Oft höre ich: „Musst du das machen? Kriegst du Geld dafür? Nein? Warum zum Teufel machst du es dann?“ Diese Fragen bekommt man als ehrenamtliche Mitarbeiterin, wie ich eine bin, nicht selten gestellt. Man könne die Zeit doch „nutzen“, zum Beispiel, um vorm PC zu sitzen oder fernzusehen. Ich persönlich finde es da sinnvoller, meine Kraft in ein Projekt zu investieren, das diese dringend benötigt.
Der Schwerpunkt ist Öffentlichkeit
Ein wichtiger Teil unserer Arbeit in der Aids-Hilfe ist Prävention – in sexueller Hinsicht, aber auch Suchtprävention. Natürlich wird auch beraten, aber die Öffentlichkeitsarbeit ist unser Schwerpunkt. Da die Aids-Hilfe Westsachsen e. V. aus Kostengründen leider nur drei festangestellte Mitarbeiter hat, werden Ehrenamtliche benötigt, um möglichst viel Öffentlichkeitsarbeit machen zu können, denn die ist unheimlich wichtig. So kommt man mit vielen verschiedenen Menschen in Kontakt.
Wenn ich dann mit Leuten ins Gespräch komme, sind die Reaktionen sehr unterschiedlich. Aber es ist einfach schön, sich mit anderen Menschen zu unterhalten, sie zu überzeugen und auch aufzuklären. Man hat das Gefühl, etwas bewegen zu können, wenn man dafür sorgt, dass Menschen mehr über HIV wissen und dies auch weitergeben. Wenn sie darüber nachdenken, werden sie vielleicht irgendwann auch selbst helfen.
Denn die Leute werden zu Hause erzählen: „Du, ich war heute in der Stadt. Da war ein Stand von der Aids-Hilfe und da habe ich erst erfahren, dass HIV über Speichel gar nicht übertragbar ist.“ Aufklärung in diese Richtung macht Freude. Auch das Diskutieren mit Leuten, die irgendetwas gehört haben oder irgendetwas wissen, macht unheimlich Spaß. Beiden Seiten bringt es was. Ich behaupte ja nicht, allwissend zu sein, oft lerne ich auch noch was zum Thema Aids dazu. Das macht die Arbeit mit Menschen ja so einzigartig.
Es wurde nominiert!
Und zwar für den Deutschen Engagementpreis 2010. Der Preis ehrt Menschen, die sich für die Gesellschaft engagieren. In diesem Jahr soll besonders das Engagement Jugendlicher sichtbar gemacht werden. Einsendeschluss war der 31.Juli 2010. Die Sieger der einzelnen Kategorien werden von einer Jury gewählt und auch ihr könnt online abstimmen. Auf www.geben-gibt.de gibt es alle Einzelheiten. Wenn ihr selbst aktiv seid und andere davon überzeugen wollt, dann unterstützt die Kampagne „Geben gibt.“ auf Facebook, SchülerVZ oder StudiVZ und folgt ihr bei Twitter. Die Kampagne wird gefördert durch den Zukunftsfond der Generali Deutschland Holding AG und das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Natürlich gibt es auch Leute, die mich einfach frustrieren. Sie machen einen großen Bogen um den Stand, wollen nur Kulis abstauben, obwohl die Aids-Hilfe kaum Geld hat, diese zu bezahlen. Oder sie sagen Dinge wie: „Alle Positiven sind selbst schuld“ oder „Aids ist doch heilbar“. Aber gerade deswegen bleibe ich bei der Sache.
Die persönlichen Erfolge motivieren
Es ist mein persönlicher Antrieb, auch innerhalb unserer Aids-Hilfe etwas zu ändern oder ein neues Projekt ins Leben zu rufen. Vor zwei Jahren zum Beispiel haben wir gemeinsam mit dem Blinden- und Sehbehindertenverband eine Aufklärungs-CD zum Thema HIV/Aids herausgebracht. Das war bundesweit das erste Projekt dieser Art – Aufklärung auch für Blinde und Seh- oder Lesebehinderte. Wenn so etwas erfolgreich funktioniert, ist das ein kleiner persönlicher Erfolg.
Man kann aus so einem Ehrenamt viel gewinnen – und damit meine ich nicht, dass ich kostenlos Kondome bekomme. Man lernt, sich Ziele zu setzen und sich einzusetzen, um diese zu erreichen. Außerdem gewinnt man an Wissen. Durch den Kontakt mit den Menschen stärkt man auch sein Selbstbewusstsein und sein Selbstvertrauen. Diese Arbeit ziehe ich dann einfach einem PC-Nachmittag vor – und zwar mit dem guten Gefühl, wieder einen kleinen Schritt zu einer besseren Welt beigetragen zu haben.
Text/Fotos: Daniela Struckmann
Was denkt ihr über Danielas soziales Engagement? Seid ihr selbst engagiert? Was hat man davon, ein Ehrenamt, welcher Art auch immer, auszuüben? Diskutiert darüber in der Kommentarbox!
Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit „Geben gibt. Bündnis für Engagement“