#ZeroEmptySeats – das ist die Mission von BlaBlaCar – einer Plattform für Fahrgemeinschaften und Fernbusse. SPIESSER-Autorin Katharina hat sich mit Sven Oldengott, dem Head of Supply and Operations, im Berliner BlaBlaCar Office getroffen. Ebenfalls dabei: Hund Pixel, Svens häufigster Mitfahrer und gern gesehener Bürohund.
26. November 2021 - 13:16 SPIESSER-Autorin Kathi99.
Nutzen Sie selbst eigentlich BlaBlaCar oder den BlaBlaCar Bus?
Ja, natürlich. Ich glaube es ist wichtig sein eigenes Produkt regelmäßig zu testen, um es optimieren zu können. Deswegen dürfen unsere Mitarbeiter BlaBlaCar und BlaBlaCar Bus auch kostenlos nutzen, wenn sie im Anschluss einen Fragebogen ausfüllen.
Sven Oldengott, Head of Supply and Operations
bei BlaBlaCar, mit seinem Hund Pixel auf der
Dachterasse des Berliner Office
Es gibt ja öfter mal besonders interessante oder merkwürdige Mitfahrgelegenheiten. Gibt es eine lustige Geschichte, die Sie als Mitfahrer erlebt haben?
Ich selbst erinnere mich an eine sehr spezielle Mitfahrgelegenheit mit einem Schaf auf einem Anhänger (lacht). Das gab auch ein bisschen Ärger, da wir davon vorher nichts wussten. Mit dem Anhänger konnten wir nur 100 km/h fahren und mussten regelmäßig anhalten damit jemand nach dem Schaf schauen konnte.
Wie ist das Konzept von BlaBlaCar? Wodurch finanziert sich das Unternehmen?
BlaBlaCar kombiniert Fernbusangebote, die den Verkehr auf den Hauptachsen bündeln und Mitfahrgelegenheiten auf den Teil- und Nebenstrecken, damit unsere Nutzer jeden Winkel des Landes erreichen können. Diese Kombination unterscheidet uns von anderen Anbietern. Unser Ziel ist es leere Sitze in Autos und Fernbussen zu vermeiden. BlaBlaCar finanziert sich dabei unter anderem durch die Verkäufe von Fernbustickets.
Ihr Unternehmen startete zunächst mit BlaBlaCar. Wieso wurden zusätzlich BlaBlaCar Busse ins Leben gerufen?
Bis zur Liberalisierung des Fernbusmarktes 2013 gab es in Deutschland im Fernreiseverkehr nur privat organisierte Mitfahrgelegenheiten als Alternative zu den teuren Bahnfahrten. Wir haben festgestellt, dass die beste Option für die Reisenden eine Kombination aus Mitfahrgelegenheiten und Fernbussen ist. Deswegen bieten wir seit 2019 auch Fernbusfahrten an. Seit 2021 bieten wir zudem BlaBlaCar und BlaBlaCar Bus auf einer gemeinsamen Plattform an.
Welche Schritte mussten Sie durchlaufen, um als Head of Supply and Operations in Deutschland bei BlaBlaCar eingesetzt zu werden?
Ich war vorher mehr als fünf Jahre bei der Deutschen Bahn tätig und konnte durch verschiedene Tätigkeiten einen guten Einblick in die Mobilitätswelt bekommen. Später hatte ich eine Stelle als Head of Operations bei einem Berliner Start Up. Genau das hat mir die Tür für die Stelle bei BlaBlaCar geöffnet. Bei BlaBlaCar gab es dann verschiedene Interview-Schritte, bevor ich als neuer Manager begrüßt wurde. Neben den bekannten Gesprächen mit der Personalabteilung, anderen Führungskräften und Teammitgliedern gab es auch eine Präsentation, die ich im Vorhinein vorbereiten durfte. Wir nutzen diese Präsentation, um gewisse Hard- und Soft-Skills bei unseren Bewerbern zu testen. Am Ende zeigt sich, ob ein Kandidat inhaltlich sowie kulturell in unser Team passt.
Wie sieht ein normaler Arbeitstag bei Ihnen aus?
Das ist eine gute Frage. Ich musste erstmal darüber nachdenken, was ich eigentlich den ganzen Tag mache (lacht). Als Head of Supply and Operations bin ich der verantwortliche Manager für Qualität und Sicherheit in Deutschland. Wenn ich morgens ins Büro komme, schaue ich mir als erstes an, was in der Nacht passiert ist und überlege gemeinsam mit meinem Team, wie wir etwaige Vorfälle lösen können. Zusammen schauen wir jeden Tag anhand von Kundenfeedback, wie wir unsere Performance verbessern können. Dazu gehört auch die Optimierung unserer Busrouten.
Was bietet BlaBlaCar jungen Unternehmenseinsteigern?
Zum einen kann man bei BlaBlaCar in kurzer Zeit viel lernen, weil wir ein sehr dynamisches Unternehmen sind. Zum anderen hat man die Möglichkeit sehr früh viel Verantwortung zu übernehmen. Als Voraussetzung für den Einstieg bei BlaBlaCar sollte man vor allem eine Begeisterung für den Mobilitätssektor mitbringen.
Welche Entwicklungsmöglichkeiten hat man bei BlaBlaCar?
Wir bieten eine offene Unternehmenskultur - jeder kann jederzeit mit seinem Manager über Entwicklungsmöglichkeiten sprechen. Das geht auch über Landesgrenzen hinaus, da wir ein internationales Unternehmen sind. Mit unserem Programm BlaBlaSwap bekommt jeder Mitarbeiter die Möglichkeit eine Woche im Büro an einem unserer Standorte im Ausland zu arbeiten und dort das Team kennenzulernen. Natürlich gibt es auch gemeinsame Projekte mit unserem Pariser Hauptsitz.
Worum geht es genau bei der #ZeroEmptySeats Kampagne?
Der globale IPPC Report (Intergovernmental Panel on Climate Change) besagt, dass die CO2-Emissionen bis 2030 um 45 % gesenkt werden müssen, um die Stabilisierung der globalen Erderwärmung bei 1,5 Grad zu ermöglichen. Im Rahmen der #ZeroEmptySeats Kampagne haben wir ermittelt, wie viel CO2 wir durch unsere BlaBlaCar Services einsparen können. Momentan werden 75-80% der Fernreisen in Europa mit dem eigenen Fahrzeug bewältigt, im Schnitt sind dabei nur 1,9 Sitzplätze belegt. Das versucht BlaBlaCar zu ändern. 2018 hat unsere Community durch die Nutzung von BlaBlaCar bereits 1,6 Millionen Tonnen CO2 eingespart, was ungefähr dem Ausstoß des Pariser Stadtverkehrs eines Jahres entspricht. Mit der #ZeroEmptySeats Kampagne wollen wir erreichen, dass keine Sitzplätze in Fahrzeugen mehr frei bleiben, um das 1,5 Grad Ziel zu unterstützen.
In der Studie wird eine App erwähnt, die ein Portal für Mitfahrgelegenheiten für kurze Strecken (wie den täglichen Arbeitsweg) bietet. Bis jetzt gibt es „BlaBlaCar Daily“ nur in Frankreich. Wann können wir mit dem Launch in Deutschland rechnen?
Mit dem neuen Angebot haben wir unser Modell der Fahrgemeinschaften für Langstrecken auch auf Kurzstrecken übertragen. Der Service soll sich vor allem an Pendler richten, die regelmäßig die gleichen Strecken zwischen 20 und 30 km fahren. Es soll eine Ergänzung zum ÖPNV sein. Besonders für Menschen, die ständig in die Stadt müssen und bis zum Stadtrand eine schlechte Anbindung haben, ist das ein großer Vorteil. In Paris ist das BlaBlaCar Daily Angebot mit einem Monatsticket sogar kostenlos. Auch in Deutschland können wir uns dieses Angebot sehr gut vorstellen, allerdings braucht es dafür die Unterstützung der Kommunen und Städte, um so einen Service auf die Beine zu stellen.
Welche Veränderungen erhoffen sie sich in Sachen Carpooling seitens der Politik?
In Deutschland muss ein Umdenken stattfinden, dass Mitfahrgelegenheiten genauso zum ÖPNV gehören wie Bus und S-Bahn. Ich erhoffe mir von der Politik mehr Aufklärungsarbeit und Unterstützung durch Förderungen, um geteilte Mobilität salonfähig zu machen.
Viele Menschen haben Hemmungen zu Fremden ins Auto zu steigen: Wie kann BlaBlaCar sicherer/attraktiver gestaltet werden?
Zum einen bieten wir unseren Nutzern das Feature „Ladies Only“ an. Bei der Auswahl werden nur Fahrten von und für Frauen angezeigt. Zudem kann man bei BlaBlaCar die Fahrer bewerten, was von den anderen Nutzern eingesehen werden kann. Wir wissen von weiblichen Nutzerinnen, die außerdem ihren Live Standort vor Fahrtantritt mit Freunden teilen.
Text von Katharina Ziegler, 22, hat schon einige interessante Bekanntschaften durch BlaBlaCar gemacht.
Fotos von Tony Haupt
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