Die Bürgerinitiative „Rettet den Taunuskamm“ protestiert gegen den Bau eines Windparks in Hessen. Ein Schlag gegen die erneuerbaren Energien? Welche Gründe kann es geben, so vehement gegen Windkraft zu kämpfen? Und worum geht es wirklich? Bloggerin Tine hat mit Vorstandsmitglied und Mitbegründer Detlev Hüsch gesprochen.
20. June 2013 - 12:18 SPIESSER-Autorin dunkelbunt.
Dieser Beitrag entstand in
Zusammenarbeit mit RWE.
SPIESSER Ihre Bürgerinitiative „Rettet den Taunuskamm“ protestiert gegen eine an sich gute Sache – gegen Energie aus Windkraft, also erneuerbare Energie. Wie vereinbaren Sie das mit ihrem Gewissen?
Detlev Hüsch Wir protestieren nicht per se gegen erneuerbare Energien, sondern speziell gegen diesen Standort. In unserer Initiative sind sehr viele für alternative Energien – vielleicht sogar alle. Und bei den Windrädern auf dem Taunuskamm wäre der Wirkungsgrad, den sie dort erreichen würden, so gering, dass da bei mir kein schlechtes Gewissen aufkommt.
Was spricht dann gegen einen Windpark in Ihrer Region?
Es geht uns nur um den Taunuskamm. Wir leben hier in einem Ballungsgebiet – Wiesbaden, das Rhein-Main-Gebiet, der Frankfurter Flughafen – der Taunuskamm ist eines unserer letzten Naturräume. Das ist ein Naherholungsgebiet für 400.000 Menschen. Es gibt dort große Buchenwälder, die dem Bau von Windrädern weichen müssten.
140m – so hoch sollen die Windräder auf dem Taunuskamm werden.
Was ist so schlimm an Windrädern?
Bei uns im Binnenland ist der Wind nicht stark genug, um die „normalen“ Windräder anzutreiben. Deshalb sind größere geplant. Haben Sie die mal gesehen? Die sind ungefähr 200 Meter hoch und haben einen enorm hohen Flächenverbrauch. Dazu kommen die Akustik und die Optik. Das Areal würde als Naherholungs- und Naturschutzgebiet total beeinträchtigt werden.
Und wo sollen die Windräder Ihrer Meinung nach dann hin?
Wir haben hier viele freie Ackerflächen und auch privates Gelände, das von den Eigentümern als Standort akzeptiert werden würde. Der Platz ist da. Der Taunuskamm war ja auch nicht von vornherein im Gespräch. Es gab andere Flächen, die geprüft wurden und dann wurden plötzlich die Genehmigungen dafür zurückgezogen.
Aber ist eine energetisch abgesicherte Zukunft nicht wichtiger als unsere romantische Vorstellung von Natur?
Doch, es ist wichtig, dass unsere Energieversorgung auch in der Zukunft gesichert ist und alternative Energien spielen dafür natürlich eine wichtige Rolle. Aber lohnt es sich, einen Windpark hier in unserer Region zu bauen? Hier weht der Wind nicht so regelmäßig und stark wie beispielsweise an der Küste. Da muss umso kritischer geschaut werden, an welcher Stelle der meiste Nutzen erzielt wird. Der Nutzen steht hier aber unserer Meinung nach in keinem Verhältnis zu dem Schaden, der dort angerichtet werden würde.
Die "Initiative Rettet den Taunuskamm e.V." wurde am 24. Januar 2013 gegründet. Sie besteht aus 600 Mitgliedern und einem 10-köpfigen Vorstand. Im April hat der Stadtrat von Tanusstein hat die Zustimmung der Nutzung ihrer Gebiete auf dem Taunuskamm zurückgezogen. Angrenzende Gebiete stehen unter Naturschutz und dürfen somit ohnehin nicht bebaut werden. Nun wird über die Vergabe von Sondergenehmigungen gesprochen.
Aber dagegen zu sein, heißt nicht gleich, eine Bürgerinitiative ins Leben zu rufen. Warum haben Sie das getan?
Ich war schon immer für erneuerbare Energien. Sie sind für mich unverzichtbar. Aber mit solchen Aktionen, mit diesem "Wildwuchs" von Windrädern geht das Vertrauen der Menschen in erneuerbare Energien verloren. Selbst Naturfreunde werden skeptisch, wenn alternative Energien plötzlich dafür sorgen, dass ein großes Waldgebiet gerodet wird.
Ihre Motivation ist also auch, den Ruf der erneuerbaren Energien zu verbessern? Und das, indem Sie gegen einen Windpark protestieren?
Sicher. Wir machen ja auch keine Aktionen gegen Windkraft an sich, sondern gegen den Standort. Wir klären lediglich auf.
Das klingt sehr edelmütig. Sind Ihre Gründe wirklich so uneigennützig oder auch ein bisschen egoistisch?
Ich denke beides. Ich würde die Windräder von meinem Haus aus nicht sehen. Ich finde aber, dass wir Verantwortung für kommende Generationen und auch für unsere Heimat haben. Ich möchte nicht, dass das Naherholungs- Naturschutzgebiet und die so typische Silhouette des Taunuskamms zerstört wird.
Und wenn alles nichts nützt? Wenn die Windräder trotzdem gebaut werden?
Tja, dann wären wir unglaublich enttäuscht. Aber das kann sich niemand vorstellen. Es würde offensichtlich gegen den Bürgerwillen gehen und der Schaden wäre definitiv größer als der Nutzen. Wir haben schon viel erreicht, aber das Thema ist leider noch nicht vom Tisch.
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