliane Dorn
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Toll, dass du dich das getraut hast. Ich bin nach Abi und zwei Ausbildungen in einen Job reingerutscht, den ich mir ganz toll vorstellte und der sich als zwar sicher und gut bezahlt, aber bauchschmerzverursachend herausstellte. Jetzt studiere ich neben dem Beruf Kulturwissenschaften und suche nach ner neuen Stelle für bis zum Studienende. Mal sehen. Dir wünsche ich jedenfalls viel Erfolg!
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Ansonsten herzlichen Glückwunsch zu deiner Entscheidung ;D Vielleicht sieht man sich ja mal in Rostock.
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Wieso unterstützt man einen nicht, sein Abi zu machen?
Sowas hat doch nur Vorteile o.O