Brände löschen und Leben retten – Feuerwehrmann zu werden war auch der Kindheitstraum von SPIESSER-Autor Adrian. Für den SPIESSER-Härtetest kam er richtig ins Schwitzen und musste glatt gerettet werden.
Bedeckter Himmel, ein kalter Wind weht mir um die Ohren. Es ist Donnerstagmorgen und ich stehe vor der Schule der Berufsfeuerwehr Köln. Hier werden Menschen zu Lebensrettern ausgebildet. Während eine Gruppe angehender Brandmeister in der Theorieprüfung schwitzt, bin ich keinen Deut weniger aufgeregt. Wer die schriftlichen Tests bestanden hat, muss weiter zur Einsatzübung. Dort darf ich heute mit und Opfer spielen!
Alles gut in Schuss?
Better safe than sorry
Einmal Feuerwehrmann sein. Ein langer Kindheitstraum wird wahr. Der angehende Brandmeister Enrico bekommt meinen Tatendrang schon zu spüren. Kaum in der Fahrzeughalle angekommen, muss er mich aus dem ersten Feuerwehrfahrzeug ziehen. Meine Faszination verleitet mich, den tonnenschweren Koloss von innen zu begutachten. „Ins Fahrzeug gehen wir erst, wenn die Ausrüstung überprüft ist“, so seine freundliche, aber bestimmte Ansage.
Alles folgt einem strikten Plan. Dass die Feuerwehrleute auf ihre Ausrüstung achten, ist mehr als Formsache. Das merkt man an der Gewissenhaftigkeit, mit der Enrico jedes Detail in Augenschein nimmt: Sauerstoffflaschen an Bord? Funkgeräte intakt? Schläuche ordentlich verstaut? Im Einsatz kann Schlampigkeit Leben kosten.
Brandmeister auf Umwegen
Für den ehemaligen Bundeswehrsoldaten kam ein Bürojob nie in Frage. Nach der Laufbahn beim Bund, blickt er nun seiner Karriere als Brandmeister entgegen. Er ist der zweite Ex-Soldat, den ich hier treffe. Die Gruppe ist bunt gemischt. Nicht nur der Altersunterschied ist groß. Auch haben die meisten schon vor der Feuerwehr gearbeitet, etwa als Tischler oder Pferdewirt.
So sieht ein glücklicher Feuerwehrmann aus
Endlich darf ich in die Feuerwehrautos. Mit einem lauten Zischen springen die Motoren der tonnenschweren Fahrzeuge an und wir bewegen uns mitsamt Ausrüstung in Richtung Übungsplatz. Ein halbes Dutzend Fahrzeuge zähle ich.
Tatort Schule
Nach einer gefühlten Ewigkeit kommen wir an einer alten Schule an – der Übungsplatz für den Ernstfall. Während ich darauf warte, dass die Feuerwehrleute aus den Autos springen und wild keuchend umher rennen, passiert das Gegenteil. Eine hochkonzentrierte Stimmung macht sich breit, Anspannung liegt in der Luft. Dass es sich um eine Prüfungssituation handelt, ist nur ein Grund. Die Männer und Frauen nehmen ihren Job ernst. „Wir haben es mit einem Chemieunfall und starker Rauchentwicklung zu tun“, instruiert Einsatzleiter Schwan. Aber wo ist das Feuer?
Ehe ich mich versehe, wird mir bewusst, dass es das gar nicht braucht. „Hier, dein Helm mit Maske“. Mit einem Ruck stülpe ich den Helm über. Statt Feuer gibt es Milchglasfolien. Die verschleiern die Sicht wie bei starkem Rauch. Wer da noch durchsehen kann, hat einen Röntgenblick. Ich gehöre wohl eher nicht dazu.
Das wär’s gewesen!
Wir betreten als Angriffstrupp zuerst das Gebäude. Damit sind wir für die Erstversorgung zuständig. Geduckt bewegen wir uns durch das unübersichtliche Areal. Die Feuerwehrleute atmen schwer unter der Last der Sauerstoffflaschen. Kurze und für mich unverständliche Anweisungendurchdringen das Funkgerät.
Während wir uns den Weg durchs Gebäude bahnen, spüre ich eine Hand an meiner rechten Schulter. Enrico hält mich fest: „Tür im Weg!“ Wäre ich in einem brennenden Gebäude gewesen, hätte das mein Ende sein können. Mit dem Handrücken prüft der Angriffstrupp die Tür auf Wärmeentwicklung. Wer das vergisst, riskiert bei einer Rauchgasexplosion innerhalb von Sekunden zu verbrennen.
Mich hat’s erwischt
Opfer gefunden
Und dann trete ich in Aktion. Unentdeckt von den anderen Feuerwehrleuten nimmt mich Einsatzleiter Schwan zur Seite. Ich darf Opfer spielen. „Ich hoffe, du hast die Luxusklamotten zu Hause gelassen.“ Meine Rettung hatte ich mir zwar eher sanft vorgestellt, doch jetzt gibt es kein Zurück mehr.
Auf dem Boden kauere ich mich zusammen und muss keine zwei Minuten warten, bis es heißt: „Verletzter!“ In meinem Kopf stelle ich mir die Maske mit dem Milchglas vor, die die Sicht verschleiert. Meinen Helm durfte ich inzwischen abnehmen. Dass die Retter mich gefunden haben, ist faszinierend. Über Funk verbreitet sich die Kunde. Meine Retter atmen erleichtert auf.
Doch noch bin ich nicht aus der Gefahrenzone befreit. Als ob 25 Kilogramm Ausrüstung nicht genug wären, müssen sie mich auch noch rausschleppen. Auch wenn alles nur gestellt ist: Selten habe ich mich sicherer gefühlt. Während ein Feuerwehrmann mir die ganze Zeit gut zuredet, tragen mich seine Kollegen an die frische Luft. Von dort aus geht es auf die Trage und in Richtung Rettungswagen – Mission erfüllt!
Geschafft! Brand gelöscht, Adrian gerettet
Während ich das Gefühl bekomme, etwas an diesem Morgen geleistet zu haben, verwerfe ich den Gedanken beim Anblick der Feuerwehrleute sofort wieder. Durchgeschwitzt und zufrieden sehen sie aus, denn sie haben den fiktiven Brand gelöscht. Auch ich bin erledigt – und das nur von einer Simulation. Der Beruf Feuerwehrmann wäre mir definitiv zu anstrengend! Und aufs Opfersein würde ich in Zukunft auch lieber verzichten.
Text: Adrian Arab
Fotos: Jakob Kaliszewski
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