Simon Schmitten, 23, ist gerade im 6. Semster seines Dualen Studiums, entwickelt Rohre, die von innen beheizt werden, und erzählt, warum alle Azubis und Dualen Studenten der EADS fliegen können.
Wenn man jemanden sagen hört, er macht „ein Duales Studium im Maschinenbau“, da denkt man ja zuerst, das muss voll der Technik- und Physikfreak sein. Muss man denn wirklich so sein, um so ein Duales Studium zu machen?
Nein, eigentlich überhaupt nicht. Na gut, ich muss sagen, mir ist Mathe und Physik eigentlich immer leicht gefallen. Es wird viel von einem erwartet in diesem Studium, aber wenn man das nötige Interesse, die Motivation und Zielstrebigkeit mitbringt, muss man kein "Freak" sein um bestehen zu können.
Sieht so ein Nerd aus? Nö. Foto: EADS
Du machst ja ein Duales Studium. Kannst du mal kurz erklären, was das überhaupt ist?
Duales Studium heißt, dass ich quasi eine Ausbildung und ein Studium gleichzeitig mache. Also ich bin die Hälfte meiner Zeit im Betrieb und die andere Hälfte beim Studieren. Während der gesamten Zeit bin ich fest eingestellt und werde von meiner Firma bezahlt.
Normalerweise soll sich die Zeit im Unternehmen und das Studium alle drei Monate abwechseln. Es kommt aber auch mal vor, dass es halbjährig ist.
Wo genau absolvierst du dein Duales Studium?
Also in der Ausbildung bin ich in der EADS. Das ist die Abkürzung für European Aeronautic Defence and Space Company. Am Anfang war ich in Ottobrunn, war aber nach einem Standortwechsel auch schon in Manching. Das Studium absolviere ich an der Berufsakademie, mittlerweile heißt sie Duale Hochschule. Sie liegt in Friedrichshafen am Bodensee.
Die EADS bietet ja verschiedene Duale Studiengänge im Bereich Maschinenbau an...
Ja genau. Ich mach den Bachelor of Engeneering in Maschinenbau, aber mit Fachrichtung Konstruktion und Informationsmanagement. Das dauert drei Jahre. Es gibt auch noch ein Duales Studium mit Fachrichtung in Luft- und Raumfahrttechnik. Da ist eine integrierte Berufsausbildung zum Fluggerätemechaniker und Fertigungtechniker dabei. Dieses Duale Studium dauert aber zwei Jahre länger als meines.
Nein, der Mann steht nicht auf dem Kopf! Er arbeitet. Foto: EADS
Warum hast du dich dafür entschieden, ein Duales Studium zu machen und keine „normale“ Ausbildung?
Dafür gibt es einige Gründe. Erstens ist es bei dem Dualen Studium so, dass ich eine gute Übernahmechance habe. Als ich mit meinem Studium angefangen habe, stand der Maschinenbau noch ziemlich gut da, aber mittlerweile ist das ein sehr großer Aspekt, auf den man achten muss. Und dann gibt es natürlich auch die Bezahlung nebenher. Als Student für eigentlich reines Studieren hier Geld verdienen zu können, spricht schon für sich.
Gibt es auch Aspekte, die beim Dualen Studium schwierig sind? Man hört ja immer, dass es sehr stressig ist, weil man im Gegensatz zum Studium nicht viel Freizeit hat?
Rein formell hat man weniger Freizeit. Während der Betriebszeiten hat man seine 30 Tage Urlaub im Jahr und während der Studienzeit an der Dualen Hochschule gar keinen Urlaub. Im Vergleich zu den Semesterferien ist das ziemlich wenig. Aber wenn ich mich dann mit Studenten unterhalte, müssen die auch in ihren Semesterferien Arbeiten schreiben oder jobben gehen, damit sie ihre Wohnung bezahlen können; dann denke ich, dass es verhältnismäßig ausgeglichen ist.
Die EADS hat ja über 100 000 Mitarbeiter. Hat dich das abgeschreckt oder wolltest du schon immer in ein so großes Unternehmen?
Ich wollte tatsächlich in ein so großes Unternehmen, weil ich mir da die besten Chancen zur Übernahme ausgerechnet habe. Außerdem fand ich Luft- und Raumfahrt schon immer faszinierend und habe mich deswegen gezielt darauf beworben.
Und wie sind die Aufnahmeverfahren?
Ich persönlich war ein bisschen spät dran mit meiner Bewerbung und habe deshalb nicht die normalen Aufnahmetests durchlaufen. Aber im Normalfall ist das ein Assessment Center. Man hat ein persönliches Einzelgespräch, bekommt Aufgaben gestellt und muss sich in einer Gruppenarbeit beweisen.
Foto: EADS
Welche Fertigkeiten sollte man neben Mathe- und Physikverständnis noch mitbringen?
Menschlich gesehen sollte man nicht verschlossen sein. In der Firma ist man mehr oder weniger auf sich gestellt und muss dann von sich aus die Leute ansprechen, wenn man Hilfe braucht, weil vieles nicht alleine geht. Man sollte also auf jeden Fall einigermaßen kommunikativ sein, sonst kommt man nicht weit. Fachlich sollte man einfach Technikinteresse mitbringen.
Wie sieht den Studium an der Dualen Hochschule so aus?
Also bei uns ist der Stundenplan komplett von A bis Z vorgegeben. Meine Vorlesungen behandeln alles mögliche. Von normaler Mathematik über Mechanik bis hin zum Konstruktionsmanagement.
Und was machst du, wenn du im Unternehmen bist?
Das ist ganz unterschiedlich. Man bekommt, je nach dem in welche Abteilung man kommt, seine eigenen kleinen Projekte oder arbeitet bei irgendetwas mit. Am meisten Spaß macht mir mein derzeitiges Projekt: meine Bachelorarbeit. Ich versuche ein Rohr zu entwickeln, das intern beheizt wird. Flugzeuge fliegen ja in große Höhen und da ist Luft ziemlich kalt. Das Wasser in den Rohren könnte also gefrieren. Genau deswegen müssen die Rohre beheizt werden.Ich entwickele also Rohre aus Faserverbundwerkstoffen, die das Wasser befördern und gleichzeitig beheizen.
Bei der EADS findet ja auch ein sozialpädagogisches Seminar auf der Insel Juist statt.Erzähl doch mal was darüber.
An diesem Seminar nimmt jeder teil, der ein Duales Studium macht. Nach ungefähr einem Jahr fahren die Teilnehmer für zwei Wochen auf die Insel. Wenn ich zusammenfassend sagen sollte, was man dort so macht, dann ist es wohl: Spaß haben. Es gibt verschiedene Gruppen mit jeweils verschiedenen Tagesprogrammen. Manche bauen Bogen, andere gehen segeln, wieder andere gehen wandern. Außerdem bekommt man jeden Tag Flugstunden in einem Motorsegler. Man sitzt quasi vom ersten Moment auf Juist im Flieger und hat den Steuerknüppel in der Hand. Das Fliegen war einfach ein großartiges Erlebnis. Natürlich geht es aber auch um die Weiterentwicklung von persönlichen Eigenschaftten und Fähigkeiten, sowohl kommunikativ als auch in Hinsicht der Selbsteinschätzung und Überwindung von Herausforderungen. Durch die viele Gruppenarbeit wird auch die Teamfähigkeit gefördert.
Wie geht es bei dir nach deinem Dualen Studium weiter?
Also ich habe vor, im Unternehmen zu bleiben. Dann gibt es auch noch die Möglichkeit, einen Masterstudiengang zu machen. Grundsätzlich könnte ich natürlich auch nochmal etwas anderes studieren, aber das ist für mich keine Alternative.
Dieser Artkel entstand in Kooperation mit "MINT- Zukunft schaffen". Hier geht es weiter zur Webside: www.mintzukunftschaffen.de
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