Gegenüber meinen Freunden beschwere ich mich oft, dass mein Leben so langweilig ist. Dabei ist es doch meine Schuld, dass es nicht so aufregend ist, wie in einem Hollywoodfilm. Wenn ich wirklich etwas ändern wollen würde, könnte ich mich einfach aufraffen und genau das machen, was ich will, anstatt mich tagsüber hinter TV-Serien, den täglichen Haushaltspflichten und meiner Faulheit zu verstecken.
24. October 2016 - 20:28 von SPIESSER-Autorin stoffteddy.
Gegenüber meinen Freunden beschwere ich mich oft, dass mein Leben so langweilig ist. Dabei ist es doch meine Schuld, dass es nicht so aufregend ist, wie in einem Hollywoodfilm. Wenn ich wirklich etwas ändern wollen würde, könnte ich mich einfach aufraffen und genau das machen, was ich will, anstatt mich tagsüber hinter TV-Serien, den täglichen Haushaltspflichten und meiner Faulheit zu verstecken.
Andererseits frage ich mich, was ich überhaupt anders machen kann und ob ich das wirklich will. Beispielsweise wäre da die Möglichkeit sich ein neues Hobby zu suchen, wie ein Instrument zu erlernen. Jedoch gibt es immer noch genügend Argumente, die dagegen sprechen. Zum einen rauben mir Schulaufgaben einen großen Teil meiner wertvollen Freizeit und zum anderen wohne ich in einer Kleinstadt, in der man sich gerade mal mit Gemüse shoppen oder einigen Sportvereinen beschäftigen kann. Aber tagtäglich nur Sport ist auch nicht die Art von Alltag, die ich mir erhoffe. Zugegeben, der ein oder andere wäre froh, wenn er wenigstens einen Verein hätte, aber ich kann versichern, dass es auch hier nur begrenzte Aussichten gibt, um sein Leben interessanter zu machen. Wie soll ich da eine Möglichkeit finden, das ganze spannender zu gestalten?
Ich denke an das Leben in einer Großstadt, die alles zu bieten hat: von einer Bibliothek mit dem Geruch nach alten Büchern, über einen schönen Park, in dem man interessante Menschen trifft, bis hin zum Geräusch der Autos, die auf der Straße vorbei sausen, wenn man abends einschläft. Ganz wichtig sind natürlich gut organisierte öffentliche Verkehrsmittel, um seine Freunde, die ebenfalls in der zauberhaften Großstadt aufwachsen, so schnell wie möglich zu erreichen. Zusätzlich noch die zahlreichen Cafés, in denen melancholische Musik gespielt wird, sodass man sich wie zu Hause fühlt. Dann ist alles perfekt. Selbstverständlich gibt es noch die Kleinigkeiten, wie das gelbe Licht der Straßenlaternen, welche die Straße in der Nacht in eine düstere und doch vertraute Atmosphäre tauchen oder die Plakate von Veranstaltungen und Konzerten an Zäunen und Laternen mit denen man sich den Weg merken kann.
All das würde mein Leben schon allein durch den Weg von zu Hause zur Schule aufregender gestalten: Nach dem Unterricht wird in der Bibliothek vorbeigeschaut, in der eine konzentrierte und gleichzeitig lockere Stimmung herrscht. Dann in das Lieblingscafé, wo man sich ein leckeres Getränk zubereiten lässt, nur um den Kopf von den in der Schule gelernten Sachen frei zu kriegen und sich auf einen weiterhin wunderbaren Tag zu freuen, den man mit seinen engsten Freunden im Tag Park verbringt, während man tiefgründige und amüsante Gespräche führt.
Aus mir spricht der Neid auf die Leute, die so einen Alltag führen können. Es ist mir zwar durchaus bewusst, dass diese Menschen sich vielleicht wünschen in einer ländlichen Gegend wie ich zu wohnen, aber das kann auch daran liegen, dass sie in ihrer Großstadt aufgewachsen sind und alles, vom Licht der Straßenlaternen bis zu den Veranstaltungsplakaten zum Weg merken, ganz anders wahrnehmen, als es Menschen wahrnehmen, die nicht dort aufgewachsen sind. Wahrscheinlich sehen es die in der Großstadt Aufgewachsenen als nahezu selbstverständlich an, diese Dinge erleben zu dürfen, während ich mich in meinem kleinen Zimmerchen langweile und vor Neid auf einen so viel faszinierenderen Alltag fast platze.
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