Engagiere ich mich schon für die Umwelt, nur weil ich eine Biomülltonne habe? Oder darf ich mich erst „engagiert“ nennen, wenn ich mindestens eine Schule in Afrika eröffnet habe? SPIESSER sucht das Engagement vor der eigenen Haustür und ganz weit weg.
23 Millionen Deutsche engagieren sich
„Hasenohr, Hasenohr, einmal rum und dann durchs Tor.“ Der fünfjährige Finn hat genau beobachtet, wie ihm Trainer Sebastian den linken Fußballschuh mit einer Schleife zugebunden hat. In zwanzig Minuten wird Finns rechter Schuh offen sein und Sebastian muss wieder ran, denn das Schleifenbinden klappt bei seinem Schützling noch nicht so gut. „Dafür dribbeln sie aber schon ganz ordentlich“, lobt der Sportstudent seine 14 Nachwuchskicker. Geld bekommt er keines dafür, dass er drei Nachmittage pro Woche Kindern zeigt und erklärt, was es mit dem Abseits auf sich hat, warum Schwalben verboten sind − oder eben wie man Schuhe bindet. Und zwar Kindern, deren Familien sich keine Mitgliedschaft in einem „richtigen“ Fußballverein leisten können. „Mir liegt das am Herzen. Sport ist gerade für diese Kids wichtig. Sie lernen Regeln, toben sich aus und ein Torschuss ist wie eine Streicheleinheit fürs Selbstvertrauen.“ Und genau deshalb engagiert sich Sebastian ehrenamtlich in seiner Freizeit − genau wie 23 Millionen andere Deutsche.
Jaja, die Griechen und die Römer...
Wie wichtig freiwilliges Engagement für eine Gesellschaft ist, wussten schon die alten Griechen: „Wer an den Dingen der Stadt keinen Anteil nimmt, ist kein stiller, sondern ein schlechter Bürger“, urteilte der Athener Staatsmann Perikles 500 vor Christus über seine unengagierten Mitbürger. Wer sich nicht für das Gemeinwesen interessierte wurde als „idiotes“ bezeichnet. Übersetzt bedeutet das Wort einfach „Privatmensch“, war aber eindeutig negativ konnotiert. Die großen griechischen Philosophen, allen voran Platon und Aristoteles, waren überzeugt, dass der Mensch nicht dafür gemacht ist, allein und nur für sich zu leben.
Auch bei den alten Römern gehörte gesellschaftliches Engagement zum guten Ton. Politische Positionen waren damals fast ausschließlich Ehrenämter. Unsere Spitzenpolitiker heute werden dagegen ziemlich anständig bezahlt. Die meisten politisch engagierten Menschen Deutschlands betreiben ihr Ehrenamt allerdings noch ganz im Stil der alten Römer: völlig unentgeltlich.
Politisches versus soziales Engagement
Votet für den Publikumspreis!
Bis zum 15. November könnt auch ihr darüber abstimmen, welches der 19 vorausgewählten Projekte den Publikumspreis erhält. Hier geht es zum Voting.
Wenn ihr selbst aktiv seid und andere davon überzeugen wollt, dann unterstützt die Kampagne „Geben gibt.“ auf Facebook, SchülerVZ oder StudiVZ und folgt ihr bei Twitter. Die Kampagne wird gefördert durch den Zukunftsfond der Generali Deutschland Holding AG und das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Ruben trat mit 16 Jahren der „Grünen Jugend“ bei. „Ich will aktiv mitgestalten können, was hier politisch passiert und mich nicht nur über ‚die da oben‛ beschweren. Dafür haben wir schließlich eine Demokratie“, erklärt er seine Motivation. Politisches Engagement in Form einer Parteimitgliedschaft hat allerdings im Gegensatz zu sozialem oder ökologischem Engagement einen schlechten Ruf. Die Nachwuchspolitiker engagierten sich vor allem für die eigene Karriere oder um ihre Chancen auf Stipendien zu erhöhen, lautet ein gängiges Vorurteil, mit dem auch Ruben vertraut ist. „Ich glaube allerdings nicht, dass es meine Karriere fördert, wenn ich einen Samstag lang auf der Hauptstraße Karotten schäle und verteile, um die Leute für Biogemüse zu begeistern“, kontert er.
Nützt Engagement nur einem selbst? Was hat die Gesellschaft vom "Dienst an der Gesellschaft"? Lest mehr auf der nächsten Seite!