Alle fordern einen Umstieg auf erneuerbare Energien, alle wollen super ökologisch und nachhaltig sein. Und sie haben Glück, denn die Energiewende ist in vollem Gange. Trotzdem regen sich alle auf. Da muss doch was gründlich in die Hose gegangen sein in der Energiepolitik, oder? Die SPIESSER-Autoren Michael und Max haben unterschiedliche Meinungen zu dem Thema.
07. August 2014 - 17:01 SPIESSER-Autor MichaelKruse.
Die große Frage:
"Ist etwas schief gegangen in der Energiepolitik?"
Michael: Ja, denn wer soll das denn bitte bezahlen? Diese Frage stellen sich vielen Haushalten zum Jahresende, wenn die Stromabrechnung ins Haus flattert. Die alljährlich steigende EEG-Umlage, die im Zuge der überstürzten Energiewende ins Unermessliche zu steigen droht, belastet jeden Stromverbraucher enorm. Die alleinige Schuld dafür bei der Energiewende zu suchen wäre zwar falsch, allerdings sind in den letzten Jahren in der Energiepolitik meiner Meinung nach große Fehler gemacht worden, die wir alle heute teuer bezahlen. Und die, wenn der Kurs nicht radikal korrigiert wird, auf kurz oder lang zu großen Arbeitsplatzverlusten, Armut aufgrund von enormen Energiekosten und letztendlich sogar zu einem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft führen kann. Wenn uns die Energiewende durch Reformen und eine gesteuerte Entschleunigung gelingt, dann wird sie die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes sogar nachhaltig stärken.
Die Energiewende ist der richtige Weg, das findet
auch Michael. Aber er fordert einen durchdachten
Plan und überschnellen Entscheidungen – sonst
wird's teuer. Foto: GG-Berlin, pixelio.de
Dafür muss aber einiges getan werden. Es darf beispielsweise nicht sein, dass konventionelle Kraftwerke aufgrund des Strompreises an der Leipziger Strombörse kein Geld mehr verdienen. Wie soll die Energiewende gelingen, wenn vergleichsweise teure Gaskraftwerke abgeschaltet oder in eine Art Sommerschlaf versetzt werden und stattdessen alte Kohlekraftwerke weiter auf Maximalbetrieb fahren. Hier sind Politik und Energiewirtschaft meiner Meinung nach gleichermaßen gefordert, nach wirtschaftlich wie ökologisch vertretbaren Lösungen suchen – und das möglichst schnell.
Wir machen uns ja ansonsten lächerlich. Wenn wir im Ausland, beispielsweise tschechischen Atomstrom beziehen, dann findet in Deutschland keine Energiewende, sondern eine Energieverlagerung statt – nämlich von Arbeitsplätzen. Wir sind uns ja alle einig, dass regenerativen Energien die Zukunft gehört. Deswegen gehört ihnen aber noch lange nicht die Gegenwart. Deswegen brauchen wir Brückentechnologien, die, wie Kernenergie, umweltfreundlich und in meinen Augen berechenbar sind. Dass anstatt dessen neue Kohlekraftwerke gebaut werden, konterkariert doch jede Klimaschutzbemühung. Und ihre Folge sind die seit den letzten Jahren wieder ansteigenden CO² Emissionen in Deutschland.
Wenn ihr mich fragt, brauchen wir in der deutschen Politik und Gesellschaft endlich die Erkenntnis, dass wir mit der jetzigen Energiepolitik unsere Wirtschaft und unser Land langfristig gegen die Wand fahren.
Text: Michael Kruse Teaser-Bild: Woszka, flickr.com, CC-Lizenz (CC BY-SA 2.0)
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