Beruferoulette

Keine Angst vor Gummistiefeln

Von den meisten Berufen hat SPIESSER-Autorin Nina schon etwas gehört. Denkt sie sich zumindest – bis ihr das Beruferoulette den Vermessungstechniker zulost. Und nun?

27. February 2014 - 10:03
von SPIESSER-Autorin Sternenpflückerin.
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Sternenpflückerin Offline
Beigetreten: 27.02.2012

1. Akt: Meine Vorurteile:
Manche Berufe sagen mit auf den ersten Anhieb gar nichts. Vermessungstechniker gehört dazu. Ich kann mir nur das vorstellen, was in der Berufsbezeichnung sowieso schon gegeben ist: Ein Techniker, der etwas vermisst. Aber wie, wo, was? Ich habe keinen blassen Schimmer.


Bitte die Gummistiefel nicht vergessen!

2. Akt: Meine Recherche:
Auf der Webseite der Bundesagentur für Arbeit finde ich folgende Berufsbeschreibung: „Vermessungstechniker/innen führen vor Ort Vermessungen durch und verarbeiten bzw. visualisieren die gewonnenen Daten am Computer, um zum Beispiel Pläne, Karten, Kataster oder Risswerke zu erstellen oder zu aktualisieren.“. So so, Vermessungstechniker vermessen also nicht nur, sondern sie werten auch aus. Somit haben sie schon einmal viel mehr mit dem Computer zu tun, als ich dachte. Zusätzlich erfahre ich: Für den Beruf ist eine dreijährige duale Ausbildung notwendig, die in zwei verschiedenen Fachrichtungen gemacht werden kann: Vermessung und Bergvermessung. Ein bestimmter Schulabschluss ist nicht notwendig.

Nun will ich es aber genauer wissen. Deshalb nehme ich Kontakt zu Monika Przybilla auf. Sie ist seit den 80er Jahren Vermessungsingenieurin – hat also studiert. Diese Möglichkeit nehme ich erfreut zur Kenntnis, denn mein Abi würde ich eigentlich ungern in der Tasche versauern lassen. „Ich liebe den Umgang mit Zahlen“, schwärmt Monika Przybilla – Mathe scheint hier sehr gefragt zu sein, ebenso wie Physik. Außerdem sollte man kommunikativ sein, gerne im Team arbeiten, sich für Technik interessieren und sorgfältig und präzise arbeiten. „Und keine Angst vor Gummistiefeln haben!“, fügt sie noch schnell hinzu. Vermessungstechniker arbeiten nämlich hauptsächlich im Außendienst.


Gestatten: ein elektronisches Feldbuch.

„Zwei Drittel der Arbeitszeit ist der Vermessungstechniker auf der Baustelle beziehungsweise im Schiff, während er das restliche Drittel des Tages mit der Auswertung und Verwaltung der gewonnenen Daten verbringt“, weiß der Auszubildende Jonas Bahnes zu berichten. Und in welchen Bereichen arbeitet man da? „Straßenbaufirmen, Schiffbau… es ist möglich, überall dort zu arbeiten, wo etwas gebaut wird, das mit simplen Methoden nicht zu erschaffen ist“, sagt er mir. Doch nicht viele wollen Vermessungstechniker werden, das zeigen die Statistiken - im Jahr 2012 gab es in ganz Deutschland nur insgesamt 500 von ihnen.

„Die Berufsaussichten im Moment sind bombig“, rät mir Monika Przybilla, man habe den Nachwuchsmangel erkannt. Daraufhin werde ich etwas skeptisch. Warum gibt es nur so wenige Vermessungstechniker? Wo ist der Haken? Jonas Bahnes bemängelt nur die weite Entfernung zur nächsten Berufsschule. Auch Monika Przybilla fällt es schwer, negative Seiten zu nennen. Das präzise Arbeiten und die langen Zeiten am Computer sind ihrer Meinung nach die einzigen Minuspunkte. „Der Beruf ist sehr vielschichtig, also wird es nie langweilig“, erzählt sie mir begeistert. Auch das Gehalt scheint in Ordnung zu sein: Mit 1800 bis 2000 Euro Einstiegsgehalt sind Vermessungstechniker sogar relativ gut dabei.

3. Akt: Mein Fazit:
Wäre der Job also etwas für mich? Tatsächlich bin ich sehr überrascht, dass der Vermessungstechniker sich von einem unbekannten in einen durchaus ansprechenden Beruf für mich verwandelt hat. Ich scheine wie dafür geschaffen: Meine Leistungsfächer waren Mathe, Physik und Chemie. Außerdem arbeite ich gerne im Team und interessiere mich für Technik, bin sowohl gern drinnen als auch draußen. Mein Traumjob also? Nein. Denn ich interessiere mich zwar für Naturwissenschaften – aber tiefer gehend. Ich mag Technik – aber bloß nicht zu viel am PC. Ich will messen – aber in Elektronengröße. Die Vermessung der Welt? Lieber möchte ich erfahren, „was die Welt im Innersten zusammenhält“ (Goethes Faust). Also bleibe ich bei meinem Plan: Chemie studieren.

Äh... was soll dieses Beruferoulette?

Gefühlte Wahrheiten: Aus allen Ecken plärrt ständig irgendwer "Kümmere dich um deine Zukunft!" Aber wo soll man anfangen? Sich womit genau beschäftigen? Wir lassen den Zufall ans Werk und losen SPIESSER-Autoren willkürlich Berufsbilder zu, mit denen sie sich vertraut machen. Welche das sind? Das entscheidet ihr! Postet einfach in den Kommentaren, welchen Beruf ihr unbedingt mit ins Spiel bringen wollt.

Text: Nina Beier
Bilder:
Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung, Hamburg, Landesamt für Geoinformation und Landesentwicklung Baden-Württemberg

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