Kolumne

Gleichberechtigung unerwünscht

Unsere Gesellschaft ist so gleichberechtigt wie noch nie zuvor. Trotzdem gibt es einige empörte Feministinnen und Feministen, die anscheinend nicht an Gleichberechtigung interessiert sind und damit die Glaubwürdigkeit und den Wert ihrer Bewegung untergraben.

22. February 2019 - 10:46
SPIESSER-AutorIn maxiise.
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maxiise Offline
Beigetreten: 03.02.2016

Jeder moderne und klar denkende Mensch ist in gewisser Weise Feminist (oder sollte dies zumindest sein), denn natürlich müssen Frauen bestärkt werden. Gerade in der jüngeren Generation herrscht heute eine große Sensibilität für die Rechte von Frauen – und vielen anderen Gruppen. Dieser kleine, aber ungeheuer wichtige Zusatz wird von manchen Feministen gerne mal verschwiegen. Feministen setzen sich für Frauen ein, das ist jedenfalls die Bedeutung des Wortes. Aber wer setzt sich dafür ein, dass die Gesellschaft für alle gerechter wird? Um eben diese Gleichberechtigung sollte es gehen und nicht um den unbedingten und ideologischen Einsatz für nur eins von vielen Geschlechtern.

Der springende Punkt ist doch: Es ist völlig egal, welches Geschlecht jemand hat. Jedenfalls sollte das in vielen Bereichen so sein, besonders im öffentlichen Leben oder bei der Arbeit. Das heißt nicht, dass es Frauen nicht noch vielerorts schwerer hätten als Männer oder alle Geschlechter gleich wären. Natürlich ist das Geschlecht immer noch ein relevanter Faktor für viele gesellschaftliche Zustände und das muss geändert werden. Aber eben auch nur einer von vielen Faktoren. Durch die dauerhafte Abgrenzung der Geschlechter wird die Gleichberechtigung umso schwieriger gemacht.

Feminismus ist nicht kritikfähig

Sobald sich jemand gegen feministische Überzeugungen stellt, wird häufig nicht mehr sachlich diskutiert, egal wie gut die Argumente sind. Dann wird gerne auf die „weiße, männliche Hetero-Sicht“ reduziert. Dabei sind sachliches Diskutieren und ideologiefreie Differenzierung unverzichtbar für dieses Thema.

Warum wird man also aus feministischen Kreisen kritisiert, wenn man auf Probleme der Männer hinweist? Warum wird es nicht akzeptiert, wenn Männer auch unter den alten Rollenbildern leiden? Rollenklischees müssen ganz und für alle abgeschafft werden, nur dann ist an Gleichberechtigung zu denken.

Eine differenzierte Debatte über das Thema Feminismus ist notwendig, aber scheint von vielen Seiten aus schwierig. Feministen müssen ernst genommen werden und selbst andere Überzeugungen genauso ernst nehmen. Niemand möchte diskriminiert oder strukturell unterdrückt werden. Niemand möchte nur aufgrund einer Quote eingestellt oder aufgrund eines Geschlechts bevorzugt werden. Niemand möchte Ungleichheit für sich selbst, deshalb muss auch jeder die Ungleichheit für andere bekämpfen. Der moderne Feminismus nimmt das zwar für sich in Anspruch, jedoch wirkt schon allein das Wort „Feminismus“ exklusiv und kann daher nicht für alle gelten.

Was große Teile der Feminismus-Bewegung immer noch übersehen ist, alle miteinzubeziehen. Es geht nicht nur darum, eine Seite der Waage maßlos zu befüllen, sondern die Waagschalen ins Gleichgewicht zu bringen. Und das sollte man(n) auch kritisieren dürfen. Das Geschlechtdarf keine Rolle spielen. Daher bringt auch eine geschlechterzentrierte Denkweise nichts. Denn es geht nicht um ein bestimmtes Geschlecht – es geht um den Menschen.

Text: Maximilian Sepp
Teaserbild: Lena Schulze

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