Stimmt. Normalerweise. SPIESSER-Volontärin Maria hat sich dem Härtetest auf dem Bauernhof gestellt und sich zwischen behuftem, gefiedertem und gehörntem Getier in die Arbeit gestürzt.
„Alles Scheiße!“, denke ich, als ich mit den Füßen tief im Misthaufen stecke. Drei Fuhren hab ich schon abgeladen. Gleich gehts direkt weiter – Scheißeschippen auf der Pferdekoppel. Und das bei Minusgraden.
So trifft man Volontärin Maria
im Redaktions-Alltag an
Mein Weg hat mich heute nicht wie gewohnt ins warme Büro geführt. Auf verschneiten Straßen steuere ich mein Auto im Schritttempo zum Kinder- und Jugendbauernhof im sächsischen Nickern.
Kurz und knapp begrüßen mich die Mitarbeiter in der Futterküche. Nach argwöhnischem Beäugen wird erstmal getuschelt. Mit dem Fazit, dass ich anfangs Mitarbeiterin „Biene“ begleiten soll. Sie ist eine von drei „Ökis“, die ihr freiwilliges ökologisches Jahr auf dem Hof absolvieren.
Auf engstem Raum tummeln sich 15 Menschen in der Futterküche. Sie bereiten das Essen für die tierischen Bewohner vor. In Regalen stapeln sich alle möglichen Sorten von Obst und Gemüse bis zur Decke. „Das stellt uns ein nahegelegener Kaufpark als Futterspende zur Verfügung“, erzählt Biene.
Die meisten Früchte sehen schon nicht mehr so gut aus und riechen faulig. Ist aber nicht schlimm, also rein mit den Fingern in die schleimige Traubenmasse und dann wird umgeschaufelt. Ohne Handschuhe – ich bin begeistert...
Arbeit im Stall? Kein Hindernis für Maria!
Nach dem Zubereiten führt mich Biene erstmal über den Hof und durch die Ställe. Im ersten Stall bin ich überrascht, wie groß Schweine und Kühe sind. Ich hatte zwar schon welche in natura gesehen, aber an diese Größenverhältnisse erinnere ich mich nicht.
Draußen auf der Koppel mampfen die Pferde ihr Frühstück. Ihre Dimensionen stimmen schon eher mit meiner Erinnerung überein. Vorbei am riesigen Klettergerüst für die Kinder des Hofs gehts zu den Hasen. Mein Herz schlägt höher! So gefällt mir Bauernhof: süße, flauschige Tierchen zum Streicheln.
Jetzt aber zu den Hühnern. Leider können wir noch keine Eier ernten – hier wird auch noch gefrühstückt. Biene drückt mir ein Huhn in die Hand. Ich schaue sie ängstlich an. Sie beruhigt mich: „Das ist ganz lieb.“ Irgendwie hilflos lasse ich das kleine Ding nach einer kurzen Streicheleinheit schnell wieder laufen. Aber dann kommen die anderen Hühner. Die sind viel größer. Und ausgesprochen aggressiv. Jetzt attackieren sie das winzige Hühnchen. Ich weiß nicht, was zu tun ist. Aber Retterin Biene: Sie setzt das Kleine hoch zu den Tauben.
Mama-Kuh und Baby-Kuh nehmen sich bei der
Größe fast nichts mehr.
Meine Rettung naht leider noch nicht so schnell. Dafür Jakob. Er ist Hofleiter und außerdem für die pädagogische Arbeit zuständig. Jakob führt mich in den Kuhstall.
„Was von den beiden Geräten hier ist eine Mistgabel?“ Jakob hält mir zwei Geräte vors Gesicht. Puh, keine Ahnung. Die sehen auch nicht wirklich unterschiedlich aus. Eine hat drei Zinken, die andere vier. „Mhh, ich tipp auf links. Das mit vier Zacken.“ Unglaublich, aber wahr: richtig geraten, ha!
Zum Kotzen! Die Jauchegrube
stinkt echt zum Himmel...
Mit Äpfeln soll ich Mama-Kuh und Baby-Kuh weglocken, damit wir sauber machen können. Leichter gesagt als getan. Irgendwie habe ich Angst, dass die Äpfel samt meiner Hände verschlungen werden. „Einfach hinhalten“, meint Jakob. „Ah, na klar und dann stehe ich gleich ohne Hände da!?“ Egal. Ich nehme allen Mut zusammen und gehe ein Stück näher. Vorsichtshalber schau ich weg – die riesigen Zungen sind echt unheimlich. Als ich meine Augen wieder öffne, sind die Äpfel weg und die Hände noch da. Läuft doch!
Es folgt ein wirklich anstrengendes Geschaufel von Kuhfladen und nassem Stroh. Mein Rücken und ich finden das gar nicht so komfortabel.
Als Jakob dann mit seinen Händen in einem Loch pult, um den Abfluss von Dreck zu befreien, vergeht es mir endgültig. Es riecht so streng nach Jauche, dass ich krampfhaft damit beschäftigt bin, mein Frühstück drinzubehalten.
Immerhin hat er Gummihandschuhe an. „Wie kann man so etwas jeden Tag freiwillig machen?“, platzt es aus mir heraus. Er lacht. Und versichert: „Das gehört auch nicht zu meinen Lieblingsaufgaben.“ Beruhigend.
Schweres Gerät. Schaufel und Besen wären
Maria lieber gewesen!
Wir bestücken den Kuhstall mit frischem, sauberem Stroh. Dann gehts wieder zu den Pferden. Die haben inzwischen ganze Arbeit geleistet und ihre Haufen systematisch auf der kompletten Koppel verteilt. Jakob drückt mir ein neues Gerät in die Hand. Es ähnelt meiner Mistgabel, nur mit mehr Zacken und gefühlten 10 Kilo Gewicht.
„Viel Scheiße, wenig Sand“, weist Jakob an. Während ich mich quäle, Äpfel und nicht Sand in die Karre zu hieven, lassen die Pferde am gerade gesäuberten Ende der Koppel der Natur abermals freien Lauf. Klasse, denke ich und schiebe ihnen mühsam meine volle Schubkarre entgegen. Nochmal von vorn, der ganze Spaß.
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