Was passiert, wenn man sein Smartphone mal für eine Weile beiseite packt? Wie fühlt es sich an, wenn man abgeschottet von allem Gewohnten allein ist? Das sollte SPIESSER-Autor Benedikt im Schweigekloster für uns herausfinden. Ob er danach noch mit uns gesprochen hat? Ein stiller Härtetest.
06. October 2014 - 13:45 SPIESSER-AutorIn Ben Edikt.
Völlig unscheinbar liegt es mitten im Wald: das evangelische Gethsemane-Kloster, Eigentum der Klosterkammer Hannover, Heimat von vier Brüdern sowie drei Männern, die dort auf Zeit leben. Das Kloster wird als ein Ort des Schweigens bezeichnet, ein kleiner Mikrokosmos, an dem Besucher zu ihrem Glauben finden sollen – fernab von ihrem Alltag.
WG-Leben im Kloster
Challange accepted!
Am Eingang begrüßt mich Norbert. Er ist einer derjenigen, die für einige Zeit im Kloster leben. Norbert führt mich durch das langgestreckte Areal. Die Schweigebereiche, die mit Schildern am Wegesrand gekenn-zeichnet sind, fallen mir als Erstes auf. Ich frage ihn, wie ich mich eigentlich verhalten sollte, wenn ich auf dem Gelände jemand anderem begegne: „Ein freundliches Nicken ist vielleicht die beste Wahl.“
Norbert zeigt mir, wo ich die nächsten Tage wohne: in einer Männerklausur mit vier Einzelzimmern, einer Küche und einem Bad. WG-Leben im Kloster also. Ich bin allerdings der einzige Bewohner.
Mein Zimmer ist eher zweckmäßig eingerichtet, am modernsten sind die Lampen. An der Haustür prangt ein Schild mit einem Handy, Kopfhörern und einem Laptop drauf. Alle drei Symbole sind rot durchgestrichen. Ich packe mein Smartphone zurück in die Tasche – es soll die nächste Zeit nicht angerührt werden. Ich will mich ganz auf mich und meine Aufgabe konzentrieren. Bevor Norbert mich allein lässt, verweist er noch auf die Glocke vor meinem Zimmer: „Sie wird morgens um 6:45 Uhr läuten, einen Wecker brauchen Sie nicht zu stellen. Wir erwarten Sie um sieben Uhr zum Morgengebet.“ Das große Schweigen hat begonnen.
Neu entdeckt: das Buch
Ob das Buch viele Likes hat?
Am Abend geht es zu meiner ersten klösterlichen Gebetsstunde. Ich bin überrascht: Mönche wie Besucher sitzen andächtig zusammen, beten und singen Kirchenlieder. Ich erfahre: Das Schweigen selbst findet außerhalb der Gebetsstunden statt. Mit jedem Gast wird zudem ein Einführungsgespräch vereinbart. Wieder kein Schweigen.
Ich treffe mich mit Bruder Achim, dem Vorsteher des Klosters. „Die meisten Gäste“, erzählt er mir, „sind gläubig und suchen in der Stille nach Gott.“ Ich mache Bruder Achim auf sein Notebook aufmerksam, das in seinem Arbeitszimmer liegt. „Ja, auch ich schaue ab und zu auf Spiegel Online vorbei“, erklärt er. „Es geht uns nicht darum, die heutigen Medien zu verteufeln. Hier soll aber ein Raum für die Seele geschaffen werden. Die Medienwelt hat den Menschen doch sehr im Griff.“
Ich muss mich an einen veränderten Tagesablauf gewöhnen. Zum Frühstück Radio hören? Mails auf dem Smartphone checken? Die Lieblingsserie schauen? Auf all das zu verzichten, fällt mir nicht leicht. Wer weiß, was Freunde und Familie machen und ob es ihnen gut geht? Von der Fußball-Weltmeisterschaft bekomme ich nichts mit. Vielleicht stehen längst russische Bodentruppen vor dem Klostertor? Ich versuche, mich zu beruhigen. Der Verzicht auf bestimmte Dinge kann ja auch neuen Raum öffnen, sich mal mit seinem Innersten zu beschäftigen – oder nicht? Ich denke viel darüber nach, was ich die letzten Jahre geschafft und nicht geschafft habe, wem ich begegnet bin und welche Ziele und Träume ich überhaupt verfolge.
In der Zeit, in der ich über das Gelände schlendere, fällt mein Blick auf ein Medium, das schon seit vielen Jahrhunderten existiert und heute nicht mehr so präsent ist: das Buch. Ich schnappe mir ein Exemplar aus der Bibliothek, in dem jemand seine sieben Monate in einem Trappistenkloster in den USA beschreibt. Ich bin im Kloster und lese wie jemand im Kloster ist. So viel zur Ironie des Lebens…
Heimkehr in die Welt
Wetten, dass Benedikt gerade in Gedanken seine
Mails durchgeht?
Nach drei Tagen packe ich wieder meine Sachen. Das Schweigen fiel mir nicht so schwer, wie zunächst gedacht. Die Ruhe und Spiritualität, die man sucht und findet, ist sogar angenehm. Zum Ende des Klosteraufenthaltes steht ein abschließendes Gespräch mit Bruder Achim an. Er fragt mich nach meinem Befinden. Ich erzähle ihm, wie ich die Tage verbracht habe. Eine wirkliche Herausforderung war der Verzicht auf mein Handy. Zu sehr gehört dieses Gerät zu meiner Alltagsroutine.
Ich schultere meine Tasche und gehe los. Mit einem leisen Knacken schließt sich die Tür der Klostermauer hinter mir. Die Welt hat mich wieder. Zu Gott habe ich in der Kürze der Zeit zwar nicht gefunden, aber das kann ja noch werden. Meine erste Handlung? Natürlich das Handy rauskramen. Wirklich viel getan hat sich in der Zeit „da draußen“ aber auch nicht. Die Welt dreht sich woanders eben doch nicht schneller.
Text: Benedikt Hommann
Fotos: Christian Schwier
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