Wie einen Schatzsucher, der in dunklen Kellern und auf verstaubten Dachböden verborgene Kostbarkeiten findet – so stellt sich SPIESSER-Autorin Karin das Leben eines Antik- und Trödelhändlers vor. Ob sich unter all den Fundstücken in Wahrheit nur Müll verbirgt? Ein klarer Fall für das SPIESSER-Beruferoulette!
08. November 2014 - 11:06 SPIESSER-AutorIn karin_123.
Sven Hellmich, Geschäftsführer von Dresdens größter Trödelhalle, begrüßt mich mit festem Händedruck und strahlendem Lächeln. Doch bevor ich mich mit ihm über seinen Job unterhalten kann, kommen schon die ersten Kunden, die nach etwas Bestimmten suchen. Sven kann sofort weiterhelfen.
Dein Traumjob, denn du ...
• hast Lust am Handel und Verkauf.
• kannst dich für alte und gebrauchte Dinge begeistern und hast ein Gespür für ihren Wert.
• bist ein ehrlicher Typ, denn manchmal musst du leider auch Menschen in ihren Verkaufs-vorstellungen enttäuschen.
Das gehört dazu:
• der Sinn für ein gutes Geschäft
• Recherche über die aktuellen Preise
• den Blick fürs Besondere zu haben, um sich von anderen Unternehmen abzuheben
Wie du es wirst:
• du hast bestenfalls einen Abschluss in einem Handelsberuf
• ein Studium in Richtung Kunst oder Geschichte
• oder quereinsteigen!
Ich blicke mich um und frage mich, wie er hier die Orientierung behält: Der Trödelmarkt erstreckt sich auf zwei riesige Hallen, die bis unter die Decke vollgestellt sind. „Bei uns findest du alles, was du suchst, wirklich alles“, ruft mir Sven grinsend zu, als ich mir meinen Weg durch die einzelnen Räume bahne. Es riecht ein wenig muffig, wie bei meinem Opa im Keller, aber ich mag diesen Geruch und er passt hier her, zwischen all die Dinge aus vergangenen Zeiten.
Wie bist du zu diesem Beruf gekommen, will ich von Sven wissen: „Das war purer Zufall. Mit einem Freund habe ich in einem kleinen Laden angefangen, Trödel zu verkaufen und irgendwie ist dann alles etwas größer geworden.“ Er zeigt stolz in die Halle. Neben dem Verkauf in seinem Geschäft kümmert er sich auch um Haushaltsaufl ösungen, Umzüge und verkauft zudem Weihnachtsbäume. „In dieser Branche ist es wichtig, etwas Besonderes, im Gegensatz zur Konkurrenz, zu bieten, sonst geht man unter“, erklärt Sven. Ein Ausbildungsberuf ist der Antik- und Trödelhändler nicht: „Ich bin eigentlich gelernter Handelsvertreter. Das hilft mir bei meiner Arbeit sehr, denn es ist von Vorteil, wenn man einen gewissen Sinn für den Handel besitzt.“
Ein paar Schätze waren unter dem ganzen Krimskrams auch schon dabei. „Wir hatten einmal eine Puppensammlung mit passendem Puppenhaus und Möbeln, das war schon einiges wert. Oder Porzellan war dabei. Aber reich geworden bin ich noch nicht“, lacht er. „Nur manchmal ist es schwierig, wenn ich Menschen enttäuschen muss. Die denken, etwas richtig Kostbares zu besitzen, aber es stellt sich dann heraus, dass es nur einen Bruchteil der Erwartungen wert ist.“
Ich bin ein wenig von der Masse an Waren erschlagen und verabschiede mich von Sven, der schon wieder dem nächsten Kunden hilft. Ein Antik- und Trödelhändler werde ich wahrscheinlich nicht, obwohl ich es liebe, nach kleinen Kostbarkeiten auf Trödelmärkten Ausschau zu halten. Aber als Antikkunde wird man nicht bezahlt. Um Svens Job zu machen, gehört einfach so viel mehr dazu: die körperliche Anstrengung bei Haus- und Wohnungsauflösungen und vor allem das Händlergeschick. Es geht also doch nicht einfach nur ums Schatzsuchen, sondern am meisten um den Sinn für ein gutes Geschäft.
Text und Foto: Karin Eckhold
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