Bessere Bezahlung und eine positive Perspektive - geht das?
Spätestens seit der Ausstrahlung der ARD Wahlarena im vergangenen Herbst weiß wohl jeder wie schlecht es um den Pflegedienst in Deutschland steht. Der Gesundheits- und Krankenpfleger-Azubi Alexander Jordes fühlt der damals sich im Wahlkampf befindenden Angela Merkel kräftig auf den Zahn. Heute steht die Union und die SPD mit der wiedergewählten Bundeskanzlerin vor der geforderten Mammutaufgabe, den Pflegebereich grundlegend zu sanieren.
26. March 2018 - 13:28 von SPIESSER-AutorIn johannes_danjo.
Die Union und die SPD sind sich beim Thema Pflege einig – der Handlungsbedarf ist akut und die Erwartungshaltung groß. Die Hürden sind enorm, denn die Branche ist in sich zersplittert und größtenteils unorganisiert. Weder Arbeitgeber noch Arbeitnehmer haben schlagkräftige Verbände im Rücken und Tarifverträge gibt es nur vereinzelt. Dennoch hat die Regierungskoalition in den Sondierungsgesprächen ein Konzept entwickelt, das die Arbeitsbedingungen kurzfristig und langfristig verbessern soll.
- Sofortige Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der Bezahlung
- Sofortmaßnahme für eine bessere Personalausstattung in der Altenpflege
- Schaffung zusätzlicher Stellen
- Stärkung im Bereich Bezahlung nach Tarif
- Vereinheitlichung eines flächendeckenden Tarifs
- Schaffung von 8.000 Fachkraftstellen
- Entwicklung von Personalbemessungsinstrumenten
Durch das Ergebnis der Sondierungsgespräche können die Lücken in der Pflegebranche sicherlich nicht sofort und ebenso auch nicht gänzlich geschlossen werden, dennoch gibt es erste, vorsichtige Bewegungen, die eine positivere Entwicklung andeuten. Und das ist auch zwingend notwendig. Denn allein bei der Betrachtung des demographischen Wandels wird deutlich, dass der Bedarf an Pflegevollkräften bis 2025 um rund 27 Prozent gegenüber 2005 ansteigt.
Pro und Contra – was ist wichtiger?
Die Zukunft der Pflege ist nicht nur aus der Jobperspektive zu betrachten, sondern gilt für alle Bürgerinnen und Bürger. Der Mensch wird stetig älter und lebt im Durchschnitt länger. Da liegt es auf der Hand, dass vermehrt auch die junge Generation sich ihre Gedanken zu der eigenen, ganz individuellen Situation im Alter macht. Neben der privaten Rente liegt auch Frage nach Finanzierung von Pflege klar auf der Hand. Betrachtet man die Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung wird deutlich, dass der Staat die Kosten für eine hochwertige menschenwürdige Pflege nicht vollständig absichert - hier ist jeder Einzelne gefragt, sich Gedanken über individuelle Lösungen zu machen, beispielsweise mit einer privaten Pflegeversicherung.
Bei der Wahl des zukünftigen Berufes geht es der Generation Smartphone nicht nur um die Selbstverwirklichung individueller Wünsche und Ziele. Vielmehr ist es eine Kombination aus Wunsch, Veranlagung, Arbeitschancen und die Verdienst- und Aufstiegsmöglichkeiten, welche für die Job-Wahl heute mehr denn je zuvor entscheidend sind. Da fallen die Gesundheits- und Pflegeberufe schnell durch das Raster, denn Pflegeberufe in Deutschland sind nicht ohne Grund schwer zu besetzen. Es gibt einige Faktoren, die diese Berufsgruppe nachhaltig unattraktiv machen:
- Das schlechte Image des Berufstandes
- Die niedrige und unzureichende Bezahlung
- Die anhaltende physische und psychische Belastung
- Unregelmäßige, nicht familienfreundliche Arbeitszeiten (Wechselschichten)
- Die überhandnehmende bürokratische Erfassung der Arbeit
- Die langfristig knappe Personalsituation
- Akuter Fachkräftemangel
Was bleibt am Ende des Tages übrig?
Der Blick hinter die Gehaltskulissen verrät nichts Gutes. Die enormen Gehaltsschwankungen zwischen Ost und West und die generell relativ geringe Bezahlung in dieser Branche macht es einem Jugendlichen der vor der Wahl seines Jobs steht, nicht gerade einfach – oder eben sehr einfach. Die Angst zu wenig im Geldbeutel zu haben, ist berechtigt. Themen wie Absicherung, zukunftsorientiertes Handeln und der Aufbau von Eigentum sind heute präsenter denn je.
Natürlich gibt es auch eine positive Bilanz dieser Berufssparte, die nicht zu unterschätzen ist. Der soziale Aspekt hat in den meisten Fällen die größte Hebelwirkung bei der Entscheidung für einen Pflegeberuf. Das menschliche Miteinander ist für viele immer noch der unangefochtene Hauptgrund, diesen Beruf zu ergreifen. Zudem birgt der Beruf eine große Vielfalt an unterschiedlichen Tätigkeiten und eröffnet die Möglichkeit an Fort- und Weiterbildungen teilzunehmen. Und was auf der einen Seite der Negativposten ist, ist hier ein Pluspunkt der besseren Sorte – die Sicherheit des Arbeitsplatzes. Und der ist auf lange Sicht eben durch den Demographischen Wandel gesichert.
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