Funktioniert sie, oder funktioniert sie nicht? Seit 1989 ist die Kalte Fusion immer wieder ein Thema. Anne hat sich mit Dr. Hans-Stephan Bosch vom Max-Planck-Institut für Plasmaphysik in Greifswald darüber unterhalten, ob unsere Energie der Zukunft kalt oder heiß produziert wird.
31. October 2012 - 12:12 SPIESSER-Autorin Momo Ende.
Funktioniert die kalte Fusion, oder nicht?
Dr. Hans-Stephan Bosch sagt nein.
Was genau ist kalte Fusion?
Die Idee zur kalten Fusion kam im März 1989 auf. Die Wissenschaftler Martin Fleischmann und Stanley Pons veröffentlichten eine sensationelle Entdeckung. Sie behaupteten, sie hätten in einem mit Wasser gefüllten Becherglas eine große Menge Energie erzeugt. Diese sogenannte Fusionsenergie soll entstanden sein, in dem sie das Wasserbad durch Elektroden mit Strom versetzt hätten. Dadurch würden die Wasserstoffatome in den Elektroden eingelagert, und durch das enge Kristallgitter kämen sie so nahe, dass sie verschmelzen könnten. Das Neue an dieser Entdeckung war, dass sie Energie bei Raumtemperatur erzeugt hatten. Viele fanden diese Theorie spannend und haben selbst Versuche dazu angestellt. Erfolge blieben aber aus oder die Ergebnisse waren aufgrund von Fehlern nicht haltbar. Auch im ursprünglichen Experiment von Fleischmann und Pons waren einige Fehler klar zu sehen. Deshalb bestand von Anfang roßes Misstrauen gegenüber dieser Theorie.
Haben Sie schon an der kalten Fusion geforscht?
Natürlich. Im Max-Planck-Institut für Plasmaphysik haben wir schon einige Tage nach Fleischmanns und Pons' Veröffentlichung das Experiment nachgebaut. Zu einem positiven Ergebnis sind wir aber nicht gekommen. Dafür haben wir einige Fehler in den Experimenten von Fleischmann und Pons identifizieren können. Nach drei Monaten haben wir unsere Arbeit daran beendet. Damit war das Thema für uns erledigt.
Wie konnten dann andere Forscher zu Ergebnissen kommen?
Viele haben ihre Ergebnisse einfach falsch interpretiert, oder das Experiment war fehlerhaft aufgebaut. Bei einem Experiment eines italienischen Wissenschaftlers waren schlichtweg die Messinstrumente kaputt. Atome in einem Festkörper oder einer Flüssigkeit so nah zusammen zu bringen, dass sie sich berühren, widerspricht jedem physikalischen Gesetz, das wir kennen.
Wie stehen Sie zur kalten Fusion?
Ich verfolge die Forschung der kalten Fusion seit 23 Jahren und bisher hat sich noch nichts bestätigt, deswegen bin ich sehr, sehr skeptisch.
Funktioniert kalte Fusion also – oder nicht?
Ich bin sehr sicher, dass wir mit der kalten Fusion niemals Energie erzeugen können.
Sie forschen seit vielen Jahren an der heißen Fusion. Was hat es damit auf sich?
Wir nennen es die Fusion mit heißen Plasmen. Auch dabei werden Wasserstoffatome miteinander verschmolzen, um Energie zu erzeugen. Der Unterschied zur kalten Fusion ist, dass wir mit sehr hohen Temperaturen arbeiten, sonst könnten wir die Atome nie dazu bringen, aufeinander zu stoßen. Bei 100 Millionen Grad Celsius lösen sich die Elektronen von den Atomen und es entsteht ein Gemisch aus geladenen Teilchen – auch Plasma genannt.
Das Plasma sperren wir in eine Art Käfig. Den erzeugen wir durch magnetische Felder. Somit bleibt es uns erspart, ein Gefäß zu entwickeln, dass Temperaturen von 100 Millionen Grad Celsius stand hält. Zwar wenden wir dafür viel Energie auf, aber der große Vorteil der heißen Fusion ist, dass am Ende noch mehr Energie entsteht.
Was die Sonne kann, können wir auch. In Frankreich
entsteht zur Zeit ein Kraftwerk, das nach dem Prinzip
der Sonne funktioniert.
Das klingt eher nach einem Science Fiction Film oder ferner Zukunft. Seit wann wird denn schon daran geforscht?
An dieser Art der Fusion wird schon seit den 50er Jahren geforscht. Technisch ist es zwar sehr aufwendig, aber es lohnt sich. Den Vorgang den wir erforschen gibt es aber schon seit vielen Millionen Jahren, denn mit diesem Prozess erzeugt die Sonne ihre Energie. Die Idee ist also, eine kleine stationäre Sonne auf der Erde zu bauen.
Also können wir die heiße Fusion bald zur Energieerzeugung nutzen?
An sich ja, aber es wird noch eine Weile dauern. Auf unserem aktuellen Forschungsstand schaffen wir es, nur knapp so viel Energie zu erzeugen, wie wir aufwenden. Im wesentlichen ist es eine Frage, der Anlagengröße. In Frankreich gibt es derzeit das Projekt ITER (lat.: der Weg). An dem sind die Europäische Union, Russland, China, Japan, Süd-Korea, Indien und die USA beteiligt. Es wird eine Anlage gebaut, mit der ein so großes Plasma erzeugt wird, dass es zur Energiegewinnung reicht. 2020 soll das Fusionskraftwerk in Betrieb gehen. Wenn es läuft, wird zehnmal so viel Energie entstehen, wie vorher hineingesteckt wurde. Ein Fusionskraftwerk wird in etwa so viel Leistung haben, wie heute ein großes Kohlekraftwerk. Bis die Fusion kommerziell genutzt werden kann, dauert es aber noch bis 2050.
Text: Anne Kluge
Foto: "Johannes Ammon" / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by-nc)
http://creativecommons.org/licenses/by-nc/3.0/deed.de
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Der wäre sich nämlich sicher, dass man Energie überhaupt nicht "erzeugen" kann.
Ist mir auch gerade aufgefallen ^^
"Ich bin sehr sicher, dass wir mit der kalten Fusion niemals Energie erzeugen können."
Hätte auch von einem Politiker stammen können :D