Tag für Tag packen sie uns, lassen uns nicht mehr los und machen unseren Alltag ein wenig schöner: Computer- und Konsolenspiele. Doch wie erblickt so eine Spielidee das Licht der Welt? SPIESSER-Autorin Lara traf Game Designer Kevin Mentz von der deutschen Spieleschmiede Daedalic und horchte bei ihm nach, wie das mit dem Ausdenken einer anderen Welt so geht.
17. March 2015 - 14:30 SPIESSER-Autorin Elektroprinzessin..
Dein Traumjob, denn du ...
• lebst in eigens erdachten Parallelwelten mindestens genauso gern wie in der Realität.
• willst dein Hobby, das Gaming, zum Beruf machen.
• scheust dich nicht davor, ein drei Meter langes Flussdiagramm zu erstellen.
Das gehört dazu:
• Ein Allroundtalent sein: Neben Schreiben solltest du auch zeichnerisch begabt sein und keine Angst davor haben, auch mal was zu programmieren.
• Kritikfähigkeit – nicht immer sagt deine Idee auch anderen zu.
• Geduld, wenn die beste Idee etwas auf sich warten lässt.
Wie du es wirst:
• mit einem „Game Design“-Studium an einer Uni oder Medienhochschule
• als Programmierer oder Grafiker
• als Quereinsteiger mit genügend Eigeninitiative und langem Atem
Zwischen zwei Monitoren, auf denen Grafiken seines selbst entworfenen Spiels aufleuchten, sitzt Kevin Mentz, 32. Er ist narrativer Game Designer und – ich bin ein wenig erstaunt – studierter Kulturwissenschaftler. Genau wie ich. „Das denkt man vielleicht nicht, aber ich habe eine Geisteswissenschaft studiert“, sagt er lächelnd.
Als Game Designer nimmt Kevin eine Position irgendwo zwischen Drehbuchautor und Regisseur ein, nur eben nicht am Set eines Films, sondern für Computerspiele. Hier tut er das, was sonst kleine Kinder und Tagträumer machen: Er erfindet Geschichten, denkt sich Figuren, Orte und Dialoge aus. Für dieses berufliche Spinnen von Ideen hat sich Kevin vieles angeeignet: Er schnitt Dokus, belegte Kurse im kreativen Schreiben und entwickelte sein eigenes kleines Computerspiel. Seine Qualifikationen sind wie ein buntes Puzzle, das perfekt zu dem Beruf des Game Designers passt. Auch Programmierkenntnisse und grafisches Know-how gehören dazu. Heute gibt Kevin Seminare rund um die Gameentwicklung und zeigt damit anderen, wie es geht.
Ein Leben im kreativen Höhenflug? Kevin bringt mich auf den Boden der Realität zurück: „Ich fülle unglaublich oft Tabellen aus und erstelle Flussdiagramme.“ In seinem neuen Computerspiel „The Devil's Men“ gibt es Szenen und Charaktere, Orte und Dialoge. Und jedes einzelne dieser Elemente muss dokumentiert werden, damit auch der Rest
des Teams weiß, was zu tun ist. Wer denkt, man würde als Game Designer als Einzeller leben, irrt: „Ich bin zwar in diesem sehr ruhigen Büro, da ich viel nachdenken muss und Ruhe brauche. Ich kommuniziere aber viel und gern mit meinem Team.“ Denn wer sich eine Welt ausdenkt, mit der sich seine Kollegen Monate beschäftigen, die jedes noch so kleine Detail animieren müssen, der sollte alles dokumentieren.
Kniffelig wird es eher bei kreativen Engpässen, die wohl jeder kennt, der schon einmal eine Idee entwickeln wollte. „Kreative Blockaden kommen vor. Ich suche mir dann Musik, die zu der Stimmung meiner Szene passt und gehe spazieren. Das funktioniert in rund siebzig Prozent der Fälle“, meint Kevin. Und dann beschreibt er dieses Gefühl mit einer Metapher, die nicht besser zu einem Spielentwickler passen könnte: „Das ist dann, als würde man durch dichten Nebel gehen. Einfach geradeaus weiter, bis man mit dem Kopf gegen die Wand stößt!“
Text: Lara Gahlow
Fotos: Daedalic
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