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Sonne(n) bildet

Wenn es dunkel ist, dann beschäftigt sich Philip Mewes mit einem deutschen Dauerstreitthema: Solarenergie. Um Deutschland geht es dabei aber nur zum Teil, denn er ist stellvertretender Vorsitzender des Sonnenenergie für Westafrika e.V. (SEWA) Bloggerin Annemarie hat ihn über seine Arbeit in dem Verein befragt.

28. September 2013 - 14:09
SPIESSER-Redakteurin Annemarie Walter.
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Annemarie Walter Offline
Beigetreten: 20.01.2011

Die Zielsetzung des Vereins erscheint ein bisschen widersprüchlich: Einerseits wird Solarenergie gefördert, andererseits soll Wüstenbildung bekämpft werden. Was halten Sie von großen Fotovoltaikfeldern?

Die haben eine große Bedeutung – und ein paar grüne, saftige Wiesen stehen da nicht im Widerspruch bei den großen Wüstenflächen in Afrika. Die Fotovoltaikfelder dienen vor allem der Versorgung der Menschen in Städten. Unser Verein kümmert sich allerdings um ländliche Gebiete, in denen es Versorgungsprobleme gibt.


SEWA installiert auf den Dächern von Schulen
und Krankenhäusern Solaranlagen, die die
Gebäude mit Strom versorgen sollen.
Und warum setzen Sie sich gerade in Afrika ein?

Afrika ist ein Kontinent mit vielen hilfsbedürftigen Ländern, dort sind die ärmsten Länder der Welt. Es ist toll, wenn man soziale Probleme durch einen technischen Hintergrund lösen kann – das gilt für viele unserer Mitarbeiter.

Also arbeiten hauptsächliche Ingenieure im Verein?

Großteils. Es ergibt sich einfach, dass man über die Solarenergie zum Projekt kommt. Aber wir haben beispielsweise auch Politikwissenschaftler in unserem Verein. Technisches Wissen ist also keine Voraussetzung.

Und Sie selbst sind eigentlich...?

Ich arbeite in der Medizintechnik.

Wie sind Sie damit zum Projekt gekommen?

Durch meinen Zivildienst, wie die meisten bei uns. Der Verein besteht hauptsächlich aus „Rückkehrern“. Erst waren es Zivis, später Teilnehmer des „Weltwärts“-Programms. Die Entsendung von Freiwilligen durch „Weltwärts“ wurde uns aber vor drei Jahren untersagt, wegen der schlechten Sicherheitslage. Dadurch ist es für uns schwieriger geworden, Freiwillige zu finden, es sind jetzt Leute mit teilweise abgeschlossener Berufsausbildung oder solche, die ihre Abschlussarbeiten schreiben.

Und wie viele aktive Mitglieder haben Sie?

Richtig aktiv sind zirka zehn Leute. Der Altersdurchschnitt liegt knapp unter 30 Jahren.

Warum interessieren sich Menschen dafür, ob irgendwo in Afrika jemand mit Hilfe von Solarzellen kochen kann oder eine Glühlampe einschalten?

Wenn man dort, wie ich, anderthalb Jahre gelebt hat, das Denken und die Schwierigkeiten der Lebensgestaltung kennengelernt hat, dann will man sich weiter damit beschäftigen.


Die Menschen in den Schulen und
Krankenhäusern sind SEWA sehr dankbar für
ihr Engagement.
Was für Projekte hat Ihr Verein?

Aktuelle Projekte sind die Elektrifizierung von Schulen und Krankenhäusern in ländlichen Regionen. Krankenhäuser brauchen immer Licht, eine Geburt kann ja nicht einfach verschoben werden. Und da die Kinder tagsüber meisten bei der Arbeit helfen müssen, können sie  (wenn überhaupt) nur abends in die Schule gehen.
Wir beschäftigen uns aber auch mit anderen Wegen Energie zu gewinnen. Aktuell etwa überlegen wir eine Windkraftanlage auf einem Wasserturm anzubringen und schauen, ob es dort ausreichend Wind gibt. Durch solche Windkraftanlagen könnten Batterkapazitäten minimiert werden, denn Wind weht auch nachts.

Bilden Sie die Menschen dort auch aus, damit sie z.B. Reparaturen selbst vornehmen und Anlagen installieren können?

Die Installationen werden von Unternehmen mit ausgebildeten Elektrotechnikern gemacht. Die direkten Mitarbeiter sind für Projektmanagement, Kommunikation und Dokumentation zuständig. Dafür haben wir auch schon einige nach Deutschland geholt.

Und in Deutschland...

Hier haben wir nur Ehrenamtliche. Wir kümmern uns um Projektorganisation und Mittelakquise. Zirka alle zwei Jahre fliegt auch jemand von uns nach Afrika, um Kontakte zu pflegen. Schließlich ist ja immer nochmal etwas anderes, wenn man persönlich miteinander sprechen kann.

Wann kümmern Sie sich denn um die Vereinsarbeit?

Meist zwischen 22 und 0 Uhr und am Wochenende.


Nach der erfolgreichen Installation und
Inbetriebnahme einer Solaranlage, wir ein
Schild an den Gebäuden angebracht, auf dem
die Spender und Installateure verewigt werden.

Wie finanzieren Sie die ganzen Projekte?

80 Prozent sind private Spendengelder von Schulen und Firmen. Früher war es durch „Weltwärts“ um einiges einfacher, jetzt ist es sehr schwer, Geld zu bekommen und es ist ein hoher Aufwand. Die Mitarbeiter bei SEWA arbeiten aber alle ehrenamtlich.

"Aufklärung über effektive und angepasste Solarenergienutzung auch in Europa" ist ein weiteres Ziel des Vereins – lohnt sich Ihrer Meinung nach Solarenergie in Deutschland?

Diese Formulierung ist vielleicht etwas missverständlich. Dabei soll es darum gehen, dass wir in Deutschland darüber aufklären, was in Afrika passiert – eben vor allem über den Multiplikatoreffekt, also dass beispielsweise ehemalige Zivis von unseren Projekten erzählen.

Sie vermitteln auch Schulfreundschaften zweischen deutsche und afrikanischen Schulen. Wie funktioniert das?

In Deutschland organisieren die Schüler Spendenaktionen, wie beispielsweise Kuchenbasare. Mit dem Geld werden dann in einer afrikanischen Schule Solaranlagen installiert. Die deutsche Schule bekommt einen Bericht und eine Nachverfolgung. Von einer Schule waren sogar schon einmal Kinder in Afrika und haben ihre Partnerschule besucht.


Die ehrenamtlichen Mitarbeiter von SEWA
blicken zuversichtlich in die Zukunft.
Was ist aus Ihrer Sicht der bisher größte Erfolg Ihres Vereins?

Es ist schwierig, Kriterien dafür zu finden, ob eine Installation gut ist. Bei Krankenhäusern etwa. In Schulen messen wir das an der Alphabetisierungsquote, also am Prozentsatz der Schüler, die ihren Abschluss geschafft haben. In fast allen Schulen gab es diesbezüglich positive Entwicklungen.

Haben Sie ein „nächstes großes Ziel“ für die Zukunft oder wollen Sie vor allem kontinuierlich weiterarbeiten?

Mir ist die Kontinuität wichtiger. Wir werden an unseren Projekten weiterarbeiten und in Europa auf die Lage in Afrika hinweisen. Außerdem würde ich gerne wieder Freiwillige entsenden.

 

Mehr Informationen zu den Projekten von SEWA findet ihr unter solar-afrika.de.

 

Text: Annemarie Walter
Fotos: Sonnenenergie für Westafrika e.V.; sewaburkina, flickr, CC-Lizenz

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Kommentare

Ein Kommentar
  • Als jemand, der zehn Jahre in West-Afrika gelebt und gearbeitet hat, weiß ich ebenso sehr wohl, wie wichtig Licht am Abend und in den dunklen Wellblech-Hütten tagsüber im Alltag von West-Afrika ist.
    Und natürlich ist Solar-Energie eine bessere Alternative zu Generatoren, und Öllampen. - Wenn man Geld hat! - Besonders, wenn man in der einzigen Hauptstadt der Welt lebte ohne regelmäßiges Licht.
    Die wenigsten Krankenhäuser, Schulen, Ämter, Institutionen und Privathäuser können sich Solarlicht als Investition leisten. - Vor über fünfzehn Jahren habe ich schon angeregt und unterstützt, dass ein SOS Kinderdorf in Sierra Leone mit Solarenergie ausgestattet wird. Und ich stieß auf Widerstand und Abwehr vor dem "Unbekanntem" in der Finanzierung, Logistik und Durchführung. Sah aber auch die Begeisterung der einfachen Menschen in der Praxis.

    Eine genialere, preiswertere Idee ist Licht aus einer Liter Plastik-Flaschenwasser ( http://aliteroflight.org/ )zu erzeugen. Ich weiß, RWE unterstützt diese Projekte auch, besonders wenn damit nicht so viel Geld für sie zu erwirtschaften ist.

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