Bei strahlendem Sonnenschein und fast tropischen Temperaturen trifft SPIESSER Michael den Klimaforscher Dr. Frank Kreienkamp in seinem kühlen Büro. Ob ein Sommer wie dieser im Zuge des Klimawandels nun häufiger wird?
13. October 2018 - 15:10 SPIESSER-Autor MichaelKruse.
Herr Dr. Kreienkamp, was bietet sich bei diesem Sommer mehr an, als übers Wetter zu sprechen. Hitzewellen, Sonne satt und kaum Regen. Ist das ein Rekord-Sommer?
Es ist ein besonderer Sommer. Dieser ist vergleichbar mit dem Rekord-Sommer im Jahr 2003. Da war es ähnlich warm und trocken. Also ein Hochsommer, der gefühlt schon im April angefangen hat. Und besonders machen diesen Sommer auch die reinen Daten. Seit Beginn der Wetteraufzeichnung im Jahr 1881 ist er für viele Regionen in Deutschland einer der trockensten Sommer überhaupt.
Da stellt sich die nahe liegende Frage: Haben solche Sommer mit dem Klimawandel zu tun?
Wir Klimaforscher haben solche Sommer erst selten gesehen – insofern ist das was Besonderes. Aber wir gehen davon aus, dass das öfter kommen wird, weil der Klimawandel genau solche Wetterlagen hervorruft. Zum einen steigt die Temperatur an sich und zum anderen bleibt die Strömungslage stabiler. Und genau das zeigt sich auch in diesem Sommer, die Gesamtwetterlage hat sich seit Monaten kaum geändert.
Dr. Frank Kreienkamp
… hat schon während seines Hydrologiestudiums Begeisterung an der Klimaforschung gefunden. 2003 promovierte er am Meteorologischen Institut der Freien Universität Berlin. Seit zwei Jahren leitet er das regionale Klimaforschungsbüro Potsdam beim Deutschen Wetterdienst und erforscht dort mit 20 Kollegen die Folgen des Klimawandels im Osten Deutschlands.
Nun haben wir übers Wetter gesprochen, Sie sind ja aber Leiter des Regionalen Klimabüros Potsdam beim Deutschen Wetterdienst. Was unterscheidet Ihre Arbeit von der des klassischen Meteorologen?
Ich bin vom tagtäglichen Geschäft eher frei. Also der aktuelle Sommer mit seinen Dürren beschäftigt mich eher mit Blick darauf, ob so etwas häufiger passiert. Aber er ist eben nicht Alltagsthema.
Die Erforschung des Klimawandels erfordert längere Daten als das aktuelle Wetter. Meine Kollegen und ich vergleichen dazu üblicherweise Daten im Zeitraum von 30 Jahren. Dafür nutzen wir entweder langjährige Beobachtungen oder Klimasimulationen. Und solche Klimasimulationen sind sehr aufwendig. Wenn wir zum Beispiel eine 150 Jahre umfassende Klimasimulation für Europa durch unseren Großrechner erarbeiten lassen, braucht dieser etwa anderthalb Monate für die Berechnung.
Sind Sie beim Deutschen Wetterdienstes als Nicht-Meteorologe ein Exot?
Nein und Meteorologen werden beim Deutschen Wetterdienst tatsächlich auch immer weniger. Heute ist im Klimabereich etwa nur noch jeder Zweite Meteorologe. Ich selbst bin studierter Wasserwirtschaftler, habe also einen Abschluss in der Hydrologie und habe Kollegen, die ganz verschiedene Fachgebiete der Naturwissenschaften studiert haben.
Ich habe mich nach meinem Studium im Bereich der Klimaforschung und -beratung spezialisiert. Und berate seit einigen Jahren Politik und Unternehmen über die Herausforderungen des Klimawandels.
Wie konkret kann ich mir diese politische Beratung vorstellen?
Unsere Infrastruktur ist auf das Wetter eingestellt, das wir hier bisher hatten. So haben wir in unseren Privathäusern üblicherweise keine Klimaanlagen. Werden Sommer wie dieses Jahr häufiger, wird sich das ändern.
Um Energie zu sparen, muss die Politik da auch bei vielen Vorgaben und Normen etwas tun. In meinem Wohngebiet müssen die Dächer anthrazitfarben sein, im Mittelmeerraum sind die Dächer dagegen mit terrakottafarbenen Schindeln gedeckt. Diese heizen sich weniger schnell auf, als die dunklen Schindeln auf meinem Dach. Und das geht über die Politik hinaus. Auch die Landwirtschaft macht sich auf Grundlage unserer Daten Gedanken, welche Pflanzen unter diesen Bedingungen angebaut werden können, die Forstwirtschaft überlegt sich, welche Bäume wirtschaftlich am besten wachsen.
Können Sie eine grobe Einordung machen, wie sich das Wetter in Deutschland verändern wird? Wird es wärmer, stürmischer, trockener?
Grob kann man sagen: Es wird wärmer. Im Süden wird es eine größere Erwärmung als im Norden geben. Aber darüber hinaus wird es ungenauer. Unsere Klimamodelle liefern zum Beispiel zum Thema Wind zu ungenaue Aussagen. Auch zur Trockenheit lassen sich nur Tendenzen herauslesen.
Text: Michael Kruse
Foto: Marina Hilliger Teaserbild: Lena Schulze
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