Schwerpunkt

Pro/Contra: Wüstenstrom

Gesucht: Sonnenreiche Region mit ausreichend Platz für ein großes Industrieprojekt. Gefunden: In Nordafrika. Et voilà: Desertec! Unsere Blogger Lena und Theo werten das Projekt unterschiedlich – und was denkt ihr?

27. January 2013 - 11:41
von SPIESSER-Redakteur Lena Kessler.
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Lena Kessler Offline
Beigetreten: 01.12.2010

Dieser Beitrag entstand
in Zusammenarbeit mit RWE.

Desertec (eine geniale Wortkreation aus "desert" und "technic") ist ein Zusammenschluss von Firmen und internationalen Institutionen, die mit Hilfe von Solarthermiekraftwerken Ökostrom in den Wüsten Nordafrikas und im Nahen Osten produzieren wollen. Durch das Projekt soll zunächst die Lebensqualität für die Menschen in diesen energiereichen Regionen erhöht werden. In knapp 40 Jahren schließlich ist geplant, dass der überschüssige Strom mittels Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) bis zu uns nach Europa exportiert wird und hier ca. 15% des Strombedarfes abdeckt. Kostenpunkt: um die 400 Milliarden Euro – eine gute Investition, oder?

Lena: Ja, davon profitieren Afrika und Europa!
Bloggerin Lena hält Desertec für ein sinnvolles Projekt.

Arbeitslosigkeit, Trinkwassermangel und fehlende Perspektiven sorgen in den nordafrikanischen Ländern für ein großes Konfliktpotential in der Bevölkerung. Desertec kann dabei helfen, die Lebensbedingungen zu verbessern und Perspektiven zu schaffen. Das Projekt ist nicht nur ein ökologischer, sondern auch ein sozialer Meilenstein in der Wüstenregion. So werden Fachkräfte und Spezialisten vor Ort ausgebildet, um später in den Standortregionen Anstellung zu finden. Die Erzeugung von sauberem Strom bietet afrikanischen Haushalten und Unternehmen außerdem die Chance, sich ebenfalls an einer nachhaltigen Entwicklung zu beteiligen. Darüber hinaus arbeitet Desertec an Meerwasserentsalzungsanlagen zur Trinkwassergewinnung.

Und auch Europa profitiert: Bis 2050 soll Desertec bereits 15 Prozent des europäischen Stroms bereitstellen und das zu einem voraussichtlichen Preis von 5 bis 6 Cent pro Kilowattstunde. Pro Person würden etwa 20 Quadratmeter Wüstenfläche ausreichen, um den täglichen Strombedarf zu decken.

Theo: Nein, Desertec ist eine Schnapsidee!

 

Blogger Theo steht der ganzen Sache eher (sehr) skeptisch gegenüber.

Es gibt Menschen, die auf Herausforderungen mit Tagträumereien reagieren. Solche Leute nennt man Spinner. Dazu gehören zum Beispiel die Initiatoren von Desertec, jener Initiative, die die Sahara mit Solarzellen pflastern und ihren Strom nach Europa exportieren möchte. „In drei Stunden schickt die Sonne die Energiemenge zur Erde, die wir weltweit in einem Jahr benötigen”, steht in den bunten Desertec-Werbeprospekten. Schon klar – aber niemand weiß, wer die Sahara-Sonnenenergie in meinen Backofen zu Hause transportiert. Der Bau neuer Stromtrassen klappt doch nicht mal in Deutschland, wie denn dann bitte in ganz Europa?

Bedenklich ist Desertec auch, weil die Träumerei aus der Wüste ernstzunehmende Klimaschutzinitiativen abwürgt. Wozu sollten wir noch energieeffiziente Kühlschränke kaufen, wenn sich die Energie doch angeblich so problemlos von der Sonne abzapfen lässt? Was kümmert uns ein unterdrückerisches Regime in Marokko, solange dort ein Desertec-Pilotprojekt doch so gedeiht? Der neue Kolonialismus, mit dem das Desertec-Konsortium in Afrika einfällt, ist ausgesprochen abstoßend.

Energie gewinnen!

Sollte Deutschland lieber die Energiewende in der Heimat fördern, statt Milliarden in die Wüste zu pumpen oder ist der Nutzen größer als die Kosten? Sagt uns eure Meinung und gewinnt eine Solarplatte.

Text: Lena Kessler und Theo Müller
Teaserfoto: desertec foundation

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